Bewertung und Kritik zu
KEIN SCHICKSAL, KLYTÄMNESTRA
von Nino Haratischwili
Regie: Enrico Lübbe
Premiere: 24. April 2025
Schauspiel Leipzig
Zum Inhalt: Klytämnestra hat sich nicht darauf beschränkt, Tempel und Waisenhäuser zu eröffnen. Sie hat sich erlaubt zu regieren. Zehn Jahre lang. Die Jahre, die ihr Mann König Agamemnon als Heerführer im Trojanischen Krieg verbrachte. Nun ist Agamemnon zurückgekehrt als Sieger und möchte, dass alles wieder so sein soll wie früher.
Erwartungen treffen aufeinander, Erinnerungen auch. Und Wunden reißen auf. Die, die andere ihnen beigebracht haben. Und die, die Klytämnestra und Agamemnon sich gegenseitig zugefügt haben. Die tiefste Wunde ist der Tod der gemeinsamen Tochter Iphigenie.
Während im antiken Mythos Agamemnon Iphigenie im Vorfeld des Trojanischen Krieges opfert, um eine Strafe der Götter zu umgehen, ist es in Nino Haratischwilis Version der Geschichte so, dass Iphigenie sich selbst geopfert hat. Vielleicht für ihre Eltern, vielleicht für eine große Idee, vielleicht für eine neue Zeit, die besser werden soll. Iphigenies rätselhaftes Motiv gehört zu den Ungewissheiten, die das Leben der Figuren prägen. Einem Krimi gleich rekonstruiert das Drama die Kipppunkte der Geschichte — und den Umgang der Figuren damit: Die Sehnsucht nach Veränderung ist genauso stark wie die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Dem Willen nach Erinnerung steht der Wille nach Vergessen gegenüber.
Autorin: Nino Haratischwili
Regie: Enrico Lübbe
Raum: Hugo Gretler
Kostüme: Sabine Born
Musik: Philip Frischkorn
Dramaturgie: Torsten Buß
Licht: Veit-Rüdiger Griess
Video: Matthias Gruner
Ton: Gregory Weis
Inspizienz: Ulrich Hänsch
Soufflage: Christiane Wittig
Regieassistenz: Lukas Leon Krüger
Maske: Julia Markow, Barbara Zepnick
Requisite: Thomas Weinhold
Bühnenmeister: Patrick Ernst
Ankleidung: Evelyn Ansorge, Weerasak Karnchuang, Swetlana Rheia
Regiehospitanz: Tom Uslaub
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla