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Oper Leipzig
SPIELPLAN & KARTEN

Schauspiel Leipzig
SPIELPLAN & KARTEN

Bewertung und Kritik zu

Bewertung und Kritik zu

LAZARUS
von David Bowie & Enda Walsh
Regie: Hubert Wild 
Premiere: 15. Juni 2019 
Schauspiel Leipzig 

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Zum Inhalt: Als David Bowie 1976 in Nicolas Roegs Film „Der Mann, der vom Himmel fiel“ als Thomas Jerome Newton zu sehen war, schien es manchem Zuschauer, als spiele der britische Sänger sich schlicht selbst. Die Rolle des Außerirdischen, dem die Erdschwerkraft mitunter zu viel wird, schien Bowie mit seiner ätherischen Erscheinung wie auf den Leib geschrieben — und das nicht nur aufgrund seiner Körperlichkeit: Das Thema des Fremden, der in einer profitgierigen Welt strandet, an der er schließlich — trotz großen Erfolges — zerbricht, war Bowie selbst sicher nur allzu vertraut.
Und es ist sicherlich kein Zufall, dass von allen Masken und Metamorphosen des Ausnahmekünstlers Bowie ausgerechnet diese eine späte Auferstehung feiert. Vierzig Jahre nach dem Film plant Bowie, Thomas Jerome Newton ein neues Projekt zu widmen: eine Fortsetzung der Story als Musical. Gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh entwirft er die Vision eines Newton, der, alterslos und unfähig zu sterben, nur noch Gin trinkend und synthetische Süßigkeiten verschlingend vor dem Fernseher sitzt. Um ihn herum führen reale und imaginäre Figuren Szenen aus Newtons Vergangenheit auf und lassen gleichzeitig die Gegenwart zu einem rätselhaft-verworrenen „Fiebertraum“ (Enda Walsh) werden. Ein namen- und schicksalloses Mädchen gibt ihm die Hoffnung, doch noch auf seinen Heimatplaneten zurückkehren zu können. Die halluzinogene Reise Newtons in die Abgründe seines Seins wird getragen von der gleichzeitig hymnischen und ätherischen Musik David Bowies — Welthits wie „Life on Mars?“, „Absolute Beginners“ und „Sound and Vision“ werden ergänzt von eigens für das Musical entstandenen Songs — den letzten, die Bowie geschrieben hat.
Denn zur gleichen Zeit, als Bowie dieses, sein letztes großes Projekt in Angriff nimmt, wird Krebs bei ihm diagnostiziert; nur wenige Wochen nach der Uraufführung stirbt „Der Mann, der vom Himmel fiel“ — und so wird die Wiederbegegnung mit Newton zu Bowies künstlerischem Vermächtnis, zu einem Requiem für sich selbst. Ein kühl-melancholischer Rückblick, gleichzeitig eine Abrechnung mit dem Abschiednehmen und eine Feier des Eigensinns, des Andersseins.

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DIE VERKAUFTE BRAUT
von Bedrich Smetana
Regie: Christian von Götz 
Premiere: 15. Juni 2019 
Oper Leipzig 

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Zum Inhalt: Marie soll unter der fachkundigen Mitwirkung des Hei­ratsvermittlers Kezal mit Wenzel, dem Sohn des Groß­grundbesitzers Micha, verheiratet werden. Sie liebt ­jedoch Hans, der sich vor Jahren aus der dörfli­chen Enge verabschiedet hat und nun inkognito ­wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist. Um Maries Verheiratung mit Wenzel zu verhindern, schlägt Hans dem Heiratsvermittler einen Deal vor. Er verzichtet gegen ein beträchtliches Sümmchen Geld auf seine Marie unter der Bedingung, dass diese aus­schließlich den Sohn Michas heiraten dürfe. Denn auch Hans entpuppt sich als ein Sohn des Großgrund­besitzers.

Nicht ohne Grund hat der Komponist des bekannten Orchesterstücks »Die Moldau« seinen ­gesamten ­Orchesterzyklus »Mein Vaterland« genannt. Auch »Die verkaufte Braut« führt uns in seine Heimat und auch dieses Werk enthält mit dem Tanz der Komö­dianten eines der berühmtesten Orchesterstücke des Komponisten. Das 19. Jahrhundert sah in dem ko­mischen Singspiel die »Nationaloper« ­schlechthin, in deren Musik sich die »böhmische Volksseele« ­ausdrückt, Kategorien, die heute überholt anmuten. Vor diesem Hintergrund wirkt Smetanas »Verkaufte Braut« eher wie eine nostalgische Zeitreise in die Zeit der arrangierten Ehen. Sein Blick richtet sich ­weniger auf die große Nation als vielmehr auf den Mikro­kosmos der dörflichen Welt, die zwar nach ihren eigenen ­Gesetzmäßigkeiten funktioniert, in der aber doch stets das Menschliche siegt.

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MADAME POMPADOUR
von Leo Fall
Regie: Klaus Seiffert 
Premiere: 1. Juni 2019 
Oper Leipzig - Musikalische Komödie 

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Zum Inhalt: Karneval in Paris: Begehrenswert schön und abenteuer­lustig stürzt sich Madame Pompadour, Mätresse von König Ludwig xv., inkognito in das aufregende Nachtleben des »Musenstalls«. Auf der Suche nach einer ­prickelnden Liebschaft trifft sie dort nicht nur den aufsässigen Dichter Calicot, der frivole Spottlieder auf sie singt, sondern auch den Grafen René, der ebenfalls ­unerkannt eine Auszeit vom faden Land- und Ehe­leben nimmt. Mitten in den amourösen ­Verwicklungen versucht der tölpische Polizeiminister Maurepas die ­Pompadour in flagranti zu erwischen und sie damit beim König bloßzustellen. Doch Madame ist nicht nur schön, sondern auch gewitzt: Einfallsreich gelingt es ihr, Calicot zum Hofdichter zu ernennen und René als ihren persönlichen Leibwächter anzustellen – selbst­verständlich mit Zugang zu ihrem Schlafzimmer. ­Einem erotischen Stelldichein stünde nun nichts mehr im Wege, wären da nicht der eifersüchtige ­König und Renés besorgte Gattin …

Mit Madame Pompadour betritt als berühmtes Pendant zu Casanova nun eine der großen Verführerinnen die Bühne der Musikalischen Komödie. Nicht von ungefähr wurde Leo Falls drittletzte Operette zu seinem größten Erfolg: In ihren witzig-anzüglichen Einfällen und schwungvoll-eingängigen Melodien wie »Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch« zeichnen sich vor dem Hintergrund des umtriebigen ­Pariser Rokoko die freizügigen Zwanzigerjahre ihrer Entstehungszeit ab.

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PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG
von Heinrich von Kleist
Regie: Philipp Preuss 
Premiere: 27. April 2019 
Schauspiel Leipzig 

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Zum Inhalt: Der Krieg gegen das schwedische Heer ist in vollem Gange und der preußische Reitergeneral Prinz Friedrich von Homburg soll sich für die entscheidende Schlacht rüsten. Stattdessen ist er aber tief in seine Traumwelten versunken. Der Kurfürst nutzt den somnambulen Zustand Homburgs und unterzieht ihn einer Prüfung, in deren Verlauf Homburg seine innersten Wünsche preisgibt: Er spricht den Kurfürsten als Vater an, sieht sich als gekrönten Sieger der Schlacht und benennt Natalie, ihr einen ihrer Handschuhe entwendend, als seine ihm anvertraute Braut. 
Nach dem Erwachen findet Homburg keine Erklärung für das Erlebte und überhört, mit den Gedanken einzig bei dem wundersamen Handschuh, den ausdrücklichen Befehl, erst auf ein Zeichen des Kurfürsten in die Schlacht einzugreifen. So schreitet Homburg verfrüht ein und glaubt seinen Traum als Prophezeiung, als er mit der Armee einen Teilsieg erlangt. Er nimmt sich Natalie zur Braut und macht sich bereit, auch die Nachfolge des vermeintlich gefallenen Kurfürsten anzutreten. Doch die erwartete Siegesfeier bleibt aus, denn der Kurfürst erscheint und lässt ihn aufgrund der Befehlsverweigerung zum Tode verurteilen. 
Als Homburg realisiert, dass der Kurfürst das Kriegsrecht durchsetzen und ihn hinrichten lassen will, findet er sich im Angesicht seiner Vergänglichkeit in den Grundfesten seiner Essenz und seines Selbstbildes erschüttert: Er fleht um sein Leben, bereit, seine Posten niederzulegen und einer Heirat Natalies abzuschwören — nur leben will er dürfen. Der Kurfürst entschließt sich schließlich, den Prinzen unter einer Voraussetzung zu begnadigen: dass dieser den Urteilsspruch für ungerecht erklärt. Doch das kann Homburg nicht mit seinem Gewissen vereinbaren …

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NACHT OHNE STERNE
von Bernhard Studlar
Regie: Gordon Kämmerer
Leipzig-Premiere: 20. April 2019 
Schauspiel Leipzig 

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Zum Inhalt: Wir leben in einer Welt, in der der Verlust des Kindergartenplatzes eine existenzielle Bedrohung darstellt. Mit dieser schlaglichtartigen Erkenntnis beginnt Bernhard Studlar seine Reise durch die Nacht in einer nicht näher benannten Großstadt, in der eine Reihe schillernder Figuren aufeinanderstoßen — da ist der Familienvater, der zum Messermörder wird, der Kredithai, der hinter seiner professionellen Brutalität ein liebendes Vaterherz verbirgt, eine Notärztin am Rande des Nervenzusammenbruchs, ein demaskierter Engel und der Tod höchstselbst in der Maske eines Haustechnikers. Sie alle kämpfen um ein kleines bisschen festen Boden unter den Füßen angesichts einer immer brüchiger werdenden Zivilisationsoberfläche — ein Tanz auf dem Vulkan, der mal an Schnitzlers „Reigen“, mal an einen makabren Totentanz gemahnt. Manche der Figuren werden den Morgen nicht mehr erleben, und keiner wird nach dieser Nacht mehr der sein, der er war.
Bernhard Studlars Figuren sind subtil unserer brüchigen Gegenwart abgelauscht — und sind bei aller Wirklichkeitshaftung immer durchzogen von einem Hauch von Phantastik, die sie in ein verzauberndes Spiegelbild blicken lässt, das vielleicht so etwas wie eine sich doch erfüllende Sehnsucht verheißt.

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DAS FEUERWERK
von Paul Burkhard
Regie: Axel Köhler 
Premiere: 13. April 2019 
Oper Leipzig - Musikalische Komödie 

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Zum Inhalt: Der Fabrikant Albert Oberholzer feiert im Kreise der Familie seinen 60. Geburtstag. Da taucht plötzlich sein unliebsamer Bruder, der Zirkusdirektor ­Alexander Oberholzer alias Obolski, mit seiner Frau Iduna auf. Während die beiden die übrige Verwandtschaft mit ­ihren Abenteuer-Geschichten schockieren, ist ­Tochter Anna fasziniert und taucht in ihren Träumen voll­ständig ein in die zauberhafte Welt der Clowns, ­Artisten und Tiere. Sie beschließt, ihr beengtes bürgerliches ­Leben hinter sich zu lassen und sich dem Zirkus anzuschließen. Doch was wird aus dem Gärtner Robert, der von einer gemeinsamen Zukunft mit der jungen Frau träumt?

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SÜSSER VOGEL JUGEND
von Tennessee Williams
Regie: Claudia Bauer 
Premiere: 6. April 2019 
Schauspiel Leipzig 

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Eingeladen zum 57. Berliner Theatertreffen (2020) 
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Zum Inhalt: St. Cloud, eine Kleinstadt irgendwo an der Küste Floridas: Der nicht mehr ganz junge Beau Chance Wayne, einst Objekt der Begierde der halben Stadt, kehrt zurück an seinen Geburtsort. Seine Schauspielkarriere ist gescheitert, bevor sie eigentlich losging, und nun lebt er davon, einsamen Herzen die große Liebe vorzuspielen. Aktuell ist er der Spielgefährte des alternden Hollywoodstars Alexandra del Lago, so abgebrüht wie tablettensüchtig, ihrerseits inkognito als Prinzessin Kosmonopolis auf der Flucht vor dem Scherbenhaufen ihres einstigen Ruhms. Wayne hofft, durch sie endlich an ein lukratives Engagement zu kommen — und dadurch seine Jugendliebe Heavenly aus dem Kleinstadtmief zu befreien. Was er nicht weiß: Ihre vergangene Beziehung hat bei der Angebeteten nachhaltige gesundheitliche Spuren hinterlassen, und ihrem Vater, dem brutalen Emporkömmling und reaktionären Politrüpel Tom „Boss“ Finley, ist jedes Mittel recht, den ungeliebten Schatten der Vergangenheit wieder loszuwerden. Denn die Erinnerung an die „Besudelung“ seiner Tochter kann Finley gar nicht gebrauchen, steht sein Wahlprogramm doch für Law & Order und moralische sowie rassische Reinheit.

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DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
von Richard Wagner
Regie: Michiel Dijkema 
Premiere: 30. März 2019
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Zum Inhalt: Bis in alle Ewigkeit ist der fliegende Holländer dazu verdammt, auf seinem Geisterschiff die Weltmeere zu durchsegeln, ohne Rast, ohne Ziel. Nur einmal alle sieben Jahre darf er an Land, um dort Erlösung zu ­suchen: in einem »Weib, das bis in den Tod getreu ihm auf Erden«. Die Kapitänstochter Senta, die an den ­gesellschaftlichen Konventionen und der Enge der dörflichen Gemeinschaft zu ersticken droht, glaubt sich auserkoren, diesen Fluch zu brechen. Als ihr ­Vater ­Daland mit einem geheimnisvollen Fremden an ­seiner Seite von See zurückkehrt, erkennt sie sofort den Verdammten aus jener düsteren Seemanns­ballade, die ihr schon die Amme vorsang, und bricht auch die letzten Brücken zum vorgezeichneten Leben mit ihrem Verehrer Erik ab.

Nach seinen drei Frühwerken betrachtete Richard Wagner den 1843 uraufgeführten »Fliegenden ­Holländer« als sein erstes gültiges Werk überhaupt. Mit dem Einbruch des Übersinnlichen und der ­dämonischen Naturgewalten in die Realität knüpfte er an die Tradition der schauerromantischen Oper an und beschritt mit dem Erlösungsmotiv einen Weg, der für seine folgenden Musikdramen bestimmend werden sollte. Das stürmische Wogen des Meeres, wilde Seemannschöre und die zentrale Ballade Sentas ­ver­dichtet Wagner zu einem atmosphärischen ­Thriller,  der vom ersten Ton an in Bann zieht. Michiel Dijkema, der in ­Leipzig zuletzt mit seiner bewegenden Interpre­ta­tion von »­Rusalka« begeisterte, erzählt in seiner Inszenierung von der Suche nach Heimat, aber auch von der Sehnsucht nach dem Anderen.

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DISKO
von Wolfram Höll
Regie: Ivan Panteleev 
Premiere: 9. Februar 2019 
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Zum Inhalt: Wer darf rein, wer muss draußen bleiben — diese Frage steht für viele Nachtschwärmer zu Beginn eines Feier-Abends. Viel existenzieller stellt sie sich jedoch denen, deren gesellschaftliche Integration gleichzeitig gefordert und angezweifelt wird. Wolfram Höll überblendet in seinem Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig die Dramaturgie einer Diskonacht mit gesellschaftlichen Debatten und lässt die Sprache im Beat der House-Musik pulsieren.
Dies ist der vierte Theatertext von Wolfram Höll und dabei bereits der dritte, der am Schauspiel Leipzig zur Uraufführung kommt. Seine Stücke sind extrem verdichtet und weisen Höll als einen der formal-poetisch radikalsten deutschsprachigen Dramatiker aus. 2014 und 2016 wurde er mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet — für ebenjene Leipziger Uraufführungen: „Und dann“ und „Drei sind wir“.

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ATLAS 
von Thomas Köck 
Regie: Philipp Preuss 
Premiere: 27. Januar 2019 
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Eingeladen zu den Berliner Autorentheatertagen (2019) 

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Zum Inhalt: Ein Kind, das es gar nicht hätte geben dürfen, begibt sich im Heimatland seiner Eltern auf die Suche nach der Großmutter, die ihre Tochter schon lange tot glaubt. 
Und zwei junge Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben geraten in den Strudel einer nationalen Historie, in dem sich ein Wir formiert, dem sie nicht angehören. 
Die Figuren in Thomas Köcks neuem Stück legen Zeugnis ab von ihren Biographien, die unsichtbar an historischen Ereignissen hängen. Die Mutter berichtet, wie sie schwanger wurde, damals, als Vertragsarbeiterin, als die sie in die DDR geholt wurde, mit dem großen Versprechen von Austausch und Bildung und Bruderland, aber eigentlich nichts davon mitbekommen hat, exakt festgelegt war ihr Leben, fünf Quadratmeter pro Person, bis sie allerdings schwanger wurde, was ja gar nicht erlaubt war. Der Vater als Dolmetscher zwischen den Welten, der das Leben genoss, bis die eine Welt kaum noch erinnerbar war und die andere plötzlich auseinanderfiel und sich lange nicht mehr zusammensetzen ließ. Sie erzählen davon, wie sie sich in den übriggebliebenen Zwischenräumen niederließen, einrichteten. Die ferne Großmutter, die auf einer anderen Flucht das Kind verlor und auf einer Insel strandete, die sich für immer in sie einschrieb. Und die Tochter, die das verbindende Glied sein möchte und dann doch in ihrer eigenen, einsamen Zeit hängen bleibt.

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