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Staatsschauspiel Dresden
www.staatsschauspiel-dresden.de
Theaterstraße 2 - 01067 Dresden
Telefon: 03 51.49 13-50
SPIELPLAN & KARTEN

Bewertung und Kritik zu

Bewertung und Kritik zu

DER TARTUFFE ODER KAPITAL UND IDEOLOGIE 
von Soeren Voima nach Molière und Thomas Piketty
Regie: Volker Lösch 
Premiere: 2. Oktober 2021 
Staatsschauspiel Dresden 

Eingeladen zum 59. Berliner Theatertreffen (2022)  

Zum Inhalt: Im 17. Jahrhundert hatte der gefeierte Dichter Molière gegen den Druck der katholischen Kirche anzukämpfen. Besonders umstritten und skandalisiert wurde sein TARTUFFE aufgenommen, in dem er einen scheinheilig-religiösen Ideologen persiflierte. Mehr als dreihundert Jahre später ringt unsere Gesellschaft mit einer anderen Ideologie – dem globalen Neoliberalismus, dessen Siegeszug in den 1980er Jahren einsetzte und die Kluft zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden in neue Höhen schrauben ließ. Deshalb haben Soeren Voima und das Team von Regisseur Volker Lösch diese Überschreibung von Molières Klassiker in die Zeit zwischen 1980 und heute verlegt. Das Stück zeigt die Wohngemeinschaft eines Hauses, das Orgon geerbt hat. Das Haus steht vor dem Verfall: Niemand zahlt Miete, niemand räumt auf. Was tun? Orgon, der sich selbst als Teil der im Haus lebenden sozialen und revolutionären Wohngemeinschaft begreift, ruft seinen Studienfreund Tartuffe aus Chicagoer Zeiten zu Hilfe und der weiß ökonomischen Rat: Auflösen der kollektiven Lebensformen, Aufteilung des Hauses in Apartments, Eigentum statt Miete, Kaufen auf Kredit, Investieren, Spekulieren, und alle werden davon profitieren. Das geht gut voran – bis zum großen Crash von 2008: Orgon und die anderen Hausbewohner*innen verlieren alles, Wirtschafts- und Politikberater Tartuffe, der auf den Bankrott gewettet hat, streicht den Gewinn ein. Soeren Voima hat sich in dieser Neufassung an Molière orientiert und die Handlung mit einer pointiert-poetischen Sprache unterlegt. Wie bei Molière steuert auch in Soeren Voimas Komödie alles auf die Katastrophe zu, aber statt den rettenden Boten kommen zu lassen, verhandelt die Inszenierung Lösungsansätze, wie sie der französische Ökonom Thomas Piketty in seinen Analysen zur Diskussion stellt.

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WUNSCHKONZERT + WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? 
von Franz Xaver Kroetz / Rainer Werner Fassbinder & Michael Fengler
Regie: Lilja Rupprecht 
Premiere: 30. September 2021 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Was wir nicht alles Merkwürdiges tun, wenn wir abends allein zuhause sind. Fräulein Rasch jedenfalls hört ihre Lieblingssendung, und WUNSCHKONZERT, ein Theaterstück ohne gesprochenes Wort, geschrieben als „Darstellung eines Sachverhalts“, zeigt sie bei den abendlichen Verrichtungen, die sie nebenher erledigt – allein in ihrer seelischen und medialen Echokammer. WARUM LÄUFT HERR R. AMOK?, zuerst als Film mit improvisierten Dialogen erschienen, folgt dagegen einem jungen Familienvater, der zwar im Großen und Ganzen tut, was die Gesellschaft von ihm erwartet, und doch im Kleinen und Grundsätzlichen, mit dem Chef, der Familie, mit Nachbar*innen, Kolleg*innen und Bekannten, immer wieder scheitert. Fräulein Rasch und Herr R. – beide verbringen einen ganz normalen Abend. Vielleicht zu normal? So gewöhnlich ihre Leben von außen scheinen mögen, so urplötzlich treffen beide eine überraschende und fatale Entscheidung, um dem ihrigen zu entkommen.

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DAS BUCH DER UNRUHE 
nach Fernando Pessoa
Regie: Sebastian Hartmann 
Online-Premiere: 11. Juni 2021 
Staatsschauspiel Dresden - Lichthof im Albertinum

Zum Inhalt: Fernando Pessoa ist nicht nur der wichtigste moderne Schriftsteller Portugals, seine Texte und vor allem sein BUCH DER UNRUHE gehören zu den wesentlichen Innovationen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Pessoa erfindet für dieses Buch ein Alter Ego, den Hilfsbuchhalter Bernardo Soares, der sein Leben im Lissabon der zwanziger und dreißiger Jahre aufzeichnet. Pessoas epochales Werk erschien erst 1982, 47 Jahre nach dem Tod des Autors. Die tagebuchartigen Aufzeichnungen bilden keine Handlung ab, es sind freie Assoziationen und innere Monologe. Das minutiöse Beschreiben innerer Vorgänge macht den Kopf des Autors zu seiner Lebensbühne, hier schildert Pessoa das ‚Drama im Menschen‘. Pessoas Sehnsucht gilt einem kontemplativen Leben und einer Ästhetik des Verzichts. Die einzige Illusion, die Pessoas Held akzeptiert, ist die Kunst.

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KONFERENZ DER ABWESENDEN 
von Rimini Protokoll
Premiere: 1. Juni 2021 
Staatsschauspiel Dresden - Lichthof im Albertinum

Zum Inhalt: Es herrscht Krise! Und im Angesicht einer weltumspannenden Krise geht es um weltweite Zusammenarbeit. Dennoch wird die Krise diesmal lokal ausgetragen – im Namen der Welt: bei einer Konferenz, zu der niemand anreist. Eine Aufführung, zu der die geladenen Expert*innen nicht physisch auftreten, sondern von Menschen vor Ort vertreten werden. In der KONFERENZ DER ABWESENDEN übernehmen Vertreter*innen aus dem Publikum die Identität eines abwesenden Konferenzgastes. Ganz ohne CO²-Ausstoß aber auch ohne schlechte Skype- oder Zoom-Verbindung, dafür aber mit allen szenischen Mitteln des Theaters, werden die Beiträge und widersprechenden Thesen über Abwesenheit so in den Theaterraum vermittelt – und darin ausgetragen.

Der Vorteil, nicht dort zu sein – überhaupt: nicht überall sein zu müssen – wird zum gemeinsamen Spiel, das jeden Abend neu erlebbar wird. Im Zentrum dieses Spiels stehen Menschen, die zu Träger*innen von Ideen werden und sich sowohl Biografien von Expert*innen als auch deren Gedanken spielerisch aneignen. So wird die Abwesenheit zu einem Mehrwert, weil sie Raum schafft für neue Einschreibungen und ungeahnte Perspektiven. Ghostwriter und Redenschreiber*innen, Ko-Autor*innen und Regisseur*innen zugleich, machen Rimini Protokoll in KONFERENZ DER ABWESENDEN die dokumentarische Ko-Autorenschaft zu einer Fern-Inszenierung.

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ZEITGEIST TANZ 
Dresden Frankfurt Dance Company
Choreografie: William Forsythe, Marco Goecke und Jacopo Godani 
Online-Premiere: 29. April 2021 
Hellerau Dresden

Zum Inhalt: Jacopo Godani und die Dresden Frankfurt Dance Company präsentieren mit ZEITGEIST TANZ ab dem 29. April 2021 ein Programm mit einzigartigen zeitgenössischen Choreografien. Gezeigt werden zwei Weltpremieren von Jacopo Godani und Marco Goecke.

Für seine neue Kreation mit der Dresden Frankfurt Dance Company Good Old Moone arbeitet Marco Goecke zur Musik von Patti Smith. „Wenn ich an diese Arbeit denke, träume ich vom Gefühl eines Mittelpunkts, der alles erklärt. Jedes neue Werk ist auch die Suche nach einer Begegnung mit jemandem“, sagt Goecke.

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WOYZECK
nach Georg Büchner, Text von Marcin Cecko
Regie: Grzegorz Jaremko (PL)
Premiere am 19. Mai 2019 (TR Warszawa) 
Online-Premiere: 14. Novemberber 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Grzegorz Jaremko schließt aktuell sein Regie-Studium an der Theaterakademie im Krakau ab. Im polnischen System inszenieren die Studierenden bereits während der Ausbildung an den Theatern, während an den Hochschulen eher Studio-Arbeiten entstehen. Jaremko begann seine Karriere außerordentlich früh und inszenierte bereits mit Beginn des dritten Studienjahrs am Stadttheater. Im Rahmen der Debut-Reihe des

TR Warszawa brachte er 2019 eine kühne WOYZECK-Bearbeitung in Zusammenarbeit mit Autor und Dramaturg Marcin Cecko auf die Bühne, die die Vorlage durch einen ungewöhnlichen interpretatorischen Zugriff unter Strom setzt.

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_JEANNE_DARK_
Marion Siéfert (FR)
Premiere: 2. Oktober 2020 (Théâtre La Commune in Aubervilliers) 
Online-Premiere: 12. November 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: _JEANNE_DARK_, so heißt der Instagram-Account der 16jährigen Jeanne, die aus einer katholischen Familie kommt und in einem Eigenheimviertel in einem Vorort von Orléans lebt. Seit ein paar Monaten ist sie den hämischen Anspielungen ihrer Mitschüler*innen in Bezug auf ihre Jungfräulichkeit ausgesetzt. Eines Abends, allein in ihrem Zimmer, beschließt sie, nicht länger still zu halten: Sie ergreift das Wort und zwar live auf Instagram. Vor dem Spiegel, als der das Smartphone ihr dient, erzählt und erfindet sie sich selbst, tanzt, filmt, explodiert, verwandelt sich, wechselt zwischen Selbstentblößung und Selbstinszenierung.

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GUNDERMANN: ALLE ODER KEINER
eine Revue über Helden, Gras und Kohle
Regie: Tom Kühnel 
Premiere: 9. Oktober 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Wenn Gundermann nach einem abendlichen Konzert den Schichtbeginn verpasste, begrüßten ihn die Kollegen im Tagebau mit „Mensch Gundi, du bist aber früh heute auf Spätschicht.“ Fünf Mark in die Kaffeekasse – Problem erledigt.
Viele andere Probleme blieben Gundermann erhalten. Mit seiner eigenwilligen Ausdeutung des Grundsatzes, dass vor allem der eigene Beitrag unverzichtbarer Bestandteil einer gelingenden Gesellschaft ist, flog er aus der SED, wurde vom angeworbenen und überzeugten „Kundschafter des Friedens“ zum überwachten Stimmungsmacher. Seine Idee von einem Sozialismus als Utopie des Miteinanders vertrat er dennoch auch nach dem Fall der Mauer weiter. Als der Tagebau Spreetal, Gundermanns Revier, in den neunziger Jahren geschlossen wurde und es für die Kumpel „Frühstück für immer“ hieß, begriff er: Wenn wir traditionell Energie gewinnen, indem wir Heimat verheizen, ist Wärme gewonnen, aber Heimat verloren. Gundermann wurde zum Radikalökologen und postindustriellen Apologeten. Mit nur 43 Jahren verstarb der ewige Querkopf.
Gundermanns musikalisches Erbe ist heutzutage so lebendig wie das kaum eines anderen ostdeutschen Musikers.

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STUMMES LAND
von Thomas Freyer
Regie: Tilmann Köhler 
Premiere: 25. September 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Sie sind zusammen zur Schule gegangen, dann haben sich ihre Wege getrennt. Esther ist in ihrem inzwischen sanierten und modernisierten Viertel geblieben, während Laura aufs Land flüchtete. Ihren Vater beschimpft sie als Rassisten, weil er die Demokratie für eine „überholte Übergangslösung“ hält. Daniel dagegen hat die Wirklichkeit der Marktwirtschaft erfolgreich akzeptiert und Soska, der als Junge aus Polen nach Ostdeutschland gekommen war, unterzieht seinen türkischen Nachbarn genauester Beobachtung.
Neben den Geschichten seiner Generation im Hier und Jetzt erzählt Thomas Freyer im zweiten Teil seines Stücks von ostdeutscher Geschichte, deren Wurzeln bis in die Zeit des Nationalsozialismus reichen. Aus der Perspektive von Kindern werden die Verklärungen und Säuberungen unter Ulbricht geschildert, die ebenso nachwirken wie die Umdeutung der Aufstände des 17. Juni 1953 in einen „faschistischen Putschversuch“ und das Auftauchen von Neonazis in der DDR, die Gewaltexzesse gegen Ausländer veranstalteten.
Freyer fragt nach den historischen Verläufen und Verortungen von Hass und Gewalt in unserer Gesellschaft, die im dritten Teil des Textes kulminieren und lässt in seinem neuen Stück, das als Auftragswerk für das Staatsschauspiel Dresden entstanden ist, keine monokausalen Deutungsmuster zu. Gemeinsam mit seinen langjährigen künstlerischen Partnern Tilmann Köhler, Karoly Risz und Susanne Uhl setzt Thomas Freyer seine literarische Spurensuche nach dem Gewordensein und den Perspektiven heutiger Konflikte mit dieser Arbeit in und für Dresden fort.

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EINMETERFÜNFZIG
eine Theaterphantasie mit Abstand
Regie: Rainald Grebe 
Premiere: 19. September 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Arbeiten in Corona-Zeiten bedeutet Stillstand und Unsicherheit. Für manche nur ein paar Wochen. Für andere für immer. Was das für eine Schauspielbühne bedeuten kann, entwirft Rainald Grebe in seiner Theaterphantasie. Stellen Sie sich vor: Die letzte Vorstellung im Schauspielhaus liegt Monate zurück. Die Bühnen sind leer, die Garderoben verwaist, durch die Werkstätten zirkuliert der Notstrom, im Fundus bröckelt Mörtel auf die Kostüme. Und kein Pförtner sitzt am angestammten Platz! Nur im „Bauch“ des Hauses rumort es. Ein Hubpodium setzt sich in Bewegung, darauf eine kleine Gruppe spielwütiger Schauspieler. Es sind die letzten ihrer Art, von allen verlassen, selbst vom Publikum.
Heute aber ist Tag der offenen Tür! Der Termin wurde vor Monaten festgelegt, das Programm mit Umsicht geplant. Es gibt Interviews mit lokalen Größen, Szenen aus der Weltliteratur, dazu eine Live-Band, geschnipselte Videos und eine fulminante Technikshow. Auch der neue Spielplan wird vorgestellt. Und weil keiner mehr da ist, der den Künstlern zur Hand geht, der das Licht anmacht, die Haare unter Glatzen steckt und bei Texthängern hilft – machen sie alles selbst. Denn sie sind Schauspieler! Sie spielen Techniker, Souffleusen, Stellwerker, Beleuchter, Maskenbildnerinnen und zuletzt auch die Zuschauer. Alles mit dem verordneten Abstand, um zu beweisen: Der Abstand ist bedeutungslos, denn sie sind Spieler. Sie müssen nicht eng umschlungen im Kuss erstarren, um als Liebespaar durchzugehen. Die Jack the Rippers der Welt – auf der Bühne kommen sie trotz Hygieneverordnungen wirkungsvoll zum Stich, und die Protagonisten des bürgerlichen Trauerspiels trennen sowieso Welten, nicht Einmeterfünfzig.

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