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Staatsschauspiel Dresden
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Theaterstraße 2 - 01067 Dresden
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SPIELPLAN & KARTEN

Stummes Land

Bewertung und Kritik zu

STUMMES LAND
von Thomas Freyer
Regie: Tilmann Köhler 
Premiere: 25. September 2020 
Staatsschauspiel Dresden 

Zum Inhalt: Sie sind zusammen zur Schule gegangen, dann haben sich ihre Wege getrennt. Esther ist in ihrem inzwischen sanierten und modernisierten Viertel geblieben, während Laura aufs Land flüchtete. Ihren Vater beschimpft sie als Rassisten, weil er die Demokratie für eine „überholte Übergangslösung“ hält. Daniel dagegen hat die Wirklichkeit der Marktwirtschaft erfolgreich akzeptiert und Soska, der als Junge aus Polen nach Ostdeutschland gekommen war, unterzieht seinen türkischen Nachbarn genauester Beobachtung.
Neben den Geschichten seiner Generation im Hier und Jetzt erzählt Thomas Freyer im zweiten Teil seines Stücks von ostdeutscher Geschichte, deren Wurzeln bis in die Zeit des Nationalsozialismus reichen. Aus der Perspektive von Kindern werden die Verklärungen und Säuberungen unter Ulbricht geschildert, die ebenso nachwirken wie die Umdeutung der Aufstände des 17. Juni 1953 in einen „faschistischen Putschversuch“ und das Auftauchen von Neonazis in der DDR, die Gewaltexzesse gegen Ausländer veranstalteten.
Freyer fragt nach den historischen Verläufen und Verortungen von Hass und Gewalt in unserer Gesellschaft, die im dritten Teil des Textes kulminieren und lässt in seinem neuen Stück, das als Auftragswerk für das Staatsschauspiel Dresden entstanden ist, keine monokausalen Deutungsmuster zu. Gemeinsam mit seinen langjährigen künstlerischen Partnern Tilmann Köhler, Karoly Risz und Susanne Uhl setzt Thomas Freyer seine literarische Spurensuche nach dem Gewordensein und den Perspektiven heutiger Konflikte mit dieser Arbeit in und für Dresden fort.

Mit: Benjamin Pauquet, Karina Plachetka, Oliver Simon und Fanny Staffa
Live-Musik: Matthias Krieg

Regie: Tilmann Köhler
Bühne: Karoly Risz
Kostüme: Susanne Uhl
Musik: Matthias Krieg
Licht: Olaf Rumberg
Dramaturgie: Uta Girod

TRAILER

3.5 von 5 Sterne
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Wütender Mob und Lebenslügen des "antifaschistischen" Staates
3 Jahre her.
Kritik
Bitterböse endet „Stummes Land“ von Thomas Freyer: das Quartett steigert sich in einen assoziativen Wutchor hinein. Sprachfetzen eines rechten Mobs, der die Brandanschläge auf Flüchtlingsheime bejubelt und zynisch über die Not der Flüchtlinge spottet, die im Mittelmeer kentern, verdichten sich zu einem eindrucksvollen zwanzigminütigen Finale der Uraufführung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Dieser Schluss-Teil des Abends ist nicht nur auf der Textebene am stärksten, sondern auch der einzige Abschnitt, in dem Regisseur Tilmann Köhler den Text auch wirklich inszeniert und nicht nur sparsam bebildert. Benjamin Pauquet, Plachetka, Oliver Simon und Fanny Staffa kreisen begleitet von Matthias Kriegs dräuender Live-Musik über die Bühne von Karoly Reisz und sprechen die Szenen in einem zeitversetzten Chor. Abwechselnd übernimmt einer aus der Gruppe die Führung, als Loop lassen die anderen drei seinen Satz nachhallen. Das Menschenverachtende hinter scheinbar harmlosen Biedermeier-Sätzen wird sehr deutllich. Weiterlesen
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Tilmann Köhler bringt Thomas Freyers Stück über die verschwiegene dunkle Geschichte des DDR-Antifaschismus zur Uraufführung
4 Jahre her.
Kritik
''Wer Ines Geipels Buch gelesen hat, ist klar im Vorteil. Freyer hat sich sicher auch daran orientiert. Seine Fälle, die das Quartett auf der Bühne in kleinen familiären Dramoletten aus der ostdeutschen Provinz mit Kostümen und Requisiten aus dem Paket vorspielt, greifen zurück bis zum 17. Juni 1953, der von den DDR-Oberen als faschistischer und vom Westen initiierter Anschlag dargestellt wurde, und gehen über den Mauerbau 1961 und die Verfolgung algerischer Vertragsarbeiter in den 1970er Jahren in Erfurt bis zum antifaschistischen DDR-Kultort KZ Buchenwald, wo die Jugend der DDR jährlich mit großen Fahnenappellen zur Jugendweihe auf den Antifaschismus eingeschworen wurde. Ein vielstimmiges „Nie wieder Krieg“, während in Erfurt Neonazis skandierten und die Stasi alte SS-Aufseher zur operativen Mitarbeit anwarb. Regisseur Tilmann Köhler bebildert recht sparsam, lässt höchstens mal Akten durch die Luft fliegen, verfremdet das Deutschlandliedsingen und lässt im Run um den Tisch immer wieder Figuren des Buchenwald-Denkmals darstellen. Dass sich Freyer in diesem Teil so stark an das Buch von Ines Geipel anlehnt, obwohl er auch eigene kleine Familiengeschichten in die DDR-Historie einflicht, mag ein Manko sein, die beklemmende Situation im sehr intimen Raum der Hinterbühne macht diese Kammer-Inszenierung aber zum eindrücklichen Erlebnis, an dessen Ende noch ein kanonartiger Chor von Dörflern bei einem fremdenfeindlichen Angriff fast lyrisch seine Ressentiments herauslässt und sich in einem vom Schnürboden schwebenden Käfig einzäunt. Alles nur ein Traum und morgen wieder weg, vom Schnee verdeckt, beruhigen die Eltern ihre Kinder. Das System Schweigen funktioniert noch immer.'' schreibt Stefan Bock am 28. September 2020 auf KULTURA-EXTRA
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