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Mit der Faust in die Welt schlagen

Bewertung und Kritik zu

MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN
nach Lukas Rietzschel
Regie: Liesbeth Coltof 
Premiere: 13. September 2019 
Staatsschauspiel Dresden 
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Zum Inhalt: Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Die Eltern sind Arbeiter. Mit ihrem Hausbau soll der Aufbruch in ein neues Leben beginnen. Doch im Dorf passiert längst nichts mehr: Das Schamottewerk hat schon vor Jahren dicht gemacht. Immerhin: einmal im Jahr ist Rummel! Doch dort trifft man sich hauptsächlich „zum Prügeln im Schatten des ausgeschalteten Kettenkarussells.“ Um die Brüder herum verfällt alles, die Heimat verschwindet, und dann trennen sich auch noch die Eltern. Wer dageblieben ist, besäuft sich oder ertränkt sich im künstlichen See, wo früher Tagebaugebiet war. So wie Uwe, der für die Stasi spitzelte und dem die Frau in den Westen weglief. Dieses Bild von Uwe, dem Verlierer, ist es auch, das Philipp und Tobias im Gedächtnis bleibt. Und als es dann noch zu Aufmärschen in Dresden kommt und ihr Heimatort Geflüchtete aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Und findet es.

Der Autor und Essayist Lukas Rietzschel, der 1994 in Ostsachsen geboren wurde, hat mit seinem Debütroman MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN eine Chronik des Verfalls geschrieben. Lebensläufe verlaufen hier einfach im Nichts oder aber man begegnet der Perspektivlosigkeit mit Brutalität, wie es Tobias tut. Es ist eine literarische Auseinandersetzung mit der Gegenwart eines zerrissenen Deutschlands.

Regie: Liesbeth Coltof
Bühne: Guus van Geffen
Kostüme: Carly Everaert
Musik: Vredeber Albrecht
Licht: Andreas Barkleit
Dramaturgie: Julia Weinreich

2.0 von 5 Sterne
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Mit der flachen Hand aufs Wasser geklatscht
5 Jahre her.
Kritik
''Mag sein, dass ich da überempfindlich bin. Aber ich kann sie nicht mehr hören, die Mär vom achsoschweren Nachwendeleben im nahesten Osten, das insbesondere der Dorfjugend keine andere Wahl ließ außer zum Nazi-Schläger zu mutieren, weil der böse Staat das eigene Leben partout nicht organisieren wollte (zumindest so lange nicht, ehe man nicht im Knast gelandet war). Das Buch von Lukas Rietzschel, das dem Stück als Vorlage diente, fügt diesem Klagelied nur eine weitere Strophe hinzu (zumindest war auf der Bühne nicht mehr zu erkennen), angereichert um die zu jeder Zeit schwere Trennung der Eltern, die es zu verkraften gilt. Aber in Summe bleibt mal wieder nicht viel mehr als eine erstaunliche Selbstüberhöhung der Leiden Ossi, ja geradezu die Glorifizierung der eigenen Probleme mit der wirtschaftlichen Entwicklung der blühenden Landschaften, wo es laut Onkel Kohl ja niemandem schlechter zu gehen hatte. Die Ärmlichkeit dieses Ansatzes wird schnell klar, wenn man das Geschehen mal in eine Plattenbausiedlung in Kosice, Slowakische Republik, verlagert. Die hatten auch eine Wende, wenn auch ohne Westverwandtschaft. Langfristig gesehen dürfte das die bessere Variante gewesen sein. Man muss dieser Larmoyanz hier nicht zu viel Raum geben, dafür gibt es den MDR, der gerne mal das Große Fest des Selbstmitleids feiert. Aber Herrn Rietzschel, der im inhaltlich leider auch sonst übersichtlichen Programmheft die Absicht äußert, „den Westen mit Ostthemen zuzuschütten, bis er es endlich begriffen habe“, möchte ich gerne raten, seinen Blick geographisch und historisch zu weiten, bevor er seinen Kleinewelt-Schmerz weiter ins Universum heult.'' schreibt Sandro Zimmermann am 14. September 2019 auf KULTURA-EXTRA
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