Zum Inhalt: Peter Holtz will nichts Geringeres als Glück für alle. Schon als Kind praktiziert er die Abschaffung des Geldes. Später erfindet er den Punk aus dem Geist des Arbeiterliedes, bekehrt sich aber zugleich zum Christentum. In der CDU (Ost) kämpft er für eine christlich-kommunistische Demokratie, nimmt jedoch auch die Verheißungen des Kapitalismus beim Wort. Verwundert stellt er fest, dass die Marktwirtschaft seine Selbstlosigkeit mit Reichtum belohnt; besorgt fragt er sich, wie er mit Anstand das viele Geld wieder loswerden kann, denn „wenn das Geld zum Henker der Dinge wird, hat es keine Berechtigung mehr.“
Ingo Schulze folgt seinem Helden ein rundes Vierteljahrhundert durchs Leben, von 1974 bis 1998. Er lässt nichts aus, was in diese Zeit gehört. Alles widerfährt seinem Helden ungewollt. Durch Zeiten und Umstände, die anderen zum Verhängnis wurden, kommt er unbeschadet hindurch. Ein reiner Tor und neuer Simplicissimus.
Regie: Friederike Heller Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt Musik: Peter Thiessen Licht: Olaf Rumberg Dramaturgie: Kerstin Behrens
''Betty Freudenberg, Luise Aschenbrenner und Hans-Werner Leupelt trugen routiniert das ihre zum Abend bei, Jannik Hinsch hatte zumindest etwas zu singen und viel zu persiflieren und machte das, was man draus machen konnte. Moritz Kienemann schließlich verließ sich oftmals auf seine Körperlichkeiten und den running gag des gutmeinenden Idioten, neben einigem Berührenden war auch sehr viel Dienst nach Vorschrift zu sehen. (Die Demütigung kurz vor dem Ende, als seine ins Publikum geworfenen Schlüpper postwendend wieder zurückkamen, hat er aber trotzdem nicht verdient. Muss er besser zielen beim nächsten Mal, dann klappts auch mit dem Groupie. Aber seine Moritz-Kiene-Puller-Mann-Show zum Schlussapplaus im Bademantel kann man trotzdem als unkollegial empfinden.)
Theater im engeren Sinne war das somit nur bedingt, eher eine dramatisierte und bebilderte Abfolge von Romanszenen. Die Figuren blieben zwischen den Buchdeckeln, keine erwachte zum Leben, die Abbildung von einem Vierteljahrhundert in einer Bühnensituation ist auch selten eine gute Idee. Vergnüglich war es trotz allem, Ingo Schulze sei Dank. Und die Vorstellung, wie ein Forrest Gump durch den real Existierenden stolpert, hat auf jeden Fall was.'' schreibt Sandro Zimmermann am 8. Februar 2020 auf KULTURA-EXTRA