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Erniedrigte und Beleidigte

Bewertung und Kritik zu

ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE
nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski
Regie: Sebastian Hartmann 
Premiere: 29. März 2018 
Staatsschauspiel Dresden

Eingeladen zum 56. Berliner Theatertreffen (2019) 

eventim
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DekalogZum Inhalt: Dostojewski lässt in seinem Roman, erschienen 1861, den fiktiven Autor Iwan Petrowitsch auf den Zyniker Fürst Walkowski treffen, dem es Vergnügen bereitet, alles Gerede über Altruismus und selbstaufopfernde Liebe als bloße Illusion zu verspotten. Beide begegnen sich eines Abends im von Dostojewski als düsterer Großstadtmoloch geschilderten Petersburg. Walkowski hat seinen Sohn, den willensschwachen, kindlichen Aljoscha, bei seinem Verwalter und dessen Familie, den Ichmenews, untergebracht, bei denen auch der junge Dichter aufwuchs. Die Tochter der Ichmenews, Natascha, verliebt sich und verlässt mit Aljoscha die Familie. Walkowski verklagt seinen Verwalter und bezichtigt ihn der Intrige. In rasanter Folge gehen die Liebesverwirrungen sowie deren skrupellose Instrumentalisierung und der soziale Abstieg ganzer Familien ineinander über. Despotisch ist nicht nur der Fürst, sondern alle Figuren sind von ihrem verletzten Selbst und der Sucht nach Genugtuung getrieben. Hinter den großen Emotionen aber geht es schlicht um Vermögensanteile: „Das Leben ist ein Handelsgeschäft; werfen sie ihr Geld nicht umsonst weg“, rät Walkowski dem mittellosen Dichter.

Mit: Luise Aschenbrenner, Eva Hüster, Moritz Kienemann, Torsten Ranft, Lukas Rüppel, Fanny Staffa, Nadja Stübiger, Yassin Trabelsi und Viktor Tremmel 

Regie und Bühne: Sebastian Hartmann 
Kostüme: Adriana Braga Peretzki 
Chorleitung: Christine Groß 
Bild/Installation: Tilo Baumgärtel 
Lichtdesign: Lothar Baumgarte 
Licht: Peter Lorenz 
Dramaturgie: Jörg Bochow 

TRAILER

2.7 von 5 Sterne
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Der Abend bleibt monoton
6 Jahre her.
Kritik
''Wofür der Regisseur bei den "Erniedrigten und Beleidigten" brennt, wo seine Schmerzpunkte liegen, überträgt sich kaum. Fast drei Stunden lang stehen die Schauspieler an der Rampe und schreien – ohne, dass man ein Gespür bekäme, was unter diesen angerissenen Szenen von Eifersucht, Egoismus, Prostitution über das reine Elend hinaus liegen könnte. Wenn eine Inszenierung nichts erzählen möchte, sollte sich zumindest eine Assoziation, Atmosphäre, ein Unbehagen, eine Spannung einstellen – doch dieser Abend bleibt in seiner permanenten Hysterie und Ekstase schlicht monoton. Viele Zuschauer trieb das nach und nach aus dem Saal – eine wohl bereits einkalkulierte Provokation. Dass Hartmann seine Kopfinnenraum-Konzentration zusätzlich noch mit einem Surrealismus-Referat und einer Vorlesung über Realismus von Wolfram Lotz bricht, um seine eigene Poetik zu erklären, macht den Abend dann vollends zum selbstreferenziellen Metatheater und zum Dekonstruktionsmainstream-Theater, das man zu Castorfs Zeiten mindestens 20 Jahre lang an der Volksbühne erleben konnte. Wie schon bei Christopher Rüpings Theatertreffen-Einladung, so gilt auch hier: lieber ans Deutsche Theater gehen, dort stehen deutlich stärkere Hartmann-Inszenierungen auf dem Programm.'' schreibt Barbara Behrendt auf rbbKultur
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Fiebrige Dostojewski-Skizze eines Castorf-Schülers
6 Jahre her.
Kritik
In seinen besten Momenten öffnet sich Sebastian Hartmanns Adaption „Erniedrigte und Beleidigte“ hin zum Tanz. Dann verstummen die nervtötenden Sprachfetzen kurz, die Hartmann im Stil seines Lehrers Frank Castorf aus Dostojewskis Roman herausdestilliert hat. In fiebrigen, epileptischen Zuckungen wälzen sich die Spieler*innen am Boden, während im Hintergrund Tilo Baumgärtel an seinem überdimensionalen Bild malt. Wie von Castorf gewohnt, der diesen Roman 2001 als Koproduktion der Wiener Festwochen und der Berliner Volksbühne inszenierte, hat man auch bei Hartmann keine realistische Chance, den Handlungsfetzen der Liebeswirren aus der feudalen Sankt Petersburger Gesellschaft zu folgen. Um Stimmungen, Assoziationen und Eindrücke geht es Hartmann. Aber statt starker Bilder und Sounds sind die pausenlosen knapp drei Stunden über weite Strecken ein zermürbender, wirrer Strom. Statt eines überzeugenden Gesamtkunstwerks bietet Hartmann nur Skizzenhaftes. Auf einer zweiten Ebene hat Hartmann seine Dostojewski-Fragmente mit der Hamburger Poetik-Vorlesung von Wolfram Lotz überschrieben. Yassin Trabelsi bricht in die improvisierten Szenen seiner Mitspieler*innen ein und trägt die Thesen sehr engagiert vor: „Nix Idee, nix Meinung zu irgendwas, nix interessanter Gedanke, nix psychologisches Problem, sondern Sound“. Auf der Dostojewski-Ebene kommen die „Erniedrigten und Beleidigten“ aber kaum über die bekannte Castorf-Ästhetik ausufernder Textpassagen, die im Nichts versanden, hinaus. Weiterlesen
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Selentaumel und Assoziationsgewitter
7 Jahre her.
Kritik
''Eine Dreiecksgeschichte als bürgerliches Trauerspiel wie von Friedrich Schiller geschrieben zwischen der bürgerlichen Natascha (Fanny Staffa), dem adligen Aljoscha (Lukas Rüppel) und Katja (Eva Hüster) aus reichem Hause, die Fürst Walkowski lieber als Schwiegertochter sehe. Als große Rampensau des Abends gibt den das Dresdner Urgestein Torsten Ranft. Er ist in Personalunion der Vater von Aljoscha, der seinen Sohn für eine große Mitgift verschachern will, und auch der von Natascha, Walkowskis Intimfeind. Der Fürst hat seinem einstigen Altruismus aus lange Weile abgeschworen. „Und je tugendhafter eine Handlung ist, um so mehr Egoismus steckt dahinter.“ ist seine ganz materielle Einstellung. Er schwadroniert von Geltungsbedürfnis: „Die ganze Welt ist für mich geschaffen.“, erzählt von Frauenbekanntschaften und mimt mal den kindlichen Indianer und mal den dementer Engel mit schwarzen Flügeln. Dem am Leben und der Liebe kaum teilhabenden Wanja (auch er begehrt Natascha) rät er, sein Geld nicht zu verschwenden.  Der zweite Strang des Romans spinnt sich um die Waise Nelly, Tochter Walkowskis aus einer Affäre. Er hatte die Mutter Nellys einst in den Ruin getrieben. Nun muss die Tochter für die kranke Mutter anschaffen gehen und später selbst an Schwindsucht sterben. Fast surreal wirkt die Bordellszene in einem Waschzuber. Wanja wird sich um Nelly kümmern wie Jean Valjean aus Hugos Roman Die Elenden. Dostojewskis französische Vorbilder sind auch in seinen St. Petersburger Beschreibungen erkennbar. Baumgärtel zaubert dazu Videos mit Großstadtimpressionen an die Bühnenrückwand.  Schwitzend wie im Fieberwahn taumelt Kienemanns Wanja zwischen den andern Figuren oder beobachtet sie vom Rand der Bühne, berichtet vom Petersburger Sonnenuntergang, vom hellem Licht, von der Wirkung eines Sonnenstrahls in der Seele eines Menschen und ist doch dem Tod geweiht. Auch Ranft spricht widerholt von der Angst vor dem Tod. An stetiger Epilepsie leiden hier alle. Doch auch das Theater ist hier ein Patient, der ins Krankenhausbett gehört. Autor Lotz streitet in seiner Vorlesung für die Poesie und wider die Konvention. Trabelsi wettert gegen den sonntagabendlichen Tatort-Wahnsinn. Auch Herbert Fritsch hat unlängst über TV-Serien aus Fertigbauteilen und Legoschauspielerei gesprochen. „Die Welt hat einen negativen Sinn bekommen.“ ist das Credo von Sebastian Hartmanns Abend, der sich hin und wieder in den Slapstick zu retten versucht. Ein Tatort-Regisseur wird Hartmann sicher nicht mehr werden, ihm reicht als Tatort allein die Bühne.'' schreibt Stefan Bock - 31. März 2018 auf KULTURA-EXTRA
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