Bewertung und Kritik zu
GUNDERMANN: ALLE ODER KEINER
eine Revue über Helden, Gras und Kohle
Regie: Tom Kühnel
Premiere: 9. Oktober 2020
Staatsschauspiel Dresden
Zum Inhalt: Wenn Gundermann nach einem abendlichen Konzert den Schichtbeginn verpasste, begrüßten ihn die Kollegen im Tagebau mit „Mensch Gundi, du bist aber früh heute auf Spätschicht.“ Fünf Mark in die Kaffeekasse – Problem erledigt.
Viele andere Probleme blieben Gundermann erhalten. Mit seiner eigenwilligen Ausdeutung des Grundsatzes, dass vor allem der eigene Beitrag unverzichtbarer Bestandteil einer gelingenden Gesellschaft ist, flog er aus der SED, wurde vom angeworbenen und überzeugten „Kundschafter des Friedens“ zum überwachten Stimmungsmacher. Seine Idee von einem Sozialismus als Utopie des Miteinanders vertrat er dennoch auch nach dem Fall der Mauer weiter. Als der Tagebau Spreetal, Gundermanns Revier, in den neunziger Jahren geschlossen wurde und es für die Kumpel „Frühstück für immer“ hieß, begriff er: Wenn wir traditionell Energie gewinnen, indem wir Heimat verheizen, ist Wärme gewonnen, aber Heimat verloren. Gundermann wurde zum Radikalökologen und postindustriellen Apologeten. Mit nur 43 Jahren verstarb der ewige Querkopf.
Gundermanns musikalisches Erbe ist heutzutage so lebendig wie das kaum eines anderen ostdeutschen Musikers.
Mit: Thomas Eisen, Betty Freudenberg, Jannik Hinsch, Henriette Hölzel, Daniel Séjourné und Nadja Stübiger sowie den Live-Musikern Christoph Hermann, Jan Stolterfoht, Matthias Trippner und Helge Wittig
Musikalische Leitung: Matthias Trippner und Jan Stolterfoht
Regie: Tom Kühnel
Bühne: Jan Pappelbaum
Kostüme: Leonie Falke
Licht: Peter Paul Lorenz
Dramaturgie: Kerstin Behrens
Ton: Torsten Staub und Robert Freitag