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Schaubühne am Lehniner Platz
www.schaubuehne.de
Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

Bewertung und Kritik zu

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NEST (Bischkek) 
von Chagaldak Zamirbekov und Ensemble
Premiere: 2020 (Theatre 705, Bischkek, Kirgisistan)
Deutschland-Premiere: 11. April 2025 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Hinter geschlossenen Türen taucht in einem Wohnungsflur ein Mann auf. Er erzählt, wie sein Vater die Familie verlassen und sich der radikalislamistischen Bewegung Hizbut-Tahrir angeschlossen hat. Weitere Personen stoßen dazu. Die Gründerin eines Waisenheims, die Müttern und Kindern Zuflucht bietet. Eine Kellnerin, die in einer Bar arbeitet und alleine lebt, seitdem sie 15 Jahre alt ist. Ein Nationalist, der davon träumt, dass alle Menschen in diesem Land nur noch Kirgisisch sprechen. Eine junge Feministin, die bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist und nicht weiß, was sie mit ihrem Leben machen soll. Eine andere Frau, die entführt und zwangsverheiratet wurde. Geisterhaft und nahtlos blenden diese und noch weitere Lebensgeschichten ineinander.
Das unheimliche Gefühl, gerade den intimsten Raum, den Menschen haben – die eigene Wohnung – betreten zu haben, lässt einen niemals los. Oder eben das titelgebende »Nest«. Alle hier versammelten Stimmen verbindet ihre Herkunft Kirgisistan, einer zentralasiatischen Republik, die 1876 vom Russischen Reich annektiert wurde und erst 1991, mit der Auflösung der Sowjetunion, ihre Unabhängigkeit erhielt. Regisseur Chagaldak Zamirbekov und das Ensemble haben für »Уя (Nest)« Interviews mit Menschen aus der kirgisischen Gesellschaft geführt. Jede Stimme erkundet, was der Begriff Zuhause ist. Oder was er sein könnte. Ein seltenes Porträt einer Gesellschaft im Wandel, in der es so viele Perspektiven auf das richtige Leben wie Wohnungen im Land gibt.

CHAGALDAK ZAMIRBEKOV studierte am staatlichen Konservatorium Kirgistans und an der kirgisisch-türkischen Manas Universität, wo er seit 2021 auch unterrichtet. Er entwickelt experimentelle Dokumentartheaterformate, überschreibt und inszeniert klassische Texte und ist ebenfalls im Musik- und Tanztheater tätig.

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BALDWIN AND BUCKLEY AT CAMBRIDGE (New York) 
Konzept: Greig Sargeant, Elevator Repair Service
Regie: John Collins 
Premiere: 9. September 2021 (Philadelphia FringeArts Festival) 
Deutschland-Premiere: 10. April 2025 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Im Jahr 1965, auf dem Höhepunkt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, trafen der weithin verehrte Intellektuelle und Schriftsteller James Baldwin und William F. Buckley Jr., ein prominenter Vordenker der Neuen Rechten, in einer spektakulären, öffentlichen Diskussion an der Universität Cambridge aufeinander: Ging der amerikanische Traum auf Kosten der Schwarzen Bevölkerung? Die Einladung war von der Cambridge Union, dem ältesten studentischen Debattierclub der Welt, ausgesprochen worden. Auf der einen Seite eine der wichtigsten Stimmen der Bürgerrechtsbewegung, auf der anderen der »Vater des modernen amerikanischen Konservatismus«. Mit »Baldwin and Buckley at Cambridge« setzt »Elevator Repair Service«, das von der New York Times als eines der »wenigen wirklich wichtigen Theaterensembles New Yorks« hervorgehoben wurde, ihre erfolgreiche Beschäftigung mit dokumentarischen Materialien fort, die sie in klugen, wortgetreuen Inszenierungen auf die Bühne bringen. Das Stück ist ein zeitloser, intellektueller Schlagabtausch über Rassismus und Gesellschaft. Baldwins beißende Analyse der strukturellen Benachteiligung und vielfältigen Repression der Schwarzen Bevölkerung in Amerika und Buckleys unheimlich aktuelle Reaktion darauf werden hier Wort für Wort zum Leben erweckt. Die Inszenierung endet mit einem imaginären Gespräch zwischen Baldwin und seiner engen Freundin Lorraine Hansberry, Aktivistin und Autorin von »A Raisin in The Sun«, dem ersten Theaterstück einer Schwarzen Autorin, das am Broadway produziert wurde. 

ELEVATOR REPAIR SERVICE (ERS) wurde 1991 von Regisseur John Collins gegründet. Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählen »Gatz«, ihre preisgekrönte Inszenierung des gesamten Textes von »Der große Gatsby«, »The Sound and The Fury« oder »Arguendo«. ERS hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter mehrere Lucille Lortel Awards, einen Bessie Award und einen Obie Award. Seit 1998 sind sie das erste Mal wieder in Berlin zu Gast. 

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UN SUBLIME ERROR (Brüssel / Madrid) 
von Jan Lauwers
Premiere: 16. November 2024, Festival Temporade Alta (Girona)
Deutschland-Premiere: 8. April 2025 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Ein fast perfektes Trio: Alex, Kristin und Gonzalo sind unzertrennlich. Gerade in ihrer Unterschiedlichkeit bilden sie ein spiegelhaft symmetrisches Dreieck. Alex ist finster und grüblerisch, Gonzalo fröhlich und stets zu Scherzen aufgelegt. Christine scheint in souveräner Gleichmut in der Lage, die Gegensätze im Gleichgewicht zu halten. Dennoch muss irgendetwas aus dem Ruder gelaufen sein. Zu Beginn des Stücks findet sich Gonzalo am Tag nach seiner eigenen Beerdigung wieder und versucht in scheinbarer Ruhe, die Stücke der Vergangenheit wieder zusammenzufügen. Das Kippen einer Statik, die so fragil ist wie das Bühnenbild, das ihn umgibt: eine Installation aus aufgetürmten, durchsichtigen Glasgefäßen, die bei jeder Berührung einzustürzen und in tausend Scherben zu zerbrechen drohen. Der Figur hat der argentinisch-spanische Schauspieler Gonzalo Cunill seinen eigenen Vornamen geliehen. Bald aber verkörpert er im virtuosen Wechselspiel alle drei Freund_innen und ihre Passionen, die plötzlich und ungewollt in Brutalität, Trennung und Entfremdung gleiten. Doch wo ereignete sich der titelgebende »erhabene Fehler«? Cunill, dem Festivalpublikum durch seine zahlreichen Aufritte in Stücken von Rodrigo García ebenso bekannt wie als Alter Ego von Pablo Fidalgo im Monolog »Die Enzyklopödie des Schmerzes« beim FIND 2023, tritt an der Schaubühne erstmals in einem von Jan Lauwers geschriebenen, inszenierten und mit seiner legendären »Needcompany« produzierten Monolog auf. Es ist das Produkt einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen den beiden Künstlern und führt zahlreiche Fäden aus Lauwers Werk als Autor und Regisseur zusammen.

JAN LAUWERS ist Regisseur, Dramatiker, Bildender Künstler und Künstlerischer Leiter der Performancegruppe »Needcompany «. Er studierte Malerei an der Kunstakademie in Gent. Im Januar 2011 erhielt er das Goldene Ehrenzeichnen für Verdienste um die Republik Österreich und bei der Biennale von Venedig 2014 den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.

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MEDEA’S KINDEREN (Gent) 
von Milo Rau / NTGent
Regie: Milo Rau 
Premiere: 18. April 2024 (NT Gent) 
Deutschland-Premiere: 4. April 2025 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Das rasende Weib, die Hysterikerin, die Rabenmutter, die ihren Hass nicht durch Vernunft zu bändigen weiß und an ihren unschuldigen Kinder auslässt: kaum ein antiker Stoff lieferte in der Geschichte des Theaters seit Euripides – der die Episode des Kindermordes dem alten Mythos überhaupt erst hinzufügte – Vorwand für so viele misogyne Klischees wie der von Medea. Milo Rau kehrt in seiner Inszenierung ihre Geschichte in radikaler Weise um. Anstelle der griechischen Sage rückt er einen realen belgischen Kriminalfall ins Zentrum. Eine Mutter lebt mit ihrem marokkanischen Ehemann und ihren fünf Kindern in Belgien. Der Vater aber verbringt mehr und mehr Zeit mit dem belgischen » Wohltäter«, der ihn einst nach Europa holte. Bis eines Tages die Mutter ihre Kinder in fast mathematischer Systematik ermordet. Die furchtbare Unbegreiflichkeit dieser Tat führt uns vor einen schwindelerregenden Abgrund von gesellschaftlichem Ausschluss, Erniedrigung, Abhängigkeit und Rassismus. Doch auch dramaturgisch und inszenatorisch stellt Rau den Mythos auf den Kopf. Sind die Kinder in den zahlreichen Dramatisierungen der Legende stumme Figuren, die sprachlos erleiden müssen, was ihnen angetan wird, so werden sie in »Medea’s Kinderen« nicht nur zu den Titelheld_innen: Sie werden auch von einem Ensemble von Kindern zwischen acht und dreizehn Jahren dargestellt. Dabei gelingt ihnen etwas Widersprüchliches: Während die Zuschauer_innen durch die perfekt inszenierte Nachahmung der Grausamkeit in einem fast unerträglichen Realismus mit den Taten der Mutter konfrontiert werden, gerät für die Darstellenden auf der Bühne das Inszenieren von Illusion und Theaterblut zu einem lustvollen Spiel. Die Gewalt als Mittel und ihre Wirkung auf die Zuschauer_innen kommt aus der Welt, die sie umgibt – und verwandelt sich nur auf der Bühne zur befreienden Übung in Traumabewältigung und Widerstand.

MILO RAU, geboren 1977 in Bern, ist Intendant der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien. Er studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Berlin und Zürich, u. a. bei Pierre Bourdieu und Tzvetan Todorov. Als Regisseur und Autor veröffentlichte er über 50 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen. Seine Theaterproduktionen waren u. a. zum Berliner Theatertreffen, Festival d’Avignon, Biennale di Venezia, Wiener Festwochen und Brüsseler Kunstenfestivaldesarts eingeladen und tourten durch über 30 Länder weltweit. Von 2018 bis 2023 war Milo Rau künstlerischer Leiter des NTGent (Belgien).

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SAFE HOUSE (Irland) 
von Enda Walsh und Anna Mullarkey
Regie: Enda Walsh 
Premiere: 3. Oktober 2024 (Abbey Theatre, Dublin) 
Deutschland-Premiere: 4. April 2025 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Galway, Irland, in den neunziger Jahren. Eine leerstehende Handballhalle, in der mehrere Fernseher, ein kaputter Kühlschrank und diverse Gartenmöbel rumstehen. Es ist das »Zuhause« von Grace, einer jungen Frau, die sich hier notdürftig eingerichtet hat und Zuflucht vor der Außenwelt sucht. Wie ist Grace hier gelandet? Warum hat sie kein richtiges Zuhause? Was ist passiert? In fragmentarischen Versatzstücken erfahren wir nach und nach immer mehr über Graces Leben. Eine Kindheit geprägt von Armut, alkoholsüchtigen Erwachsenen und missglückten Familienfeiern, eine isolierte Jugendzeit auf dem Land, eine verzweifelte Flucht in die Stadt, die Rückkehr aufs Land und der Versuch, das erlebte Trauma zu betäuben: Grace versucht, ihre eigene Vergangenheit zu verarbeiten, einen Sinn im Erlebten zu finden, indem sie sich entweder davon verabschiedet oder es als unwiderruflichen Teil von sich selbst akzeptiert. »SAFE HOUSE« ist die erste Zusammenarbeit zwischen der Komponistin Anna Mullarkey und dem Autor und Regisseur Enda Walsh. Es ist ein Soloabend, ein Liederzyklus mit Bildern und Filmsequenzen, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerungen und Fantasie verschmelzen, in dem die Zeit vor und zurück springt, Tag zu Nacht wird und eine Jahreszeit in die andere übergeht.

ENDA WALSH ist Dramatiker, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u. a. die Stücke »Disco Pigs«, »Misterman«, zusammen mit David Bowie das Musical »Lazarus«, sowie die Drehbücher für u. a. die Filme »Hunger«, und »Small Things Like These«. Thomas Ostermeier inszenierte 1998 »Disco Pigs« am Schauspielhaus Hamburg und übernahm die Produktion 2000 an die Schaubühne. Die deutschsprachige Erstaufführung von »Misterman« fand 2000 an der Schaubühne statt.

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MANIFESTO TRANSPOFÁGICO - (São Paulo) 
von und mit Renata Carvalho
Regie: Luiz Fernando Marques 
Premiere: 20. März 2019 - Teatro Décio de Almeida Prado, Sao Paulo (Brasilien)
Deutschland-Premiere: 27. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Am Anfang ist der Körper. Durch Scheinwerfer beleuchtet, bewegt sich Performerin Renata Carvalho kaum bekleidet über die Bühne. Ihr Gesicht sehen wir nicht. Sie setzt ihren Körper unseren Blicken aus, damit wir ihn beurteilen, einschätzen, einordnen. Schon immer wird dieser Körper beobachtet und untersucht. Widersetzt er sich der Einordnung, darf er bestraft, gedemütigt, entrechtet werden.

Renata Carvalhos Performance »Manifesto Transpofágico« beginnt beim Blick der Zuschauer_innen auf den Körper der Travesti, ein Begriff, der in Brasilien Menschen meint, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeschrieben wurde, die aber für sich eine weibliche Geschlechtsidentität entwickelt haben. Die Selbstbezeichnung verweist auf eine kollektive Geschichte, die Carvalho zum Gegenstand ihrer Performance macht.

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MY LITTLE ANTARCTICA - (Komsomolsk am Amur/Lyon) 
von Tatiana Frolova/KnAM Theater
Premiere: 29. Juli 2019 - KnAM theatre Komsomolsk-on-Amur (Russland) 
Deutschland-Premiere: 24. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Komsomolsk am Amur, von der Taiga umgeben, im »Förderationskreis Fernost«: dem russischen Teil Ostasiens nahe dem japanischen Archipel. Hier dauern die Winter bis zu sechs Monate und die Temperaturen fallen auf bis zu minus 40 Grad Celsius ab. In diese von der Welt vergessene »kleine Antarktis« kehren Tatiana Frolova und ihr Kollektiv KnAM Theater auf der Bühne zurück, nachdem sie im realen Leben nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, als Regimekritiker und Kriegsgegner bedroht, ins Exil nach Frankreich fliehen mussten.

Die offizielle Geschichtsschreibung behauptet, dass Komsomolsk in den 1930er-Jahren von einer Gruppe Freiwilliger der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol errichtet worden ist. Die Gründung einer Metropole in der unzugänglichsten Region des Sowjetreichs als Sieg des Sozialismus und der Zivilisation über die Naturgewalten. Die Wahrheit ist eine andere. Tatsächlich entstand die Stadt als Teil des Straflagernetzes Gulag. Die heutigen Bewohner_innen kennen daher vor allem zwei Arten von Vorfahren: Gefangene und Wächter des Lagers. Opfer und Täter des Stalinismus. Doch bis heute schweigen sie darüber.

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NOT ONE OF THESE PEOPLE - (Québec/London) 
von Martin Crimp
Regie: Christian Lapointe 
Premiere: Juni 2022 - Théâtre La Bordée, Québec City (Kanada) 
Deutschland-Premiere: 23. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: »Not One of These People« besteht aus 299 Aussagen, die von 299 verschiedenen Figuren gesprochen werden, deren Gesichter wir als Videoprojektionen sehen. Sie wenden sich direkt an uns und teilen uns ihre Gedanken und Ansichten über die Welt mit. In einem Moment stellen sie Fragen über Rassismus, Geschlecht und das Patriarchat, im nächsten vertrauen sie uns intime Geheimnisse an. Mit jeder Äußerung entsteht eine kleine Vignette und ein Einblick in das Privatleben dieser zahlreichen Figuren, die an die Flut von Meinungen erinnern, die uns in den sozialen Medien überschwemmen. Doch die Figuren, die wie Projektionen erscheinen und völlig authentisch wirken, sind in Wirklichkeit nicht echt: Jede von ihnen ist ein Avatar, der mit Hilfe von KI-Algorithmen und Deepfake-Technologie erstellt wurde. Und auch die Texte, die sie sprechen, sind nicht von ihnen selbst gesprochen, sondern werden von einem einzigen Performer vorgelesen: Martin Crimp, der Autor des Stücks. Wenn es die Aufgabe des Schriftstellers ist – so scheint er zu fragen –, Stimmen zu erfinden, wessen Stimmen darf er dann erfinden? Gibt es Grenzen für das, was sie sagen können? Und was, wenn eine erfundene Stimme Dinge sagt, die der Verfasser selbst lieber nicht hören möchte? Beobachten wir hier die Ausübung von Einfühlungsvermögen und Fantasie oder eine Warnung, nicht zu versuchen, in die Köpfe anderer einzudringen?

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PÊNDULO - (Lissabon) 
von Marco Martins und Arena Ensemble
Premiere: 10. Juni 2023, Auditório Municipal Augusto Cabrita, Barreiro (Portugal)
Deutschland-Premiere: 20. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Eine Gruppe von Pflegerinnen und Hausangestellten, deren Leben vom täglichen Pendeln bestimmt wird: zwischen der Peripherie und dem Zentrum der Hauptstadt Lissabon; zwischen ihrem Zuhause und dem Zuhause derjenigen, die sie beschäftigen; zwischen den Ländern, in denen sie geboren wurden, und Portugal, dem Land, in dem sie jetzt leben; zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Hoffnung und Sehnsucht. »Pêndulo« ist eine intime, ständige Suchbewegung, auf die sich Regisseur Marco Martins und das Ensemble gemeinsam begeben haben.

Die Protagonistinnen und Ko-Autorinnen dieser Inszenierung sind sieben Frauen, deren Arbeit die Hausarbeit und Pflege ist. Sie alle sind aus den einstigen Kolonien in Afrika und Lateinamerika nach Portugal gekommen. In welchem Verhältnis stehen diese zugewanderten Arbeitnehmerinnen zu den Familien, für die sie arbeiten, für die sie ihr eigenes Zuhause verlassen haben, um die Häuser anderer zu reinigen? Was sind das für Beziehungen? Woran denken sie auf ihren Wegen hin zur Arbeit und zurück nach Hause, wenn sie nicht vor Erschöpfung in Bus und Bahn einschlafen? In persönlichen und traumähnlichen Situationen zugleich stehen sie auf der Bühne und sprechen über ihre eigenen und fremden familiären Beziehungen, die Konfrontation zwischen verschiedenen Lebensformen, Orten, Erwartungen, und dem täglichen Leben. Panorama einer Gesellschaft in Bewegung. Dabei begibt sich »Pêndulo« ebenfalls auf die Spuren des portugiesischen Kolonialismus in der Gegenwart, der auch ein halbes Jahrhundert nach seinem Ende tief ins Bewusstsein wie auch ins Unbewusste der Menschen eingeschrieben ist.

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IL CAPITALE – UN LIBRO CHE ANCORA NON ABBIAMO LETTO - (Bologna) 
von Kepler-452
Regie: Kepler-452/Enrico Baraldi & Nicola Borghesi 
Premiere: 8. Oktober 2022 - Teatro Arena del Sole, Bologna (Italien) 
Deutschland-Premiere: 20. April 2024 (Gastspiel FIND) 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: Am 9. Juli 2021 erhält die komplette Belegschaft des Automobilzulieferers GKN Driveline nahe Florenz ihre sofortige Kündigung per E-Mail. Daraufhin besetzen die Arbeiter_innen ihr Werk in Campi Bisenzio und kämpfen fortan als Collettivo di Fabbrica GKN gegen die Abwicklung ihrer Fabrik. Aus der Besetzung geht ein breites Bündnis aus Arbeiter_innen, Klima-Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen hervor, das eine ökologische Transformation der Produktion fordert.

Auch Enrico Baraldi und Nicola Borghesi, die zusammen das Theaterkollektiv Kepler-452 bilden, hören von diesem radikalen Klassenkampf und besuchen die streikenden Arbeiter_innen. Gemeinsam mit ihnen wollen sie »Das Kapital« von Karl Marx lesen. Wie ließe sich ein künstlerischer Dialog zwischen dem berühmtesten Werk der politischen Ökonomie und dem Streik in der Fabrik herstellen? Doch schnell werden sie sich der enormen Distanz zwischen Theorie und Praxis, dem Leben der Kunst und der Welt der Arbeit bewusst. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, entscheidet sich Kepler-452 zusammen mit Arbeiter_innen, ein Stück darüber zu machen, wie sie versucht haben, »Das Kapital« von Marx auf die Bühne zu bringen: also »ein Buch, das wir noch nicht gelesen haben«, wie der Untertitel es selbstironisch benennt. Dabei erzählen sie von sich und ihrem Leben und vor allem, was damit passiert ist, als die Produktion unterbrochen wurde.

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