Bewertung und Kritik zu
UNTIL THE FLOOD (St. Louis)
von Dael Orlandersmith
Regie: Neel Keller
Premiere: 2016 (Repertory Theatre, St. Louis)
Off-Broadway-Premiere: 18. January 2018 (Rattlestick Playwrights Theater New York)
Berlin-Premiere: 6. April 2022 (Gastspiel FIND)
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
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Zum Inhalt: Am 9. August 2014 wurde der unbewaffnete, Schwarze Teenager Michael Brown von dem weißen Polizisten Darren Wilson in Ferguson, Missouri, mit zwölf Schüssen getötet. Es folgten Proteste und Demonstrationen gegen rassistische Polizeigewalt, die US-Nationalgarde wurde nach Ferguson geschickt und nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt. Nachdem Darren Wilson im November desselben Jahres freigesprochen wurde, folgten weitere Proteste in Ferguson und ganz Amerika. Die amerikanische Schauspielerin und Autorin Dael Orlandersmith hat Dutzende Interviews mit den Bewohner_innen Fergusons geführt und aus ihnen acht Figuren geschaffen: Louisa, eine Lehrerin im Ruhestand; Rusty, ein pensionierter Polizist; Hassan, ein Schüler, der von einem anderen Leben träumt; Connie, eine Lehrerin; Reuben, ein Friseur, der fest an Fairness glaubt; Dougray, ein wohlhabender Elektriker, der eine arme Kindheit weit hinter sich gelassen hat; Paul, ein junger Mann, der noch zur Highschool geht und in Berkeley studieren möchte; und Edna, eine Predigerin, die an die Macht des Gebets glaubt. Schwarz, weiß, männlich, weiblich, jung, alt – Dael Orlandersmith verwandelt sich auf der Bühne mit wenigen Gesten und Requisiten in diese ganz unterschiedlichen Menschen und lässt uns daran teilhaben, wie sie leben, womit sie kämpfen und wovon sie träumen. »Until the Flood« untersucht nicht, ob der Polizist Darren Wilson sich selbst verteidigen musste und deswegen rechtmäßig gehandelt hat oder nicht, sondern erforscht, was der Tod Michael Browns für die Bewohner_innen der Stadt bedeutet, und durchleuchtet die komplexen Mechanismen von Rassismus und Macht in den heutigen USA.
Mit: Dael Orlandersmith
Regie: Neel Keller
Bühne: Takeshi Kata
Licht: Mary Louise Geiger
Kostüm: Kaye Voyce
Musik und Sounddesign: Justin Ellington
Projektionen: Nicholas Hussong