Staatsschauspiel Dresden
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    Theaterstraße 2 - 01067 Dresden
    Telefon: 03 51.49 13-50
    SPIELPLAN & KARTEN

    Bewertung und Kritik zu

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    EINMETERFÜNFZIG
    eine Theaterphantasie mit Abstand
    Regie: Rainald Grebe 
    Premiere: 19. September 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Arbeiten in Corona-Zeiten bedeutet Stillstand und Unsicherheit. Für manche nur ein paar Wochen. Für andere für immer. Was das für eine Schauspielbühne bedeuten kann, entwirft Rainald Grebe in seiner Theaterphantasie. Stellen Sie sich vor: Die letzte Vorstellung im Schauspielhaus liegt Monate zurück. Die Bühnen sind leer, die Garderoben verwaist, durch die Werkstätten zirkuliert der Notstrom, im Fundus bröckelt Mörtel auf die Kostüme. Und kein Pförtner sitzt am angestammten Platz! Nur im „Bauch“ des Hauses rumort es. Ein Hubpodium setzt sich in Bewegung, darauf eine kleine Gruppe spielwütiger Schauspieler. Es sind die letzten ihrer Art, von allen verlassen, selbst vom Publikum.
    Heute aber ist Tag der offenen Tür! Der Termin wurde vor Monaten festgelegt, das Programm mit Umsicht geplant. Es gibt Interviews mit lokalen Größen, Szenen aus der Weltliteratur, dazu eine Live-Band, geschnipselte Videos und eine fulminante Technikshow. Auch der neue Spielplan wird vorgestellt. Und weil keiner mehr da ist, der den Künstlern zur Hand geht, der das Licht anmacht, die Haare unter Glatzen steckt und bei Texthängern hilft – machen sie alles selbst. Denn sie sind Schauspieler! Sie spielen Techniker, Souffleusen, Stellwerker, Beleuchter, Maskenbildnerinnen und zuletzt auch die Zuschauer. Alles mit dem verordneten Abstand, um zu beweisen: Der Abstand ist bedeutungslos, denn sie sind Spieler. Sie müssen nicht eng umschlungen im Kuss erstarren, um als Liebespaar durchzugehen. Die Jack the Rippers der Welt – auf der Bühne kommen sie trotz Hygieneverordnungen wirkungsvoll zum Stich, und die Protagonisten des bürgerlichen Trauerspiels trennen sowieso Welten, nicht Einmeterfünfzig.

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    DER NACKTE WAHNSINN + X
    von Michael Frayn
    Regie: Sebastian Hartmann 
    Premiere: 16. September 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Der Abend einer Generalprobe im Theater: Schauspieler*innen proben, vergessen den Text und verpassen ihre Auftritte. Der Regisseur greift ein, auch der Inspizient und die Regieassistentin müssen immer wieder auf die Bühne kommen. Michael Frayns Komödie von 1982 zeigt die Bühne als Welt und das Scheitern als permanente menschliche Konstante. Wir sehen Schauspieler*innen, die Schauspieler*innen und gleichzeitig die Rollen jener fiktiven Boulevardkomödie spielen. Dazu Schau­spieler*innen, die das Regieteam einer fiktiven Inszenierung spielen. Schein und Sein sind ineinander verschachtelt und schaffen eine ständige Verschiebung der Ebenen und Perspektiven und damit eine ‚romantische Ironie‘, Komik und Melancholie, wie wir sie aus den dramatischen Texten Ludwig Tiecks kennen. Die Inszenierung von Sebastian Hartmann greift dieses Motiv auf und formuliert es als Theater, das in Zeiten der Pandemie probt und arbeitet, weiter. Aus Dialogen werden Monologe, die Schauspieler*innen sind vereinzelt und proben jede*r für sich ein Stück, das nur in ihrem Kopf existiert. Sie spielen mit der Fiktion eines geschlossenen Bühnenbildes und mit vorgestellten Requisiten, während der Inspizient ihre Auftritte ankündigt.

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    ALL DAS SCHÖNE
    von Duncan Macmillan mit Jonny Donahoe
    Regie: Mina Salehpour 
    Premiere: 13. September 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Er fertigt eine Liste an mit all den schönen Dingen im und am Leben. „Mein Ziel war, die Tausend zu schaffen. Und ich durfte nicht mogeln, was hieß: a. Keine Wiederholung. b. Die Sachen mussten wirklich großartig sein. c. Nicht zu viele materielle Dinge.“ Er beginnt die Liste, als er sieben Jahre alt ist, nach dem ersten Suizidversuch seiner Mutter. Weil sie nichts findet, wofür es sich zu leben lohnt, macht der Sohn ihr Vorschläge. Für den Siebenjährigen steht an Stelle eins natürlich „1. Eiscreme“. Dann liegt die Liste für ein paar Jahre vergessen in einem Karton, später zwischen Buchseiten. Immer wieder fällt sie ihm in die Hände und immer fügt er weitere Dinge hinzu. So wird die Liste auch ein Dokument seines Lebens. Als er ein Studium beginnt und sich zum ersten Mal verliebt, fügt er hinzu: „517. Mit jemandem so vertraut sein, dass man ihn nachgucken lässt, ob man Petersilien-Reste zwischen den Zähnen hat“ oder „253 263. Das Gefühl von Ruhe nach der Erkenntnis, dass es, obwohl man in der Patsche steckt, nichts gibt, was man dagegen ausrichten kann.“
    Der Brite Duncan Macmillan hat einen lebensbejahenden Monolog über das todernste Thema Depression geschrieben, gänzlich unsentimental und komisch. Als Bericht eines Sohnes im Umgang mit dem Suizid der eigenen Mutter geschrieben, erzählt das Stück viel über unsere gegenwärtige Zeit: was vermissen wir in Ausnahmezuständen, von wem oder was müssen wir uns zukünftig verabschieden, und was zählt zu den schönen Dingen in unserem Leben? Was würden Sie auf die Liste schreiben?

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    IHR HABT KEINEN PLAN
    eine Anleitung zum Richtig-Wollen
    Regie: Monique Hamelmann 
    Premiere: 11. September 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Das Wort Klimawandel ist aus dem Sprachschatz nicht mehr wegzudenken. Egal, ob man daran glaubt oder nicht, egal, ob man damit nur Winter ohne Schnee meint oder dass die Erderwärmung ein unumstößlicher Fakt ist und zum Abschmelzen der Polkappen führt, zu katastrophalen Wetterphänomenen, zu Flucht, zu Chaos. Viele denken um und kämpfen mit Mehrwegbechern, Gemüsenetzen und Stadtteilautos gegen den Kollaps. Das wird nicht reichen. Aber ist überhaupt noch mehr drin? Und was ist mit jenen, die dem Diesel und der Braunkohle die Treue halten, schließlich habe sich die Welt in den letzten 50 Jahren auch kaum verändert, was soll schon passieren? Mit dem Manifest Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen formuliert der Jugendrat der Generationen Stiftung, Interessenvertretung der kommenden Generationen, deutlich, was getan werden muss, um die Katastrophe zu verhindern, und macht konkrete Vorschläge, wie die Gesellschaft, die Politik, wie alle ihren Teil dazu beitragen können.

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    SUBURBAN MOTEL
    von George F. Walker
    Regie: Philipp Lux 
    Premiere: 4. September 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Ein Bett, eine Badezimmertür, ein Fenster, eine Eingangstür – ein Motelzimmer am Stadtrand einer Großstadt, immer gleich. Dieses Setting verbindet die sechs Stücke aus George F. Walkers Zyklus mit dem Titel SUBURBAN MOTEL. Hier treffen sich gestrandete Existenzen, ziehen sich Liebespaare zurück oder auch solche, die es mal waren oder gern wären. Hier kreuzen sich Wege von Durchreisenden, Glückssuchern, Kleinkriminellen, Verlorenen und Verzweifelten. Hier entstehen Hoffnungen und Träume genauso schnell, wie sie scheitern. Es wird verfolgt, beobachtet, bedrängt, geflohen, gekidnappt, geschossen, lebendig begraben und unaufhörlich weitergemacht.
    In dieser Farce folgt eine Katastrophe der anderen und füttert die Phantasie mit Zitaten von Dokusoap bis hin zu High Noon-Western-Bildern, von Gangsterfilm, Sozialdrama und Screwball-Komödie. Die Begegnung zwischen Mann und Frau verläuft dabei nie konfliktfrei und die Begegnung zwischen Mann und Mann ist nicht unkomplizierter. Je verzweifelter Walkers Figuren versuchen, sich aus ihrer Misere herauszuarbeiten, desto tiefer geraten sie in ihr Unglück hinein. Quentin Tarantino lässt grüßen!

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    PETER HOLTZ
    von Ingo Schulze
    Regie: Friederike Heller 
    Premiere: 7. Februar 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: Peter Holtz will nichts Geringeres als Glück für alle. Schon als Kind praktiziert er die Abschaffung des Geldes. Später erfindet er den Punk aus dem Geist des Arbeiterliedes, bekehrt sich aber zugleich zum Christentum. In der CDU (Ost) kämpft er für eine christlich-kommunistische Demokratie, nimmt jedoch auch die Verheißungen des Kapitalismus beim Wort. Verwundert stellt er fest, dass die Marktwirtschaft seine Selbstlosigkeit mit Reichtum belohnt; besorgt fragt er sich, wie er mit Anstand das viele Geld wieder loswerden kann, denn „wenn das Geld zum Henker der Dinge wird, hat es keine Berechtigung mehr.“

    Ingo Schulze folgt seinem Helden ein rundes Vierteljahrhundert durchs Leben, von 1974 bis 1998. Er lässt nichts aus, was in diese Zeit gehört. Alles widerfährt seinem Helden ungewollt. Durch Zeiten und Umstände, die anderen zum Verhängnis wurden, kommt er unbeschadet hindurch. Ein reiner Tor und neuer Simplicissimus.

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    IM WESTEN NICHTS NEUES
    nach dem Roman von Erich Maria Remarque
    Regie: Mina Salehpour 
    Premiere: 11. Januar 2020 
    Staatsschauspiel Dresden 

    Zum Inhalt: 1928 machte der Roman IM WESTEN NICHTS NEUES seinen Autor Erich Maria Remarque über Nacht schlagartig berühmt: Blutjunge Männer, gerade noch auf der Schulbank, jetzt im Trommelfeuer, berichten schonungslos vom Alltag an der Westfront des Ersten Weltkriegs: dem traumatischen Alltag zwischen lebensgefährlichem Gefecht und untätiger Langeweile, zwischen patriotischen Heldenmythen und persönlicher Einsamkeit, zwischen Sprachlosigkeit in der Heimat und Kameradschaft im Feld. Ohne Übergang steht neben dem Grauen der Blödsinn, neben zerfetzten Leibern der Duft eines Spanferkels.
    Wo der Heeresbericht ganz nüchtern im Westen nichts Neues zu vermelden hat, schwellen in Remarques Roman die Stimmen der zahllosen unbekannten Gefallenen an: Gespeist aus eigenen Erlebnissen an der Westfront und aus Gesprächen im Lazarett, hat Remarque die Stimmen und die Sinnlosigkeit der ‚ewigen Front‘ eingefangen. Denn die Fragen der Soldaten bleiben bis heute die gleichen: Warum wird mir jemand zum Feind erklärt, der mich nicht kennt und den ich nicht kenne? Wie soll man im Frieden wieder einen Platz in der Gesellschaft finden? Was passiert, wenn das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, was Krieg eigentlich bedeutet, langsam verschwindet? Wie fragil ist der Frieden, wenn der Krieg einfach nur an einen anderen Schauplatz verlagert wird?
    Innerhalb kürzester Zeit avancierte Remarques Roman nicht nur zu einem Antikriegsroman, sondern vielmehr zu einem Roman für den Frieden: Hoffnung, Solidarität, Gemeinschaft brechen sich Bahn, trotz allem Grauen und der Brutalität des Krieges. Von Hollywood verfilmt, von den Nationalsozialisten verbrannt, gehört IM WESTEN NICHTS NEUES bis heute zu den meistgelesenen Büchern der Welt.

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    MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
    von Bertolt Brecht
    Regie: Armin Petras 
    Premiere: 27. September 2019 
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    Zum Inhalt: Ganz Europa ist verwüstet, der Dreißigjährige Krieg hat den Kontinent schon vor Jahren ins Chaos befördert. Doch mittendrin bleibt die Marketenderin Mutter Courage mit ihrem Planwagen unverwüstlich und zieht von Heereslager zu Heereslager. Trotz aller Mühen will sie sich den Krieg nicht madig machen lassen, sie hat drei Kinder durchzubringen, und der drohende Frieden ist lediglich eine Gefahr fürs gut laufende Geschäft. Über die Jahre landet erst der redliche Sohn Schweizerkas vor dem Kriegsgericht, die Courage hatte zu lang um die Bestechungssumme für seine Freilassung gefeilscht. Ihm folgt der kluge Eilif und schließlich wird selbst die stumme Kattrin bei einer letzten Heldentat erschossen. Die Courage zieht mit ihrem Planwagen weiter, dem Regiment und dem Krieg hinterher, denn das nächste Geschäft ist nicht weit.

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    MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN
    nach Lukas Rietzschel
    Regie: Liesbeth Coltof 
    Premiere: 13. September 2019 
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    Zum Inhalt: Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Die Eltern sind Arbeiter. Mit ihrem Hausbau soll der Aufbruch in ein neues Leben beginnen. Doch im Dorf passiert längst nichts mehr: Das Schamottewerk hat schon vor Jahren dicht gemacht. Immerhin: einmal im Jahr ist Rummel! Doch dort trifft man sich hauptsächlich „zum Prügeln im Schatten des ausgeschalteten Kettenkarussells.“ Um die Brüder herum verfällt alles, die Heimat verschwindet, und dann trennen sich auch noch die Eltern. Wer dageblieben ist, besäuft sich oder ertränkt sich im künstlichen See, wo früher Tagebaugebiet war. So wie Uwe, der für die Stasi spitzelte und dem die Frau in den Westen weglief. Dieses Bild von Uwe, dem Verlierer, ist es auch, das Philipp und Tobias im Gedächtnis bleibt. Und als es dann noch zu Aufmärschen in Dresden kommt und ihr Heimatort Geflüchtete aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Und findet es.

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    SCHULD UND SÜHNE 
    nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski
    Regie: Sebastian Hartmann 
    Premiere: 31. Mai 2019 
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    Zum Inhalt: Sigmund Freud analysierte Verbrecher aus Schuldbewusstsein, die kriminelle Handlungen begingen, eben weil sie verboten waren. Bei Rodion Raskolnikow, verarmter Student und Held von Dostojewskis großem Roman, kommt hinzu, dass er sich eine philosophische Theorie zusammengebaut hat, nach der er die Menschen in ‚gewöhnliche‘ und ‚ungewöhnliche‘ einteilt. Letztere hätten das Recht, die ersteren als Material für ihre Ideen und Vorhaben zu behandeln und zu benutzen und eben auch das Recht zu töten. Den Ideen der ‚großen‘ Menschen ist alles unterzuordnen, da nur sie in der Lage seien, etwas Neues zu schaffen. Raskolnikow testet seine Theorie im realen Leben, er ermordet eine Pfandleiherin und als ‚Kollateralschaden‘ auch noch ihre Schwester. Der Mord steht am Beginn des Romans, der dann die schrittweise Aufklärung der Motive, der Ängste und der Irrungen Raskolnikows als spannenden Krimi erzählt. SCHULD UND SÜHNE bietet meisterhaft komponierte Spannung, es ist aber vor allem einer der großen Ideenromane Dostojewskis: Die nihilistische Philosophie Raskolnikows verweist auf menschliche Abgründe und Denkmuster, die immer wieder den dünnen Mantel humanistischer Zivilisation durchstoßen.

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