Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Andrej 
    Stück: Drei Schwestern
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1901 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler


    4. Akt, 6. Auftritt

    Andrej, Ferapont; dann Natascha (aus dem Fenster).

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    20983495 20983495 XlANDREJ: O, wo ist sie, wohin ist sie entflohen, meine Vergangenheit – da ich noch jung, fröhlich und verständig war, da ich so herrlich träumte und schwärmte, da meine Gegenwart und meine Zukunft vom Rosenschimmer der Hoffnung verklärt wurde? Warum werden wir, wenn wir kaum zu leben anfangen, gleich so langweilig, so prosaisch grau, so uninteressant, träg, gleichgiltig, unnütz und unglücklich? … Unsere Stadt steht schon zweihundert Jahre, sie hat hunderttausend Einwohner, und nicht ein Mensch existiert darin, der den andern nicht aufs Haar ähnlich sähe, nicht einen wagemutigen Helden hat sie hervorgebracht, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart, nicht einen namhaften Gelehrten oder Künstler, nicht eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die bei den andern den Trieb zur Nacheiferung oder wenigstens den Neid weckte … Nichts weiter kennen sie hier als essen, trinken, schlafen und zuletzt sterben … und nach ihnen werden wieder andre geboren, die auch nur essen, trinken und schlafen, und um nicht ganz zu verkommen vor langer Weile, schaffen sie sich Abwechselung durch gemeinen Klatsch, durch Branntweintrinken und Kartenspiel, durch allerhand Ränke und Intriguen, die Weiber betrügen ihre Männer, die Männer aber thun, als ob sie nichts sähen und hörten, und diesem verhängnisvollen, durch und durch gemeinen Einfluß verfallen auch wieder die Kinder, in denen der göttliche Funke ausgelöscht wird, die ebenso jämmerliche, einander aufs Haar ähnliche Wichte, eben solche wandelnde Leichname werden wie ihre Väter und Mütter …

    (Zu Ferapont, ärgerlich) Was willst du? 


    4. Act, 6. Scene

    Andrej, Ferapont; later Natascha (at the window).

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    7672539 7672539 XlANDREJ: Oh, what has become of my past and where is it? I used to be young, happy, clever, I used to be able to think and frame clever ideas, the present and the future seemed to me full of hope. Why do we almost before we have begun to live, become dull, gray, uninteresting, lazy, apathetic, useless, unhappy? ... This town has already been in existence for two hundred years and it has a hundred thousand inhabitants, not one of whom is in any way different from the others. There has never been, now or at any other time, a single leader of men, a single scholar, an artist, a man of even the slightest eminence who might arouse envy or a passionate desire to be emulated. They only eat, drink, sleep, and then they die . . . more people are born and also eat, drink, sleep, and so as not to become half-witted out of sheer boredom, they try to make life many-sided with their beastly back-biting, vodka, cards, and litigation. The wives deceive their husbands, and the husbands lie, and pretend they see nothing and hear nothing, and the evil influence irresistibly oppresses the children and the divine spark in them is extinguished, and they become just as pitiful corpses and just as much like one another as their fathers and mothers ...

     



    Bewertung: 3 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Irina 
    Stück: Drei Schwestern
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1901 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler


    3. Akt, 4. - 6. Auftritt

    Irina und Olga.

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    20983495 20983495 XlIRINA: Mit unserem Andrej ist wirklich nichts mehr los. Er ist so fade geworden, so gealtert neben dieser Natascha. Früher schwärmte er davon, einmal Professor zu werden – und gestern prahlte er damit, daß er endlich zum Mitglied der Landschaftsverwaltung gewählt sei. Er ist Mitglied dieser Verwaltung, und Protopopow ist ihr Vorsitzender! … Die ganze Stadt zischelt und lacht, nur er allein weiß von nichts und sieht nichts … Alles ist zum Feuer gelaufen, und er hockt in seiner Stube und zeigt für nichts Teilnahme. Höchstens sein Geigenspiel interessiert ihn noch. (Nervös.) O, schrecklich, schrecklich, schrecklich! (Sie weint.) Ich kann und kann das nicht länger ertragen! … Ich kann nicht, kann nicht, kann nicht … (Olga tritt ein.) [...] (laut schluchzend) Werft mich hinaus, werft mich hinaus! Ich kann hier nicht länger bleiben. [...] Wohin, wohin ist alles entschwunden? Wo ist es? O mein Gott, mein Gott, ich hab' alles vergessen! … Ganz wirr ist mir im Kopf … Ich weiß nicht mehr, was das Fenster oder die Zimmerdecke auf italienisch heißt. Alles vergess' ich. Jeden Tag vergesse ich etwas. Das Leben entschwindet und kehrt niemals wieder. Niemals, niemals werden wir nach Moskau kommen. Ich sehe, daß wir nie hinkommen werden. [...] (sucht sich zu beherrschen) O ich Unglückliche … Ich kann nicht arbeiten, werde nie arbeiten. Genug, genug! Ich war Telegraphistin, jetzt bin ich in der städtischen Verwaltung angestellt – und ich hasse, ich verachte alles, was man mir nur zu thun giebt … Ich bin schon vierundzwanzig Jahre, ich arbeite nun schon so lange, und was hab' ich erreicht? Mein Gehirn ist wie ausgetrocknet, ich bin abgemagert, verdummt, gealtert, und nichts, nicht die geringste Befriedigung hab' ich in meiner Arbeit gefunden. Die Zeit entflieht so rasch, und es ist mir, als ob ich mich von dem wahren, wirklich schönen Leben immer mehr entferne – als ob ich in einen Abgrund versinke. Ich bin ganz verzweifelt – daß ich noch lebe, daß ich noch nicht Selbstmord begangen habe, ist mir unbegreiflich … [...] Ich will auch nicht mehr weinen. Genug … Siehst Du, ich weine wirklich nicht mehr. Genug, genug! [...] Ich dachte immer, wenn wir nach Moskau ziehen, würde ich den mir vom Schicksal Bestimmten finden – ich habe von ihm geschwärmt, hab' ihn im Traume geliebt … Es waren eben Träume, Hirngespinste … [...] Was für eine tolle Nacht! (Pause.) Olja! [...] Wir sind dann ganz verlassen … Olga! [...] Meine Liebe, Teure – ich achte und schätze den Baron. Er ist ein trefflicher Mensch, ich will ihn heiraten, bin einverstanden – aber wir müssen nach Moskau ziehen. Ich flehe Dich an, laß uns hinziehen! Es giebt auf der ganzen Welt nichts Schöneres als Moskau. Laß uns hinziehen, Olja, laß uns hinziehen! …



    Bewertung: 3 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Tschebutykin 
    Stück: Drei Schwestern
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1901 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    3. Akt, 3. Auftritt

    Tschebutykin; Olga und Natascha (im Hintergrunde), Kulygin (anfangs nicht sichtbar); bald darauf Irina, Werschinin und Tusenbach; später Mascha.

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    20983495 20983495 XlTSCHEBUTYKIN: (finster) Der Teufel soll sie alle holen … Denken, ich bin ein Doctor und versteh' mich auf Krankheiten … Und dabei hab' ich gar keine Ahnung, hab' alles vergessen, was ich wußte. Nichts weiß ich mehr, nicht das Geringste. 

    Olga und Natascha entfernen sich, ohne daß er es bemerkt

    Der Teufel soll's holen. Vorige Woche hab' ich drüben auf dem Eisenwerk eine Frau kuriert – natürlich ist sie gestorben, und ich bin schuld daran, daß sie gestorben ist, ja … Vor fünfundzwanzig Jahren, da wußte ich wohl so Einiges, aber jetzt habe ich nicht 'nen Schimmer mehr, nicht 'nen blassen Schimmer. Wer weiß, vielleicht bin ich überhaupt kein Mensch, sondern stell' mich nur so, als ob ich Kopf, Arme und Beine hätte; vielleicht existier' ich gar nicht, vielleicht scheint's nur so, daß ich herumgehe, esse und schlafe. 

    (Weint) O, wenn ich doch gar nicht existierte! 

    (Hört auf zu weinen, finster) Weiß der Teufel … Vorgestern unterhielten sie sich im Club; von Shakespeare und Voltaire redeten sie. Ich hab' nicht 'ne Zeile von beiden gelesen, und doch mußte ich so thun, als ob ich sie gelesen hätte. Und die andern machen es ganz ebenso wie ich. Wie abgeschmackt! Wie gemein! Und diese Frau, die ich am Mittwoch ins Jenseits befördert habe – auch die fiel mir ein … Alles, alles fiel mir ein, und es wurde mir so scheußlich, so widerlich, so katzenjämmerlich zu Mute … Na, und da ging ich hin – und betrank mich …

    Irina, Werschinin und Tusenbach treten ein; letzterer trägt einen modernen Civilanzug. 

     


    3. Act, 3. Scene

    Tschebutykin; Olga and Natascha (at the back), Kulygin (at the beginning not visible); soon Irina, Werschinin and Tusenbach; later Mascha. 

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    7672539 7672539 XlTSCHEBUTYKIN: [Morosely] Devil take them all ... take them all ... They think I'm a doctor and can cure everything, and I know absolutely nothing, I've forgotten all I ever knew, I remember nothing, absolutely nothing. Devil take it. Last Wednesday I attended a woman in Zosip -- and she died, and it's my fault she died. Yes ... I used to know a certain amount twenty-five years go, but I don't remember anything now. Nothing. Perhaps I'm not really a man, and am only pretending that I have arms and legs and a head; perhaps I don't exist at all, and only imagine that I walk, and eat, and sleep. [Cries] Oh, if only I didn't exist! [Stops crying; morosely] The devil only knows ... Day before yesterday they were talking at the club; they mentioned Shakespeare, Voltaire ... I've never read, never read at all, and I made believe as if I had. So did the others. Oh, how beastly! How petty! And then I remembered the woman whom I attended and who died on Wednesday ... and I couldn't get her out of my thoughts, and everything in my soul turned crooked, nasty, wretched ... So I drank to forget.

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Werschinin 
    Stück: Drei Schwestern
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1901 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    1. Akt, 7. Auftritt

    Werschinin, Olga, Mascha, Irina, Tusenbach, Soljony, Tschebutykin und Andrej.

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    20983495 20983495 XlWERSCHININ: Wie können Sie das sagen? Erstens besitzt doch kaum ein Mensch einen so klaren und scharfen Blick, um das Überflüssige so ohne weiteres vom unbedingt Notwendigen zu unterscheiden. Und zweitens ist nach meiner Meinung kein Ort so langweilig und trostlos, daß ein verständiger, gebildeter Mensch darin nicht an seinem Platze wäre. Angenommen, es giebt unter den hunderttausend Menschen, die diese zweifellos sehr zurückgebliebene Stadt bewohnen, nur drei solche Menschen, wie Sie sind. Selbstverständlich wird es Ihnen nicht gelingen, die dunklen Massen, die Sie umgeben, siegreich zum Licht emporzuführen; Sie werden im Laufe der Zeit Konzessionen machen müssen, werden sich in der hunderttausendköpfigen Menge verlieren, werden sich's gefallen lassen müssen, daß das Leben Ihnen über den Kopf wächst; und doch werden Sie nicht spurlos verschwinden, werden Sie nicht ohne Einfluß bleiben. Es werden sich nach ihnen mehr solche Leute finden, wie Sie sind – zuerst vielleicht sechs, dann zwölf, und so fort, bis schließlich die Menschen Ihres Schlages in der Mehrzahl sind. In zwei-, dreihundert Jahren wird das Leben auf der Erde unvergleichlich schöner und herrlicher sein. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach einem solchen Leben, und wenn es bisher noch nicht verwirklicht ist, dann soll er es wenigstens vorausahnen, soll es ersehnen, soll von ihm träumen und sich darauf vorbereiten, und darum muß er mehr sehen und mehr wissen, als sein Großvater und sein Vater gewußt haben. (Lacht.) Und Sie beklagen sich darüber, daß Sie so viel Überflüssiges wissen!


    1. Act, 7. Scene

    Vershinin, Olga, Mascha, Irina, Tusenbach, Soljony, Tschebutykin and Andrej.

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    7672539 7672539 XlVERSHININ: Well, I say! [Laughs] You know a great deal too much! I don't think there can really be a town so dull and stupid as to have no room for a clever, cultured person. Let us suppose even that among the hundred thousand inhabitants of this backward and crude town, there are only three persons like yourself. It stands to reason that you won't be able to conquer that dark mob around you; little by little as you grow older you will be bound to give way and lose yourselves in this crowd of a hundred thousand human beings; their life will suck you under, but still, you won't disappear without having influenced anybody; later on, others like you will come, perhaps six of them, then twelve, and so on, until at last your sort will be in the majority. In two or three hundred years life on this earth will be gorgeously beautiful and glorious. Mankind needs such a life, and if it is not ours to-day then we must look forward to it, wait, think, prepare for it. We must see and know more than our fathers and grandfathers saw and knew. [Laughs] And you complain that you know too much.

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Werschinin 
    Stück: Drei Schwestern
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1901 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    3. Akt, 3. Auftritt

    Werschinin und später Mascha

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    20983495 20983495 XlWERSCHININ: Ja … (Lacht.) Wie seltsam das doch alles ist! Pause. Als das Feuer ausbrach, lief ich so rasch als möglich nach Hause; ich komme und sehe – unser Haus ist ganz und außer jeder Gefahr, aber meine beiden Töchter stehen in leichten Nachtgewändern an der Thürschwelle, die Mutter ist nicht zu Hause, die Dienstboten rennen hin und her, Pferde und Hunde sind losgelassen, und auf den Gesichtern der armen Mädchen liegt ein so entsetzter, so banger, so flehender Ausdruck, was weiß ich; das Herz krampfte sich mir zusammen, als ich diese Gesichter sah. Mein Gott, dacht' ich, was werden diese armen Kinder in ihrem langen Leben noch durchzumachen haben! Ich nehme sie, eile mit ihnen fort, und habe immer nur den einen Gedanken: was werden sie noch durchzumachen haben auf dieser Welt? (Pause.) Und dann komm' ich hierher und finde hier ihre Mutter – sie schreit, sie wütet … (Mascha tritt ein, mit dem Kissen, und setzt sich auf den Divan.) Und wie ich dort meine Mädchen an der Thürschwelle sah, im bloßen Nachtgewand, und die Straße ganz gerötet war vom Feuer und ringsum alles schrie und lärmte, da ging es mir durch den Kopf, wie oft wohl ähnliche Scenen damals vor vielen Jahren passiert sein mögen, wenn der Feind unerwartet ins Land einfiel und sengte und plünderte … Und da fiel mir so recht der Unterschied auf zwischen einst und jetzt. Und wenn nun noch eine Spanne Zeit vergeht, sagen wir, zwei-, dreihundert ´Jahre, dann wird man auf unsere heutigen Zustände mit dem gleichen Gefühl des Schauderns und mit spöttischem Lächeln zurückblicken, und alles, was uns heut' vollendet scheint, wird man dann für plump und unbeholfen, für unpraktisch und absonderlich halten. O, was für ein herrliches Leben wird das dann sein, was für ein Leben! (Lacht.) Entschuldigen Sie nur, ich bin wieder ins Philosophieren hineingeraten. Aber lassen Sie mich weiter reden, Herrschaften, ich bin gerade jetzt in der Stimmung dazu. (Pause.) Sie scheinen alle recht schläfrig. Ich sage also: was für ein Leben wird das sein! Machen Sie sich's doch einmal klar! Jetzt giebt's in der ganzen Stadt nur drei solche Menschen wie Sie sind, aber die kommenden Geschlechter werden weit mehr solche Menschen aufzuweisen haben, immer mehr und mehr, und es wird eine Zeit kommen, da alles nach Ihrem Geschmack eingerichtet sein wird, alle so leben werden wie Sie – und schließlich wird auch Ihre Art als veraltet gelten, und es werden Menschen geboren werden, die noch höher stehen als Sie … (Er lacht.) Heut' bin ich wirklich in ganz besonderer Stimmung. Möcht' mal so recht über die Stränge hauen … (Singt.) »Wer mag ohn' Liebe sich begehn? Kein Alter kann ihr widerstehn! …« (Lacht.) [...]  Tam … tam … [...] Tra – ta – ta. (Lacht) 


    3. Act, 3. Scene

    Vershinin and later Mascha 

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    7672539 7672539 XlVERSHININ: Yes. [Laughs] How strange everything really is! [Pause] When the fire broke out, I hurried off home; when I get there I see the house is whole, uninjured, and in no danger, but my two girls are standing by the door in just their underclothes, their mother isn't there, the crowd is excited, horses and dogs are running about, and the girl's faces are so agitated, terrified, beseeching, and I don't know what else. My heart hurt me, when I saw those faces. My God, I thought, what these girls will have to put up with if they live long! I caught them up and ran, and still kept on thinking the one thing: what they will have to live through in this world! [Pause] I come here and find their mother shouting and angry. And when my girls were standing by the door in just their underclothes, and the street was red from the fire, there was a dreadful noise, and I thought that something of the sort used to happen many years ago when an enemy made a sudden attack, and looted, and burned . . . And at the same time what a difference there really is between the present and the past! And when a little more time has gone by, in two or three hundred years perhaps, people will look at our present life with just the same fear, and the same contempt, and the whole past will seem clumsy and dull, and very uncomfortable, and strange. Oh, indeed, what a life there will be, what a life. [Laughs.] Forgive me, I've dropped into philosophy again. Please let me continue. I do long to philosophize, I'm in just that sort of mood. [Pause] As if they are all asleep. As I was saying: what a life there will be! Only just imagine . . . There are only three persons like yourselves in the town just now, but in future generations there will be more and more, and still more, and the time will come when everything will change and become as you would have it, people will live as you do, and then you, too, will go out of date; people will be born who are better than you ... [Laughs] Yes, to-day, I am in a most peculiar mood. I am devilishly keen on living ... [Sings] "The power of love is known to all the world, Great good grows out of it--" [Laughs]

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Astrow 
    Stück: Onkel Wanja 
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1898 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    1. Aufzug

    Astrow und Marina   

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    1466146 1466146 XlASTROW: Ja … in zehn Jahren bin ich wohl ein anderer Mensch geworden. Überarbeitet hab' ich mich, Altchen. Vom frühen Morgen bis in die späte Nacht bin ich auf den Beinen, Ruhe kenn' ich nicht, und wenn ich des Nachts unter meiner Bettdecke liege, schwebe ich beständig in Angst, dass man mich wieder zu einem Kranken holen könnte. Solange wir uns kennen, hab' ich nicht einen einzigen freien Tag gehabt. Wie soll man da nicht alt werden? Und dann ist dieses Leben schon an sich so langweilig, so dumm, so schmutzig … anwidern muss es einen. Rings um dich nichts als Sonderlinge, lauter Sonderlinge; lebt man mit der Gesellschaft zwei, drei Jahre zusammen, wird man selber zum Sonderling, eh' man's merkt. Das unvermeidliche Los! (Dreht seinen langen Schnurrbart) Da – wie lang mein Schnurrbart gewachsen ist … was für ein dummer Schnurrbart! Ja, Altchen, auch ich bin ein Sonderling geworden! … Ganz verdummt bin ich, Gott sei Dank, noch nicht, das Gehirn ist immer noch auf seinem alten Fleck – aber die Empfindungen sind sozusagen abgestumpft. Ich habe keinen Wunsch, kein Bedürfnis, und ich liebe niemanden … Du bist vielleicht die einzige, die ich liebe. (Küßt ihren Kopf) In meiner Kindheit hatte ich auch eine Kinderfrau – ganz so war sie, wie du bist …

    MARINA: Möchtest du vielleicht was essen?

    ASTROW: Danke … In den großen Fasten neulich, in der dritten Woche, fuhr ich nach Malizkoje, wo eine Epidemie herrschte … Flecktyphus war's … In den Bauernhütten lag ein Kranker neben dem andern ... Alles voll Schmutz, voll Gestank, voll Rauch, Kälber und Ferkel lagen mit Menschen zusammen auf der Erde … Den ganzen Tag rannt' ich hin und her, nicht einen Augenblick Ruhe, nicht einen Tropfen zur Erfrischung. Dann komm' ich nach Hause, will mich verpusten – ja, läßt man mich denn dazu kommen? Da haben sie mir den Weichensteller ins Haus gebracht; ich leg' ihn auf den Tisch, um eine Operation an ihm vorzunehmen, und was passiert? Er stirbt mir unter den Händen, in der Narkose! Und wo ich's gerade am wenigsten brauchen kann, beginnt das Gefühl sich in mir zu regen. Und ich bekomme Gewissensbisse, als ob ich den armen Kerl absichtlich getötet hätte … Da saß ich nun, schloß die Augen und dachte so bei mir: ob wohl nach ein-, zweihundert Jahren die späteren Geschlechter, denen wir jetzt den Weg bahnen, auch nur ein freundliches Wort der Erinnerung für uns übrig haben werden? Was meinst du, Altchen?



    1. Act

    Astroff and Marina   

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    21798264 21798264 XlASTROFF: Yes, ten years have made another man of me. And why? Because I am overworked. Nurse, I am on my feet from morning until evening. I know no rest at all: at night I shake under my bedclothes for fear I'll be dragged out to visit some sick people. Ever since I've known you, I haven't had a single carefree day. How could I help growing old? Life is tedious, anyhow; it is a senseless, dirty business, and drags heavily. Every one in this neighborhood is silly, and after you live with them for two or three years you grow silly yourself. It is inevitable. [Twisting his moustache] See what a long moustache I have grown. A silly, long moustache. Yes, I am as silly as all the others, nurse, but not as stupid; no I have not grown stupid. Thank God, my brain is not muddled yet, though my feelings have grown dull. I ask for nothing, I need nothing, I love no one, except yourself alone. [He kisses her head] When I was a child, I had a nurse just like you. [Pause] During the third week of Lent, an epidemic of eruptive typhoid broke out at Malitskoi, and I was called there. The peasants were all stretched side by side in their huts, and the calves and pigs were running about the floor among the sick. How filthy it was, and such smoke! Beyond words! I slaved among those people all day. I hadn't a crumb to eat. But when I got home there was still no rest for me: a switchman was carried in from the railroad; I laid him on the operating table and he died in my arms under the chloroform. And then although my feelings should have been deadened, they rose again; my conscience tortured me as if I had murdered him. I sat down and shut my eyes--like this--and thought: will our descendants two hundred years from to-day, for whom we are breaking the path, remember us in a kindly spirit? No, nurse, they will forget.

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Astrow 
    Stück: Onkel Wanja 
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1898 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    1. Aufzug

    Astrow, Wojnizki (Onkel Wanja), Teljegin, Sonja, Marina, Helena Andrejewna, Maria Wassiljewna und der Arbeiter   


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    1466146 1466146 XlASTROW: Du kannst die Öfen ebensogut mit Torf heizen und die Speicher aus Steinen bauen. Ich will nichts weiter sagen, wenn man den Wald aus Not niederschlägt, aber muß er darum verwüstet werden? Die russischen Wälder krachen unter dem Beil, Milliarden von Bäumen gehen zugrunde, das Wild, die Vögel, gehen ihrer Wohnstätten verlustig, die Flüsse versanden und trocknen aus, die herrlichsten Landschaften schwinden für immer dahin – und alles nur darum, weil der Mensch zu gedankenlos und zu träg ist, um sich zu bücken und sein Heizmaterial aus der Erde heraufzuholen. (Zu Helena Andrejewna) Habe ich nicht recht, meine Gnädige? Man muß wirklich ein ganz unverständiger Barbar sein, um diese Schönheit, diese Pracht, im Ofen zu verbrennen, um zu vernichten, was man nicht wieder schaffen kann. Der Mensch besitzt Verstand und schöpferische Kraft, um das zu vermehren, wessen er bedarf – bisher jedoch hat er nichts geschaffen, sondern immer nur zerstört. Immer mehr schwinden die Wälder zusammen, das Klima hat sich verschlechtert, und unser Land wird immer armseliger, immer unansehnlicher. (Zu Wojnizki) Du siehst mich ironisch an – was ich sage, scheint dir nicht im Ernst gesagt … nun, vielleicht ist's wirklich nichts weiter als eine Schrulle; wenn ich aber an den Bauernwäldchen vorübergehe, die ich vor dem Niederschlagen gerettet habe, oder wenn ich das Rauschen meines jungen Waldes höre, den ich mit meinen eigenen Händen gepflanzt habe – dann sage ich, daß das Klima meines Vaterlandes doch auch ein klein wenig in meiner Gewalt ist, und daß, wenn in tausend Jahren die Menschen sich glücklich fühlen werden, auch ich an der Begründung ihres Glücks ein klein wenig teilhaben werden. Wenn ich eine junge Birke pflanze und dann sehe, wie sie sich im Winde wiegt, dann erfüllt Stolz meine Seele, und ich …

    (Er sieht den Arbeiter, der ihm auf einem Präsentierteller ein Glas Branntwein reicht) 

    Indessen … trinkt es ist Zeit für mich. Das alles ist wohl nur eine Schrulle von mir. Habe die Ehre.

    (Geht nach dem Hause zu. Der Arbeiter ab.) 



    1. Act

    Astroff, Voinitsky (Uncle Vanya), Teljegin, Sonya, Marina, Helena Andrejewna, Maria Wassiljewna and the Worker 

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    21798264 21798264 XlASTROFF: You can burn peat in your stoves and build your barns of stone. Oh, I don't object, of course, to cutting wood when you have to, but why destroy the forests? The woods of Russia are trembling under the blows of the ax. Millions of trees have perished. The homes of the wild animals and the birds have been laid desolate; the rivers are shrinking, and many beautiful landscapes are gone forever. And why? Because men are too lazy and short-sighted to stoop and pick their fuel from the ground. Am I not right? Who but a senseless barbarian could burn so much beauty in his stove and destroy what he cannot create himself? Man has reason and creative energy so that he may increase his possessions. Until now, though, he has not created but destroyed. The forests are disappearing, the rivers are drying up, the game is being exterminated, the climate is spoiled and the earth becomes poorer and uglier every day. I read irony in your eye; you do not take seriously what I am saying; and -- and -- perhaps I am talking nonsense. But when I cross peasant-forests which I have saved from the ax, or hear the rustling of the young trees which I have set out with my own hands, I feel as if I had had some small share in improving the climate, and that if mankind is happy a thousand years from now I shall have been partly responsible in my small way for their happiness. When I plant a young birch tree and see it budding and swaying in the wind, my heart swells with pride and I -- however -- I must be off. Probably it is all nonsense, anyhow. Goodbye.

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Astrow 
    Stück: Onkel Wanja 
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1898 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 


    3. Aufzug

    Astrow allein   


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    1466146 1466146 XlASTROW: Ich habe hier im Hause meinen eigenen Arbeitstisch … im Zimmer von Iwan Petrowitsch. Wenn ich mal in meiner Sklavenarbeit ganz schlaff und stumpf geworden bin, dann lass' ich alles liegen und eile hierher, um mich ein, zwei Stunden mit dieser Spielerei da zu beschäftigen … Iwan Petrowitsch und Sophia Alexandrowna klappern mit ihrer Rechenmaschine, und ich sitze neben ihnen an meinem Tische und male …und es ist mir so mollig, so friedlich zu Mute, und die Grille zirpt. Aber dieses Vergnügen kann ich mir nur selten leisten, höchstens einmal im Monat … (Zeigt auf der Karte) Nun sehen Sie mal, bitte, hier … Das ist die Karte unseres Kreises, wie er vor fünfzig Jahren war. Das Dunkelgrün und Hellgrün bezeichnet die Wälder; die Hälfte des gesamten Areals ist hier noch mit Wald bedeckt. Wo auf dem Grünen die roten Netzlinien sind, wurden Hirsche und Rehe gehegt. Ich habe hier die Flora wie die Fauna angedeutet. auf dem See da gab es Schwäne, Enten, Gänse, Vogelwild aller Art in schwerer Menge, daß der Himmel davon schwarz war. Neben Dörfern und Weilern, sehen Sie, existierten da und dort Kolonien und Einzelhöfe, altgläubige Klöster und Wassermühlen … Rinder und Pferde waren massenhaft vorhanden – das sehen Sie hier an der blauen Schraffierung. In diesem Bezirk zum Beispiel ist die blaue Farbe besonders stark aufgetragen; da gab es ganze Herden von Pferden, auf jeden Bauernhof kamen drei Pferde. (Pause) Nun sehen Sie hier, weiter unten – die Zustände vor fünfundzwanzig Jahren. Da finden Sie nur noch ein Drittel des Flächenraumes bewaldet. Rehwild gibt es nicht mehr, wohl aber noch Rotwild. Die grüne und rote Farbe erscheint schon ziemlich blass. Und so weiter, und so weiter. Gehen wir nun hier zu der dritten Darstellung über: sie zeigt uns den Kreis, wie er jetzt ist. Die grüne Farbe erscheint nur hier und da, nirgends im Zusammenhang, sondern immer nur in einzelnen Flecke; das Rotwild, die wilden Schwäne, die Auerhähne, die wir früher hier hatten – alles ist verschwunden. Von den einstigen Kolonien, Höfen, Klöstern, Mühlen, ist nicht eine Spur mehr vorhanden. Mit einem Wort: das Bild einer stetig fortschreitenden, unverkennbaren Entartung, die allem Anschein nach in höchstens zehn bis fünfzehn Jahren eine vollständige sein wird. Sie werden mir einwerfen, daß es sich hier um Kultureinflüsse handelt, daß die alten Lebensformen naturgemäß den neuen weichen müssen. Gewiß, ich begreife, wenn an stelle dieser ausgerotteten Wälder Chausseen, gewerbliche Anlagen, Fabriken, Schulen getreten wären, wenn das Volk gesünder, reicher, gebildeter geworden wäre – aber nichts von alledem ist zu sehen! Wir haben in unserem Kreise dieselben Sümpfe, dieselbe Mückenplage, dieselben grundlosen Wege, Brände, Epidemien, Typhus, Diphtheritis, Not und Elend … Wir haben es hier mit einer Entartung zu tun, die als natürliche Folge eines Mangels an Kraft im Kampf ums Dasein erscheint; einer Entartung, die in Trägheit, Unwissenheit und gänzlichem Mangel an Selbstbewußtsein wurzelt. Sie führt, den von Hunger, Frost und Krankheit geschwächten Menschen dahin, daß er, um den ihm noch verbliebenen Lebensrest zu fristen und seine Kinder vor dem Untergang zu bewahren, ganz instinktiv und unbewußt nach allem greift, womit er nur Hunger und Kälte abwehren kann, wobei er, ohne an das Morgen zu denken, alles schonungslos zerstört  Fast alles ist schon zerstört und noch nichts als Ersatz dafür neu geschaffen. (Kühl) Doch ich sehe an Ihrem Gesichte, daß der Gegenstand Sie nicht interessiert. 

     


    3. Act

    Astroff alone    

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    21798264 21798264 XlASTROFF: I have my own desk there in Ivan's room. When I'm simply too worn out to go on with my work, I drop everything and rush over here to forget myself in this pastime for an hour or two. Ivan Petrovitch and Sonya Alexandrovna rattle away at their counting frames, I feel warm and peaceful, the cricket chirps, and I sit near them at my table and paint. But I don't indulge in this luxury very often, only about once a month. [Pointing to a picture] Look! This is a survey map of our country as it was fifty years ago. The green tints, both light and dark, stand for forests. Half the map, you see, is covered with them. Where the green is striped with red, the forests were stocked with elk and goats. Here in this lake were great flocks of swans and geese and ducks; as the old men say, there was a power of birds of every kind. Now they have vanished like a mist. Beside the towns and villages, you see, I have jotted down here and there the various settlements, farms, hermits' caves and water-mills. This country was rich in cattle and horses, as you can see by the expanse of blue. For instance, see how it deepens in this part; there were great herds of them here, an average of three horses to every house. [A pause] Now, look lower down. This is the country as it was twenty-five years ago. Only a third of the map now is green with forests. There are no goats remaining and no elk. The green and blue are lighter, and so on and so forth. Now, we come to the third diagram, our country as it is to-day. Still we see spots of green, but very little. The elk, the swans, the black-cock have disappeared. On the whole, it is the picture of a continuous and slow decline which will evidently come to completion in about ten or fifteen years. Perhaps you may object that it is the march of progress, that the old order must give way to the new, and you would be right if roads had been built through these ruined forests, or if factories and schools had taken their place. Then the people would have become better educated and healthier and richer, but as it is, we have nothing of the kind. We have the same swamps and mosquitos; the same disease and misery: typhoid, diptheria, fires. The degradation of our country confronts us, brought on by the human race's fierce struggle for existence. It is all the result of the ignorance and heedlessness of starving, shivering, ill humanity. To save our children, we snatch instinctively at everything that can warm us and satisfy our hunger. Therefore we consume everything on which we can lay our hands, without a thought for the future. And so almost everything has been destroyed and nothing created to take its place. [Coldly] But I can see by your expression that it does not interest you.

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Helena Andrejewna 
    Stück: Onkel Wanja 
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1898 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 
     


    3. Aufzug

    Helena Andrejewna allein  

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    1466146 1466146 XlHELENA ANDREJEWNA: Es gibt nichts Peinlicheres, als ein fremdes Geheimnis zu wissen und doch nicht helfen zu können. (Nachdenklich) Er ist in sie nicht verliebt, das ist klar - aber weshalb sollte er sie nicht heiraten? Sie ist nicht hübsch, doch für einen Landarzt, noch dazu in seinen Jahren, wäre sie eine prächtige Frau. Sie ist klug, gut, keusch … nein, nein … das geht nicht, das geht nicht … Pause. Ich kann das arme Mädchen wohl begreifen. Mitten in dieser verzweifelten Langenweile, wo ihr statt wirklicher, lebendiger Menschen immer nur eine Art graue Flecke begegnen, wo sie nichts als Gemeinheiten hört, wo man sich nur mit Essen, Trinken, Schlafen beschäftigt, taucht ab und zu ein Mensch auf, der den andern nicht gleicht, ein hübscher, interessanter, einnehmender Mann, – wie der helle Mond im nächtlichen Dunkel. sich dem Zauber eines solchen Menschen hinzugeben, ganz im selbstvergessen … es scheint fast, ich selbst hab' mich ein wenig hinreißen lassen. Jawohl, ich langweile mich ohne ihn … ich lächle, wenn ich an ihn denke … Dieser Onkel Wanja sagt, in meinen Adern fließe Nixenblut … »Leben Sie sich einmal im Leben frei aus« … Nun, vielleicht wär' dies das Richtige … Frei wie ein Vogel davonfliegen, fort von euch allen, eure verschlafenen Gesichter nicht mehr sehen, euer Geschwätz nicht mehr hören, überhaupt vergessen, daß ihr alle auf der Welt existiert … Aber ich bin zu feig dazu, zu zimperlich … Da kommt er nun alle Tage her, und ich errate, weshalb er kommt – und schon fühle ich mich schuldig, bin bereit, vor Sonja in die Knie zu sinken, um Verzeihung zu bitten, zu weinen … 

    Astrow tritt ein, mit einer Kartenzeichnung. 

     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Sonja 
    Stück: Onkel Wanja 
    Autor: Anton Tschechow

    Erscheinungsjahr: 1898 
    Originalsprache: Russisch 
    Übersetzung (Deutsch): August Scholz 
    Übersetzung (Englisch): Oliver M. Sayler 
     


    2. Aufzug

    Sonja allein.  

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    1466146 1466146 XlSONJA: Er hat mir nichts gesagt … Sein Herz, seine Seele sind mir noch verschlossen … und doch: warum fühle ich mich so beglückt?

    (Lächelt glücklich.) 

    Ich sagte ihm: »Sie sind nett, Sie sind schön, Sie haben eine angenehme Stimme« … War das vielleicht unpassend? Seine Stimme hat so etwas Zitterndes, Liebkosendes … ich höre sie nachklingen in der Luft … Und das, was ich ihm sagte … von der jüngeren Schwester - das hat er nicht verstanden...

    (Ringt die Hände.) 

    Wie schrecklich ist's doch, daß ich nicht schön bin! Ach, wie schrecklich! Und ich weiß, daß ich es nicht bin, ich weiß es ganz genau … Am letzten Sonntag, als ich aus der Kirche kam, hörte ich, wie man von mir sprach, eine Frau sagte: »Sie ist gut, sie ist edelmütig – nur schade, daß sie so gar nicht hübsch ist!« … Nicht hübsch ...



    2. Act

    Sonya alone.  

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    21798264 21798264 XlSONYA: Not a word! His heart and soul are still locked from me, and yet for some reason I am strangely happy. I wonder why?

    [She laughs with pleasure]

    I told him that he was well-bred and handsome and that his voice was sweet. Was that a mistake? I can still feel his voice vibrating in the air; it caresses me.

    [Wringing her hands]

    Oh! how terrible it is to be plain! I am plain, I know it. As I came out of church last Sunday I overheard a woman say, "She is a dear, noble girl, but what a pity she is so ugly!" So ugly!

     


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