Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Johanna 
    Stück: Die Jungfrau von Orleans 
    Autor: Friedrich Schiller  

    Erscheinungsjahr: 1801 
    Originalsprache: Deutsch


    1. Aufzug, 4. Auftritt 

    Johanna, Karl, Erzbischof und Dunois

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    6211748 6211748 XlJOHANNA: 
    Ehrwürdger Herr, Johanna nennt man mich,
    Ich bin nur eines Hirten niedre Tochter
    Aus meines Königs Flecken Dom Remi,
    Der in dem Kirchensprengel liegt von Tour
    Und hütete die Schafe meines Vaters
    Von Kind auf- Und ich hörte viel und oft
    Erzählen von dem fremden Inselvolk,
    Das über Meer gekommen, uns zu Knechten
    Zu machen, und den fremdgebornen Herrn
    Uns aufzuzwingen, der das Volk nicht liebt,
    Und daß sie schon die große Stadt Paris
    Innhätten und des Reiches sich ermächtigt.
    Da rief ich flehend Gottes Mutter an,
    Von uns zu wenden fremder Ketten Schmach,
    Uns den einheimschen König zu bewahren.
    Und vor dem Dorf, wo ich geboren, steht
    Ein uralt Muttergottesbild, zu dem
    Der frommen Pilgerfahrten viel geschahn,
    Und eine heilge Eiche steht darneben,
    Durch vieler Wunder Segenskraft berühmt.
    Und in der Eiche Schatten saß ich gern,
    Die Herde weidend, denn mich zog das Herz.
    Und ging ein Lamm mir in den wüsten Bergen
    Verloren, immer zeigte mirs der Traum,
    Wenn ich im Schatten dieser Eiche schlief.
    – Und einsmals als ich eine lange Nacht
    In frommer Andacht unter diesem Baum
    Gesessen und dem Schlafe widerstand,
    Da trat die Heilige zu mir, ein Schwert
    Und Fahne tragend, aber sonst wie ich
    Als Schäferin gekleidet, und sie sprach zu mir:
    »Ich bins. Steh auf, Johanna. Laß die Herde.
    Dich ruft der Herr zu einem anderen Geschäft!
    Nimm diese Fahne! Dieses Schwert umgürte dir!
    Damit vertilge meines Volkes Feinde,
    Und führe deines Herren Sohn nach Reims,
    Und krön ihn mit der königlichen Krone!«
    Ich aber sprach: »Wie kann ich solcher Tat
    Mich unterwinden, eine zarte Magd,
    Unkundig des verderblichen Gefechts!«
    Und sie versetzte: »Eine reine Jungfrau
    Vollbringt jedwedes Herrliche auf Erden,
    Wenn sie der irdschen Liebe widersteht.
    Sich mich an! Eine keusche Magd wie du
    Hab ich den Herrn, den göttlichen, geboren,
    Und göttlich bin ich selbst!« – Und sie berührte
    Mein Augenlid, und als ich aufwärts sah,
    Da war der Himmel voll von Engelknaben,
    Die trugen weiße Lilien in der Hand,
    Und süßer Ton verschwebte in den Lüften.
    – Und so drei Nächte nacheinander ließ
    Die Heilige sich sehn, und rief: »Steh auf, Johanna,
    Dich ruft der Herr zu einem anderen Geschäft.«
    Und als sie in der dritten Nacht erschien,
    Da zürnte sie und scheltend sprach sie dieses Wort:
    Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden,
    Das harte Dulden ist ihr schweres Los,
    Durch strengen Dienst muß sie geläutert werden,
    Die hier gedienet, ist dort oben groß.«
    Und also sprechend ließ sie das Gewand
    Der Hirtin fallen und als Königin
    Der Himmel stand sie da im Glanz der Sonnen,
    Und goldne Wolken trugen sie hinauf
    Langsam verschwindend in das Land der Wonnen.



     


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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Johanna 
    Stück: Die Jungfrau von Orleans 
    Autor: Friedrich Schiller  

    Erscheinungsjahr: 1801 
    Originalsprache: Deutsch


    4. Aufzug, 1. Auftritt 

    Ein festlich ausgeschmückter Saal, die Säulen sind mit Festons umwunden, hinter der Szene Flöten und Hoboen. Johanna allein. 

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    6211748 6211748 XlJOHANNA: 
    Die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen,
    Auf blutge Schlachten folgt Gesang und Tanz,
    Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen,
    Altar und Kirche prangt in Festes Glanz,
    Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen,
    Und um die Säule windet sich der Kranz,
    Das weite Reims faßt nicht die Zahl der Gäste,
    Die wallend strömen zu dem Völkerfeste.
    Und einer Freude Hochgefühl entbrennet,
    Und ein Gedanke schlägt in jeder Brust,
    Was sich noch jüngst in blutgem Haß getrennet,
    Das teilt entzückt die allgemeine Lust,
    Wer nur zum Stamm der Franken sich bekennet,
    Der ist des Namens stolzer sich bewußt,
    Erneuert ist der Glanz der alten Krone,
    Und Frankreich huldigt seinem Königssohne.
    Doch mich, die all dies Herrliche vollendet,
    Mich rührt es nicht, das allgemeine Glück,
    Mir ist das Herz verwandelt und gewendet,
    Es flieht von dieser Festlichkeit zurück,
    Ins britsche Lager ist es hingewendet,
    Hinüber zu dem Feinde schweift der Blick,
    Und aus der Freude Kreis muß ich mich stehlen,
    Die schwere Schuld des Busens zu verhehlen.
    Wer? Ich? Ich eines Mannes Bild
    In meinem reinen Busen tragen?
    Dies Herz, von Himmels Glanz erfüllt,
    Darf einer irdschen Liebe schlagen?
    Ich meines Landes Retterin,
    Des höchsten Gottes Kriegerin,
    Für meines Landes Feind entbrennen!
    Darf ichs der keuschen Sonne nennen,
    Und mich vernichtet nicht die Scham!
    (Die Musik hinter der Szene geht in eine weich schmelzende Melodie über)
    Wehe! Weh mir! Welche Töne!
    Wie verführen sie mein Ohr!
    Jeder ruft mir seine Stimme,
    Zaubert mir sein Bild hervor!
    Daß der Sturm der Schlacht mich faßte.
    Speere sausend mich umtönten
    In des heißen Streites Wut!
    Wieder fänd ich meinen Mut!
    Diese Stimmen, diese Töne,
    Wie umstricken sie mein Herz,
    Jede Kraft in meinem Busen
    Lösen sie in weichem Sehnen,
    Schmelzen sie in Wehmuts-Tränen!


     


    Bewertung: 4 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Frauen / Schauspielerinnen 

    Rolle: Johanna 
    Stück: Die Jungfrau von Orleans 
    Autor: Friedrich Schiller  

    Erscheinungsjahr: 1801 
    Originalsprache: Deutsch


    4. Aufzug, 1. Auftritt 

    Johanna allein. 

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    6211748 6211748 XlJOHANNA: 
    Sollt ich ihn töten? Konnt ichs, da ich ihm
    Ins Auge sah? Ihn töten! Eher hätt ich
    Den Mordstahl auf die eigne Brust gezückt!
    Und bin ich strafbar, weil ich menschlich war?
    Ist Mitleid Sünde? – Mitleid! Hörtest du
    Des Mitleids Stimme und der Menschlichkeit
    Auch bei den andern, die dein Schwert geopfert?
    Warum verstummte sie, als der Walliser dich,
    Der zarte Jüngling um sein Leben flehte?
    Arglistig Herz! Du lügst dem ewgen Licht,
    Dich trieb des Mitleids fromme Stimme nicht!
    Warum mußt ich ihm in die Augen sehn!
    Die Züge schaun des edeln Angesichts!
    Mit deinem Blick fing dein Verbrechen an,
    Unglückliche! Ein blindes Werkzeug fodert Gott,
    Mit blinden Augen mußtest dus vollbringen!
    Sobald du sahst, verließ dich Gottes Schild,
    Ergriffen dich der Hölle Schlingen!
    (Die Flöten wiederholen, sie versinkt in eine stille Wehmut)
    Frommer Stab! O hätt ich nimmer
    Mit dem Schwerte dich vertauscht!
    Hätt es nie in deinen Zweigen,
    Heilge Eiche! mir gerauscht!
    Wärst du nimmer mir erschienen,
    Hohe Himmelskönigin!
    Nimm, ich kann sie nicht verdienen,
    Deine Krone, nimm sie hin!
    Ach, ich sah den Himmel offen
    Und der Selgen Angesicht!
    Doch auf Erden ist mein Hoffen,
    Und im Himmel ist es nicht!
    Mußtest du ihn auf mich laden
    Diesen furchtbaren Beruf,
    Konnt ich dieses Herz verhärten,
    Das der Himmel fühlend schuf!
    Willst du deine Macht verkünden,
    Wähle sie, die frei von Sünden
    Stehn in deinem ewgen Haus,
    Deine Geister sende aus,
    Die Unsterblichen, die Reinen,
    Die nicht fühlen, die nicht weinen!
    Nicht die zarte Jungfrau wähle,
    Nicht der Hirtin weiche Seele!
    Kümmert mich das Los der Schlachten,
    Mich der Zwist der Könige?
    Schuldlos trieb ich meine Lämmer
    Auf des stillen Berges Höh.
    Doch du rissest mich ins Leben,
    In den stolzen Fürstensaal,
    Mich der Schuld dahinzugeben,
    Ach! es war nicht meine Wahl!



     


    Bewertung: 5 / 5

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    Moderne Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Raoul 
    Stück: Die Jungfrau von Orleans 
    Autor: Friedrich Schiller  

    Erscheinungsjahr: 1801 
    Originalsprache: Deutsch


    1. Aufzug, 9. Auftritt 

    Raoul, Karl, Sorel, Erzbischof von Reims und Dunois.

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    6211748 6211748 XlRAOUL: 
    Wir hatten sechzehn Fähnlein aufgebracht
    Lothringisch Volk, zu deinem Heer zu stoßen,
    Und Ritter Baudricour aus Vaucouleurs
    War unser Führer. Als wir nun die Höhen
    Bei Vermanton erreicht und in das Tal,
    Das die Yonne durchströmt, herunterstiegen,
    Da stand in weiter Ebene vor uns der Feind,
    Und Waffen blitzten, da wir rückwärts sahn.
    Umrungen sahn wir uns von beiden Heeren.
    Nicht Hoffnung war zu siegen noch zu fliehn,
    Da sank dem Tapfersten das Herz und alles,
    Verzweiflungsvoll, will schon die Waffen strecken.
    Als nun die Führer miteinander noch
    Rat suchten und nicht fanden – sieh da stellte sich
    Ein seltsam Wunder unsern Augen dar!
    Denn aus der Tiefe des Gehölzes plötzlich
    Trat eine Jungfrau, mit behelmtem Haupt
    Wie eine Kriegesgöttin, schön zugleich
    Und schrecklich anzusehn, um ihren Nacken
    In dunkeln Ringen fiel das Haar, ein Glanz
    Vom Himmel schien die Hohe zu umleuchten,
    Als sie die Stimm erhub und also sprach:
    »Was zagt ihr, tapfre Franken! Auf den Feind!
    Und wären sein mehr denn des Sands im Meere,
    Gott und die heilge Jungfrau führt euch an!«
    Und schnell dem Fahnenträger aus der Hand
    Riß sie die Fahn und vor dem Zuge her
    Mit kühnem Anstand schritt die Mächtige.
    Wir, stumm vor Staunen, selbst nicht wollend, folgen
    Der hohen Fahn und ihrer Trägerin,
    Und auf den Feind gerad an stürmen wir.
    Der, hochbetroffen, steht bewegungslos
    Mit weitgeöffnet starrem Blick das Wunder
    Anstaunend, das sich seinen Augen zeigt –
    Doch schnell, als hätten Gottes Schrecken ihn
    Ergriffen, wendet er sich um
    Zur Flucht, und Wehr und Waffen von sich werfend
    Entschart das ganze Heer sich im Gefilde,
    Da hilft kein Machtwort, keines Führers Ruf,
    Vor Schrecken sinnlos, ohne rückzuschaun,
    Stürzt Mann und Roß sich in des Flusses Bette,
    Und läßt sich würgen ohne Widerstand,
    Ein Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen!
    Zweitausend Feinde deckten das Gefild,
    Die nicht gerechnet, die der Fluß verschlang,
    Und von den Unsern ward kein Mann vermißt.
    [...] Wer [...] [die Jungfrau] sei,
    Will sie allein dem König offenbaren.
    Sie nennt sich eine Seherin und Gott-
    Gesendete Prophetin, und verspricht
    Orleans zu retten, eh der Mond noch wechselt.
    Ihr glaubt das Volk und dürstet nach Gefechten.
    Sie folgt dem Heer, gleich wird sie selbst hier sein.


     


    Bewertung: 5 / 5

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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Amalia 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    4. Akt, 4. Szene 

    Amalia allein im Garten

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    3044470 3044470 XlAMALIA: Du weinst, Amalia? – und das sprach er mit einer Stimme, mit einer Stimme – mir war's, als ob die Natur sich verjüngte – die genossenen Lenze der Liebe dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals – die Blumen hauchten wie damals – und ich lag wonneberauscht an seinem Hals – Ha! falsches, treuloses Herz! wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele, du Frevelbild! – ich hab' meinen Eid nicht gebrochen, du Einziger! Weg aus meiner Seele, ihr verrätherischen gottlosen Wünsche! im Herzen, wo Karl herrscht, darf kein Erdensohn nisten. – Aber warum, meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem Fremdling? Hängt er sich nicht so hart an das Bild meines Einzigen? Ist er nicht der ewige Begleiter meines Einzigen? Du weinst, Amalia? – Ha, ich will ihn fliehen! – fliehen! – Nimmermehr sehen soll mein Aug diesen Fremdling!

    (Räuber Moor öffnet die Gartenthüre. Amalia fährt zusammen) 

    Horch! horch! Rauschte die Thüre nicht? 

    (Sie wird Karln gewahr und springt auf.) 

    Er – wohin? – was? – da hat mich's angewurzelt, daß ich nicht fliehen kann – Verlaß mich nicht, Gott im Himmel! – Nein, du sollst mir meinen Karl nicht entreißen! Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, und ich bin ein sterbliches Mädchen! 

    (Sie nimmt Karls Bild heraus.) 

    Du, mein Karl, sei mein Genius wider diesen Fremdling, den Liebestörer! dich, dich ansehen unverwandt, – und weg alle gottlosen Blicke nach Diesem. 

    (Sie sitzt stumm – das Auge starr auf das Bild geheftet.)



    Bewertung: 4 / 5

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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Franz von Moor 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    1. Akt, 1. Szene 

    Franz von Moor allein (sein Vater ist traurig abgegangen)

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    3044470 3044470 XlFRANZ VON MOOR: (mit Lachen ihm nachsehend) Tröste dich, Alter! du wirst ihn nimmer an diese Brust drücken; der Weg dazu ist ihm verrammelt, wie der Himmel der Hölle – Er war aus deinen Armen gerissen, ehe du wußtest, daß du es wollen könntest – Da müßt' ich ein erbärmlicher Stümper sein, wenn ich's nicht einmal so weit gebracht hätte, einen Sohn vom Herzen des Vaters loszulösen, und wenn er mit ehernen Banden daran geklammert wäre – Ich hab' einen magischen Kreis von Flüchen um dich gezogen, den er nicht überspringen soll – Glück zu, Franz! weg ist das Schooßkind – der Wald ist heller. Ich muß diese Papiere vollends aufheben, wie leicht könnte Jemand meine Handschrift kennen? (Er liest die zerrissenen Briefstücke zusammen.) Und Gram wird auch den Alten bald fortschaffen, – und ihr muß ich diesen Karl aus dem Herzen reißen, wenn auch ihr halbes Leben dran hängen bleiben sollte. Ich habe große Rechte, über die Natur ungehalten zu sein, und bei meiner Ehre, ich will sie geltend machen. – Warum bin ich nicht der Erste aus Mutterleib gekrochen? warum nicht der Einzige? Warum mußte sie mir diese Bürde von Häßlichkeit aufladen? gerade mir? Nicht anders, als ob sie bei meiner Geburt einen Rest gesetzt hätte. Warum gerade mir die Lappländersnase? gerade mir dieses Mohrenmaul? diese Hottentottenaugen? Wirklich, ich glaube, sie hat von allen Menschensorten das Scheußliche auf einen Haufen geworfen und mich daraus gebacken. Mord und Tod! Wer hat ihr die Vollmacht gegeben, jenem dieses zu verleihen und mir vorzuenthalten? Könnte ihr Jemand darum hofieren, eh er entstund? oder sie beleidigen, eh er selbst wurde? Warum ging sie so parteilich zu Werke? Nein! nein! ich thu' ihr Unrecht. Gab sie uns doch Erfindungsgeist mit, setzte uns nackt und armselig ans Ufer dieses großen Oceans Welt – Schwimme, wer schwimmen kann, und wer zu plump ist, geh unter! Sie gab mir nichts mit; wozu ich mich machen will, das ist nun meine Sache. Jeder hat gleiches Recht zum Größten und Kleinsten; Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb und Kraft an Kraft zernichtet. Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere Gesetze. Wohl gibt es gewisse gemeinschaftliche Pacta, die man geschlossen hat, die Pulse des Weltzirkels zu treiben. Ehrlicher Name! – wahrhaftig eine reichhaltige Münze, mit der sich meisterlich schachern läßt, wer's versteht, sie gut auszugeben. Gewissen – o ja, freilich! ein tüchtiger Lumpenmann, Sperlinge von Kirschbäumen wegzuschrecken! – auch das ein gut geschriebener Wechselbrief, mit dem auch der Bankerottierer zur Noth noch hinauslangt. In der That sehr lobenswürdige Anstalten, die Narren im Respect und den Pöbel unter dem Pantoffel zu halten, damit die Gescheidten es desto bequemer haben. Ohne Anstand, recht schnakische Anstalten! Kommen mir vor wie die Hecken, die meine Bauern gar schlau um ihre Felder herumführen, daß ja kein Hase drüber setzt, ja beileibe kein Hase! – Aber der gnädige Herr gibt seinem Rappen den Sporn und galoppiert weich über der weiland Ernte. Armer Hase! Es ist doch eine jämmerliche Rolle, der Hase sein zu müssen auf dieser Welt – Aber der gnädige Herr braucht Hasen! Also frisch drüber hinweg! Wer nichts fürchtet, ist nicht weniger mächtig, als Der, den Alles fürchtet. Es ist jetzt Mode, Schnallen an den Beinkleidern zu tragen, womit man sie nach Belieben weiter und enger schnürt. Wir wollen uns ein Gewissen nach der neuesten Fa çon anmessen lassen, um es hübsch weiter aufzuschnallen, wie wir zulegen. Was können wir dafür? Geht zum Schneider! Ich habe Langes und Breites von einer sogenannten Blutliebe schwatzen gehört, das einem ordentlichen Hausmann den Kopf heiß machen könnte – Das ist dein Bruder! – das ist verdolmetscht: er ist aus eben dem Ofen geschossen worden, aus dem du geschossen bist – also sei er dir heilig! – Merkt doch einmal diese verzwickte Consequenz, diesen possierlichen Schluß von der Nachbarschaft der Leiber auf die Harmonie der Geister, von eben derselben Heimath zu eben derselben Empfindung, von einerlei Kost zu einerlei Neigung. Aber weiter – es ist dein Vater! er hat dir das Leben gegeben, du bist sein Fleisch, sein Blut – also sei er dir heilig! Wiederum eine schlaue Consequenz! Ich möchte doch fragen, warum hat er mich gemacht? doch wohl nicht gar aus Liebe zu mir, der erst ein Ich werden sollte? Hat er mich gekannt, ehe er mich machte? Oder hat er mich gedacht, wie er mich machte? Oder hat er mich gewünscht, da er mich machte? Wußte er, was ich werden würde? Das wollt' ich ihm nicht rathen, sonst möcht' ich ihn dafür strafen, daß er mich doch gemacht hat! Kann ich's ihm Dank wissen, daß ich ein Mann wurde? So wenig, als ich ihn verklagen könnte, wenn er ein Weib aus mir gemacht hätte. Kann ich eine Liebe erkennen, die sich nicht auf Achtung gegen mein Selbst gründet? Konnte Achtung gegen mein Selbst vorhanden sein, das erst dadurch entstehen sollte, davon es die Voraussetzung sein muß? Wo steckt denn nun das Heilige? Etwa im Actus selber, durch den ich entstund? – Als wenn dieser etwas mehr wäre, als viehischer Proceß zur Stillung viehischer Begierden? Oder steckt es vielleicht im Resultat dieses Actus, das doch nichts ist, als eiserne Nothwendigkeit, die man so gern wegwünschte, wenn's nicht auf Unkosten von Fleisch und Blut geschehen müßte? Soll ich ihm etwa darum gute Worte geben, daß er mich liebt? Das ist eine Eitelkeit von ihm, die Schooßsünde aller Künstler, die sich in ihrem Werk kokettieren, wär' es auch noch so häßlich. – Sehet also, das ist die ganze Hexerei, die ihr in einen heiligen Nebel verschleiert, unsre Furchtsamkeit zu mißbrauchen. Soll auch ich mich dadurch gängeln lassen, wie einen Knaben? Frisch also! muthig ans Werk! – Ich will Alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt, daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich sein, daß ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebenswürdigkeit gebricht. (Ab.)




    Bewertung: 3 / 5

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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Franz von Moor 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    2. Akt, 1. Szene 

    Franz von Moor allein 

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    3044470 3044470 XlFRANZ VON MOOR: (nachdenkend in seinem Zimmer) Es dauert mir zu lange – der Doctor will, er sei im Umkehren – das Leben eines Alten ist eine Ewigkeit! – Und nun wär' freie, ebene Bahn bis auf diesen ärgerlichen zähen Klumpen Fleisch, der mir, gleich dem unterirdischen Zauberhund in den Geistermärchen, den Weg zu meinen Schätzen verrammelt. Müssen denn aber meine Entwürfe sich unter das eiserne Joch des Mechanismus beugen? – Soll sich mein hochfliegender Geist an den Schneckengang der Materie ketten lassen? – Ein Licht ausgeblasen, das ohnehin nur mit den letzten Öltropfen noch wuchert – mehr ist's nicht – Und doch möcht' ich das nicht gern selbst gethan haben, um der Leute willen. Ich möcht' ihn nicht gern getödtet, aber abgelebt. Ich möcht' es machen wie der gescheidte Arzt, nur umgekehrt. – Nicht der Natur durch einen Querstreich den Weg verrannt, sondern sie in ihrem eigenen Gange befördert. Und wir vermögen doch wirklich die Bedingungen des Lebens zu verlängern, warum sollten wir sie nicht auch verkürzen können? Philosophen und Mediciner lehren mich, wie treffend die Stimmungen des Geists mit den Bewegungen der Maschine zusammenlauten. Gichtrische Empfindungen werden jederzeit von einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet – Leidenschaften mißhandeln die Lebenskraft – der überladene Geist drückt sein Gehäuse zu Boden – Wie denn nun? – Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Schloß des Lebens zu ebenen? – den Körper vom Geist aus zu verderben – ha! ein Originalwerk! – wer das zu Stand brächte? – Ein Werk ohne Gleichen! – Sinne nach, Moor! – Das wär' eine Kunst, die's verdiente, dich zum Erfinder zu haben. Hat man doch die Giftmischerei beinahe in den Rang einer ordentlichen Wissenschaft erhoben und die Natur durch Experimente gezwungen ihre Schranken anzugeben, daß man nunmehr des Herzens Schläge Jahr' lang vorausrechnet und zu dem Pulse spricht: bis hieher und nicht weiter! – Wer sollte nicht auch hier seine Flügel versuchen? Und wie ich nun werde zu Werk gehen müssen, diese süße, friedliche Eintracht der Seele mit ihrem Leibe zu stören? Welche Gattung von Empfindnissen ich werde wählen müssen? Welche wohl den Flor des Lebens am grimmigsten anfeinden? Zorn? – dieser heißhungrige Wolf frißt sich zu schnell satt – Sorge? – dieser Wurm nagt mir zu langsam – Gram? – diese Natter schleicht mir zu träge – Furcht? – die Hoffnung läßt sich nicht umgreifen – Was? sind das all die Henker des Menschen? – Ist das Arsenal des Todes so bald erschöpft? – (Tiefsinnend.) Wie? – Nun? – Was? Nein! – Ha! (Auffahrend.) Schreck! – Was kann der Schreck nicht? – Was kann Vernunft, Religion wider dieses Giganten eiskalte Umarmung? – Und doch? – Wenn er auch diesem Sturm stünde? – Wenn er? – O so komme du mir zu Hilfe, Jammer, und du, Reue, höllische Eumenide, grabende Schlange, die ihren Fraß wiederkäut und ihren eigenen Koth wiederfrißt, ewige Zerstörerinnen und ewige Schöpferinnen eures Giftes! und du, heulende Selbstverklagung, die du dein eigen Haus verwüstest und deine eigene Mutter verwundest – Und kommt auch ihr mir zu Hilfe, wohlthätige Grazien selbst, sanftlächelnde Vergangenheit, und du mit dem überquellenden Füllhorn, blühende Zukunft, haltet ihm in euren Spiegeln die Freuden des Himmels vor, wenn euer fliehender Fuß seinen geizigen Armen entgleitet – So fall' ich, Streich auf Streich, Sturm auf Sturm, dieses zerbrechliche Leben an, bis den Furientrupp zuletzt schließt – die Verzweiflung! Triumph! Triumph! – Der Plan ist fertig – schwer und kunstvoll wie keiner – zuverlässig – sicher – denn (spöttisch) des Zergliederers Messer findet ja keine Spuren von Wunde oder corrosivischem Gift. (Entschlossen.) Wohlan denn! (Hermann tritt auf.) Ha! Deus ex machina! Hermann!




    Bewertung: 5 / 5

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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Franz von Moor 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    4. Akt, 2. Szene 

    Franz von Moor alleine

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    3044470 3044470 XlFRANZ VON MOOR: Die Versuchung ist stark, und der war wohl nicht zum Märtyrer seines Glaubens geboren. – Wohl bekomm's denn, Herr Graf! Allem Ansehen nach werden Sie morgen Abend Ihre Henkermahlzeit halten! – Es kommt Alles nur darauf an, wie man davon denkt, und Der ist ein Narr, der wider seine Vortheile denkt. Den Vater, der vielleicht eine Bouteille Wein weiter getrunken hat, kommt der Kitzel an – und draus wird ein Mensch, und der Mensch war gewiß das Letzte, woran bei der ganzen Herculesarbeit gedacht wird. Nun kommt mich eben auch der Kitzel an – und dran krepiert ein Mensch, und gewiß ist hier mehr Verstand und Absichten, als dort bei seinem Entstehen war – Hängt nicht das Dasein der meisten Menschen mehrentheils an der Hitze eines Juliusmittags, oder am anziehenden Anblick eines Betttuchs, oder an der wagrechten Lage einer schlafenden Küchengrazie, oder an einem ausgelöschten Licht? – Ist die Geburt des Menschen das Werk einer viehischen Anwandlung, eines Ungefährs, wer sollte wegen der Verneinung seiner Geburt sich einkommen lassen, an ein bedeutendes Etwas zu denken? Verflucht sei die Thorheit unserer Ammen und Wärterinnen, die unsere Phantasie mit schrecklichen Märchen verderben und gräßliche Bilder von Strafgerichten in unser weiches Gehirnmark drücken, daß unwillkürliche Schauder die Glieder des Mannes noch in frostige Angst rütteln, unsere kühnste Entschlossenheit sperren, unsere erwachende Vernunft an Ketten abergläubischer Finsterniß legen – Mord! wie eine ganze Hölle von Furien um das Wort flattert – die Natur vergaß einen Mann mehr zu machen – die Nabelschnur ist nicht unterbunden worden – der Vater hat in der Hochzeitnacht glatten Leib bekommen – und die ganze Schattenspielerei ist verschwunden. Es war etwas und wird nichts – heißt es nicht eben so viel, als: es war nichts und wird nichts, und um nichts wird kein Wort mehr gewechselt – der Mensch entsteht aus Morast, und watet eine Weile im Morast, und macht Morast, und gährt wieder zusammen in Morast, bis er zuletzt an den Schuhsohlen seines Urenkels unfläthig anklebt. Das ist das Ende vom Lied – der morastige Zirkel de menschlichen Bestimmung, und somit – glückliche Reise, Herr Bruder! Der milzsüchtige, podagrische Moralist von einem Gewissen mag runzlichte Weiber aus Bordellen jagen und alte Wucherer auf dem Todesbett foltern – bei mir wird er nimmermehr Audienz bekommen. (Er geht ab.)





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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Karl von Moor 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    2. Akt, 3. Szene 

    Karl von Moor und Pater 

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    3044470 3044470 XlKARL VON MOOR: Weg von ihm! Wag' es Keiner, ihn anzurühren! – (Zum Pater, indem er seinen Degen zieht.) Sehen Sie, Herr Pater! hier stehn Neunundsiebenzig, deren Hauptmann ich bin, und weiß Keiner auf Wink und Commando zu fliegen oder nach Kanonenmusik zu tanzen, und draußen stehen Siebenzehnhundert, unter Musketen ergraut – aber hören Sie nun! so redet Moor, der Mordbrenner Hauptmann: Wahr ist's, ich habe den Reichsgrafen erschlagen, die Dominicuskirche angezündet und geplündert, hab' Feuerbrände in eure bigotte Stadt geworfen und den Pulverthurm über die Häupter guter Christen herabgestürzt – aber Das ist noch nicht alles. Ich habe noch mehr gethan. (Er streckt seine rechte Hand aus.) Bemerken Sie die vier kostbaren Ringe, die ich an jedem Finger trage? – Gehen Sie hin und richten Sie Punkt für Punkt den Herren des Gerichts über Leben und Tod aus, was Sie sehen und hören werden – diesen Rubin zog ich einem Minister vom Finger, den ich auf der Jagd zu den Füßen seines Fürsten niederwarf. Er hatte sich aus dem Pöbelstaub zu seinem ersten Günstling emporgeschmeichelt, der Fall seines Nachbars war seiner Hoheit Schemel – Thränen der Waisen huben ihn auf. Diesen Demant zog ich einem Finanzrath ab, der Ehrenstellen und Ämter an die Meistbietenden verkaufte und nicht trauernden Patrioten von seiner Thüre stieß. – Diesen Achat trag' ich einem Pfaffen Ihres Gelichters zur Ehre, den ich mit eigener Hand erwürgte, als er auf offener Kanzel geweint hatte, daß die Inquisition so in Zerfall käme – ich könnte Ihnen noch mehr Geschichten von meinen Ringen erzählen, wenn mich nicht schon die paar Worte gereuten, die ich mit Ihnen verschwendet habe – [...] Hört ihr's wohl? Habt ihr den Seufzer bemerkt? Steht er nicht da, als wollte er Feuer vom Himmel auf die Rotte Korah herunter beten, richtet mit einem Achselzucken, verdammt mit einem christlichen Ach! – Kann der Mensch denn so blind sein? Er, der die hundert Augen des Argus hat, Flecken an seinem Bruder zu spähen, kann er so gar blind gegen sich selbst sein? – Da donnern sie Sanftmuth und Duldung aus ihren Wolken, und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer, wie einem feuerarmigen Moloch – predigen Liebe des Nächsten, und fluchen den achtzigjährigen Blinden von ihren Thüren hinweg – stürmen wider den Geiz, und haben Peru um goldner Spangen willen entvölkert und die Heiden wie Zugvieh vor ihre Wagen gespannt. – Sie zerbrechen sich die Köpfe, wie es doch möglich gewesen wäre, daß die Natur hätte können einen Ischariot schaffen, und nicht der Schlimmste unter ihnen würden den dreieinigen Gott um zehen Silberlinge verrathen. – O über euch Pharisäer, euch Falschmünzer der Wahrheit, euch Affen der Gottheit! Ihr scheut euch nicht, vor Kreuz und Altären zu knieen, zerfleischt eure Rücken mit Riemen und foltert euer Fleisch mit Fasten; ihr wähnt mit diesen erbärmlichen Gaukeleien Demjenigen einen blauen Dunst vorzumachen, den ihr Thoren doch den Allwissenden nennt, nicht anders, als wie man der Großen am bittersten spottet, wenn man ihnen schmeichelt, daß sie die Schmeichler hassen; ihr pocht auf Ehrlichkeit und exemplarischen Wandel, und der Gott, der euer Herz durchschaut, würde wider den Schöpfer ergrimmen, wenn er nicht eben Der wäre, der das Ungeheuer am Nilus erschaffen hat. – Schafft ihn aus meinen Augen! [...] Nicht genug – Jetzt will er stolz reden. Geh hin und sage dem hochlöblichen Gericht, das über Leben und Tod würfelt – Ich bin kein Dieb, der sich mit Schlaf und Mitternacht verschwört und auf der Leiter groß und herrisch thut – Was ich gethan habe, werd' ich ohne Zweifel einmal im Schuldbuch des Himmels lesen; aber mit seinen erbärmlichen Verwesern will ich kein Wort mehr verlieren. Sag' ihnen, mein Handwerk ist Wiedervergeltung – Rache ist mein Gewerbe. (Er kehrt ihm den Rücken zu.)


     


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    Klassische Monologe zum Vorsprechen: 
    Monologe für Männer / Schauspieler 

    Rolle: Karl von Moor 
    Stück: Die Räuber 
    Autor: Friedrich Schiller 

    Erscheinungsjahr: 1782 
    Originalsprache: Deutsch


    4. Akt, 1. Szene 

    Karl von Moor allein 


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    3044470 3044470 XlKARL VON MOOR: Sei mir gegrüßt, Vaterlandserde! (Er küßt die Erde.) Vaterlandshimmel! Vaterlandssonne! – und Fluren und Hügel und Ströme und Wälder! seid alle, alle mir herzlich gegrüßt! – Wie so köstlich wehet die Luft von meinen Heimathgebirgen! wie strömt balsamische Wonne aus euch dem armen Flüchtling entgegen! – Elysium! dichterische Welt! Halt ein, Moor! dein Fuß wandelt in einem heiligen Tempel. (Er kommt näher.) Sieh da, auch die Schwalbennester im Schloßhof – auch das Gartenthürchen! – und diese Ecke am Zaun, wo du so oft den Fanger belauschtest und necktest – und dort unten das Wiesenthal, wo du der Held Alexander deine Macedonier ins Treffen bei Arbela führtest, und nebendran der grasige Hügel, von welchem du den persischen Satrapen niederwarfst – und deine siegende Fahne flatterte hoch! (Er lächelt.) Die goldnen Maienjahre der Knabenzeit leben wieder auf in der Seele des Elenden – da warst du so glücklich, warst so ganz, so wolkenlos heiter – und nun – da liegen die Trümmer deiner Entwürfe! Hier solltest du wandeln dereinst, ein großer, stattlicher, gepriesener Mann – hier dein Knabenleben in Amalias blühenden Kindern zum zweiten Mal leben – hier! hier der Abgott deines Volks – aber der böse Feind schmollte dazu! (Er fährt auf.) Warum bin ich hieher gekommen? daß mir's ginge wie dem Gefangenen, den der klirrende Eisenring aus Träumen der Freiheit aufjagt? – nein, ich gehe in mein Elend zurück! – Der Gefangene hatte das Licht vergessen, aber der Traum der Freiheit fuhr über ihm wie ein Blitz in die Nacht, der sie finsterer zurückläßt – Lebt wohl, ihr Vaterlandsthäler! einst saht ihr den Knaben Karl, und der Knabe Karl war ein glücklicher Knabe – jetzt saht ihr den Mann, und er war in Verzweiflung. (Er dreht sich schnell nach dem äußersten Ende der Gegend, allwo er plötzlich stille steht und nach dem Schloß mit Wehmuth herüber blickt.) Sie nicht sehen, nicht einen Blick? – und nur eine Mauer gewesen zwischen mir und Amalia – Nein! sehen muß und sie – muß ich ihn – es soll mich zermalmen! (Er kehrt um.) Vater! Vater! dein Sohn naht – weg mit dir, schwarzes, rauchendes Blut! weg, hohler, grasser, zuckender Todesblick! Nur diese Stunde laß mir frei – Amalia! Vater! dein Karl naht! (Er geht schnell auf das Schloß zu.) – Quäle mich, wenn der Tag erwacht, laß nicht ab von mir, wenn die Nacht kommt – quäle mich in schrecklichen Träumen! nur vergifte mir diese einzige Wollust nicht! (Er steht an der Pforte.) Wie wird mir? was ist Das, Moor? Sei ein Mann! – – Todesschauer – – Schreckenahnung – – (Er geht hinein.) 



     


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