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    Schaubühne am Lehniner Platz
    www.schaubuehne.de
    Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
    Telefon: 030 890023
    SPIELPLAN & KARTEN

    Die Mutter

    Bewertung und Kritik zu

    DIE MUTTER
    von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler
    Regie: Peter Kleinert 
    Premiere: 13. Januar 2016 
    Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin

    Eine kleine russische Provinzstadt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern toben erbitterte Auseinandersetzungen um faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Pawel und eine Gruppe junger Revolutionärer beschäftigen sich mit der marxistischen Lehre und gelangen zu der Überzeugung, dass das herrschende Unrecht nicht hinnehmbar ist und die Welt verändert werden muss. Sie nehmen ihre Lage selbst in die Hand – trotz Drangsal, Schikane und Verhaftungen durch die Polizei. Pelagea Wlassowa, Pawels Mutter, einer einfachen Arbeiterin, behagt der Eifer ihres Sohnes zunächst nicht, doch aus Sorge und Zuneigung unterstützt sie ihn dennoch. Um ihn zu beschützen, beginnt sie, im Geheimen für die junge revolutionäre Zelle zu arbeiten.

    Mit: Celina Rongen/Lea Wegmann, Elvis Clausen, Daniel Klausner, Benjamin Kühni, Thimo Meitner, Rosa Thormeyer, Ursula Werner, Felix Witzlau; Musiker: Mark Scheibe / Hans-Jürgen Osmers

    Regie: Peter Kleinert
    Bühne: Peter Schubert
    Kostüme: Susanne Uhl
    Musikalische Leitung: Mark Scheibe
    Dramaturgie: Nils Haarmann

    Dauer: ca. 135 Minuten

    Koproduktion mit der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin

    4.0 von 5 Sterne
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    Mutters erwachende Courage
    8 Jahre her.
    Kritik
    ''Peter Kleinert inszeniert Brechts mit Ideologien behaftetes Drama im Studio der Berliner Schaubühne erfrischend experimentell mit Schauspielstudierenden der Hochschule Ernst Busch. Wenn die jungen Darsteller temporeich und pointiert in Publikumsansprachen im heutigen Hip-Hop-Slang Kapitalismuskritik an der Gegenwart üben, Sprech- und Singchöre im Publikum provozieren und als Live-Band die Originalkompositionen von Hanns Eisler performen, brechen sie ironisch den belehrenden Duktus von Brechts Vorlage. Gleichzeitig schafft die Inszenierung stets auch eine Balance zwischen einer amüsierten Kritik an dem Agitationsdrama für eine kommunistische Revolution aus der Endphase der Weimarer Republik und dem Ernstnehmen der Brecht‘schen Vorlage. (...) So bringt Kleinerts Inszenierung insgesamt zentrale und essentielle Gedanken Brechts zu den Auswirkungen von Krieg, Armut oder Leistungsdruck auf den Einzelnen und die Gesellschaft wirkungsvoll zu Geltung, ohne je einseitig das Publikum beeinflussen oder belehren zu wollen.'' schreibt  Ansgar Skoda am 17. Mai 2016 auf KULTURA-EXTRA
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    ursula werner, ostmutti mit herz und schnauze, und die jungen wilden von ernst busch
    8 Jahre her.
    Kritik

    lehrstück über eine revolutionärin. von der anhänglichen mutter, die ihren sohn beschützen will, zu einer kämpferin. besetzt mit ursula werner, ostberlinerin, mittlerweile über 70, auch bekannt aus dresens "wolke 9" als senior-revolutionärin (die sich nackt und pur der liebe im alter hingibt). als mutti wlassowa in brechts vorlage (nach gorkis roman) zeigt sie sich hochgeschlossen, bis zum kinn in ein langes schwarzes zugeknöpftes kleid versunken. die haare als dutt, die mimik alltagsmüde. sorgen um das tägliche brot, sorgen um die miete, sorgen um sohn pawel. der erträgt die ungerechtigkeiten in der russischen provinz nicht mehr, will den kampf der arbeiter gegen den fabrikbesitzer unterstützen, und ist dabei nicht allein. die jungen revolutionäre begeistern dann auch mutti wlassowa. die lernt lesen, die welt besser zu verstehen und sich bauernschlau und mit kämpferischen herzen für die marxistischen werte einzusetzen. regisseur peter kleinert, der am rande der bühne in einer ecke platz nahm, hat die aus der zeit gefallene vorlage entstaubt, seinen ernst-busch-schülern den trockenen text vorgesetzt und sie erst einmal darüber nachdenken lassen. die kurzen video-einspieler dazu zeigt er anfangs und am ende. dann klimperts am klavier. mark scheibe, heute in einer anderen berlinrevue, untermalt empathisch die politischen liedern, der fuß wippt, der pony auch. sozialistischer gruß von hanns eisler.

    der dunkelhäutige elvis, daniel, benjamin, thimo, felix, celina und rosa sind die jungen wilden, die im studio der schaubühne "die mutter" in zweieinhalb stunden irgendwie nach 2016 bringen wollen. mit tempo, und diesem blick zu uns, dass wir uns gefangen nehmen lassen sollen. nicht so leicht, denn das stück spielt in einer zeit, die fremd ist, vergangen. aber die sorgen, die angst, das erdrückende kapitalistischer strukturen blieb. jetzt aber mal hoffnung und spielerische wut. die jungen wilden geben gas, rattern die szenischen texte frisch und neu runter, jagen durch die schnöden praktischen kulissen, singen, rappen, wüten. verbinden sich freundschaftlich. und erzählen mit friedvollen herzen brechts klassiker in kapiteln. ursula werner ist die mit der satten rolle, die bleibt, die die mutter ist. während das ensemble um sie herum frech wirbelt, verliert sie sich nicht. gütig, mutig, tapfer. die mutter.

    die ihren pawel verlieren wird und deren erschöpfte trauer berührt.

    der abend ist etwas zu lang geraten, das thema brennt 2016 nicht mehr so einfach, aber das ensemble ist so leidenschaftlich, dass man sich dann doch gefangen nehmen lässt.

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    So frisch kann man Brecht inszenieren
    8 Jahre her.
    Kritik
    Der Truppe gelingt das Kunststück, die richtige Balance zwischen ironischer Brechung und dem Ernstnehmen der Vorlage zu wahren. Einerseits spielen sie Brechts Fabel von der Proletarierin Pelagea Wlassowa, die sich Schritt für Schritt von einer unpolitischen Frau zur überzeugten Revolutionärin wandelt, in all seinen Stationen recht detailgetreu nach. Andererseits wird die Handlung durch Auftritte wie den Rap von MC V-Effekt oder ähnliche, mit Szenenapplaus bedachte Einlagen auf amüsante und intelligente Art gebrochen. Felix Witzlau rauscht als personifizierter Kapitalismus im Glitzer-Kostüm herein und feuert einige böse Bemerkungen über das wohlsituierte Theater-Publikum, das in kapitalismus- und globalisierungskritische Aufführungen strömt, und über die Flüchtlinge als Humankapital ab. Anspielungen auf die Kreuzberger Krawall-Folklore zum 1. Mai, die russischen Femen-Aktivistinnen oder die Merkel-Raute wechseln sich mit weiteren Solo-Nummern wie von Elvis Clausen ab, der sich beklagt, dass er statt Brechts Agitationsdrama viel lieber einen Klassiker von Kleist spielen würde. Weiterlersen
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