Bewertung und Kritik zu
ANTIGONE IM AMAZONAS
von Milo Rau
Premiere 13. Mai 2023 (NT Gent)
Österreich-Premiere: 25. Mai 2023 (Wiener Festwochen)
Burgtheater Wien
Zum Inhalt: „Ungeheuer ist viel, doch nichts / Ungeheurer als der Mensch“, heißt es in der ANTIGONE von Sophokles. Und so hieß es auch in der Eröffnungsrede der Wiener Festwochen 2020, online gehalten von der brasilianischen Schauspielerin und indigenen Aktivistin Kay Sara. Drei Pandemiejahre später steht Kay Sara endlich als Protagonistin auf der Burgtheaterbühne.
Mit Antigones Aufbegehren gegen Kreons Tyrannis der Ungerechtigkeit hebt sie in Milo Raus Tragödienüberschreibung zu einer umfassenden Anklage an: In Brasilien, wo etwa 10 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Bodens besitzen, setzt sich die Bewegung der Landarbeiter ohne Boden (MST) für eine radikale Landreform ein. Als Chor der Landlosen beobachten und kommentieren sie das Bühnengeschehen zwischen Kreon, Antigone, ihrem Verlobten Haimon und dessen Mutter Eurydike von der riesigen Videowand herab. Als letzter Teil seiner ANTIKENTRILOGIE, die mit OREST IN MOSSUL (2019 bei den Wiener Festwochen) begann, erzählt Milo Rau die Geschichte von Recht und Unrecht als blutiges Aufeinandertreffen von traditioneller Weisheit und Turbokapitalismus nach.
Konzept, Regie Milo Rau Text Milo Rau & Ensemble Mit Arne De Tremerie, Frederico Araujo, Kay Sara, Sara De Bosschere Musik Elisabeth de Loore, Pablo Casella Mitarbeit Dramaturgie Giacomo Bisordi, Douglas Estevam, Martha Kiss Perrone Mit Musik von Elia Rediger Licht Dennis Diels Bühne Anton Lukas Video Moritz von Dungern Kostüme Anton Lukas, An De Mol Regieassistenz Katelijne Laevens Produktionsleitung Klaas Lievens Technische Leitung Oliver Houttekiet Inspizienz Marijn Vlaeminck Regiehospitanz Chara Kasaraki