1911_KDL_HAM_300x250

 



Stage Theater Stuttgart
Stage Homepage
Palladium Theater & Apollo Theater
Telefon: 0180 5 4444

Bewertung und Kritik zu

Bewertung und Kritik zu

ALGO PASÓ (LA ÚLTIMA OBRA) 
von Bola de Carne, Thomas Köck, Anna Laner & Andreas Spechtl
Premiere: 23. Oktober 2021 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Warum verschwindet etwas? Wann verschwindet etwas? Und wohin verschwindet es? Und was bleibt zurück? Warum verschwinden Menschen? Welche Spuren hinterlassen Menschen, die verschwinden, welche Spuren hinterlassen ganze Zivilisationen, die verschwinden, und wie soll man die lesen, entziffern, und wozu? Was wäre das für ein Archiv, und wer könnte darüber entscheiden, was dieses Archiv speichert, welche Geschichten gespeichert werden sollen? Und was bedeutet das Verschwinden eigentlich für die Kunst? Für das Theater? Dieses immer flüchtige Medium, das vielleicht überhaupt nur im Verschwinden existiert.
Gerade in den Ländern Mittel- und Südamerikas hat der Begriff des Verschwindens noch ganz andere politische Dimensionen. Unter dem Begriff „los desaparecidos“ (die Verschwundenen) versteht man dort Menschen, die von staatlichen oder quasistaatlichen Sicherheitskräften heimlich verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert oder ermordet wurden. Ganz zu schweigen von deutschen Waffen, die in Mexiko in Bundesstaaten verschwinden, in die sie nie hätten gelangen dürfen, und dort am Verschwinden von Menschen beteiligt sind. 

Bewertung und Kritik zu

AN UND AUS 
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Burkhard C. Kosminski 
Premiere: 25. September 2021 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Ein kleines Hotel am Hafen. Jeden Montag treffen sich hier Frau Z. und Herr A., Frau A. und Herr Y., Frau Y. und Herr Z. Drei Paare, die sich untereinander betrügen, ohne zu wissen, dass im Zimmer nebenan der eigene Mann, die eigene Frau mit einer anderen, einem anderen im Bett liegt. Denn das Hotel betreten sie immer nacheinander. Vielleicht passen sie so aber auch besser zueinander? Der junge Mann mit der Brille, der im Hotel arbeitet, kennt alle Gäste und ihre heimlichen Treffen. Auch er ist verliebt. Aber das Mädchen, das er liebt, arbeitet oben auf dem Berg und kann dort nicht weg. Plötzlich ein kurzes Flackern − Licht aus, Licht an. Ein Moment der Irritation, irgendetwas stimmt nicht. Auf einmal hat Frau Z. zwei Köpfe und Herrn A. fehlt der Mund. Das Herz von Herrn Y. brennt, während Frau A. versteinert. Das Mädchen fährt mit dem Fahrrad durch die Nacht und sucht nach dem Jungen. Was sich im Hotel und draußen abspielt, wird zu einer surrealen Bilderwelt vergrößert. Nichts bleibt, wie es ist.

Bewertung und Kritik zu

SIEBZEHN SKIZZEN AUS DER DUNKELHEIT 
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Tina Lanik 
Premiere: 10. Juli 2021 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Am Ende läuft es immer auf das Eine hinaus – Sex. Eine Frau trifft auf einen Mann, der wiederum auf eine Frau trifft, die auf einen Mann trifft. So reichen sie sich über die Szenen hinweg die Hände zu einem verführerischen Tanz.
1896 schrieb Arthur Schnitzler die zehn Szenen des Reigen und durchwanderte mit seinen Figuren alle Gesellschaftsschichten vom Proletariat bis zur Aristokratie. Schnitzler verhandelte die Mechanik von Machtverhältnissen, Erotik, Verlangen und Liebe und ließ seine Geschichten in einen Höhepunkt münden, der lediglich durch einen Gedankenstrich angedeutet wird. Das Stück wurde zu einem Skandal und lag bis in die 1980er Jahre unter einem von Schnitzler selbst verhängten Aufführungsverbot.
Roland Schimmelpfennig durchbricht die Struktur dieses Reigens, verleiht dem Tanz einen neuen Rhythmus mit einer heutigen Melodie. In der Dunkelheit begegnen sich zehn Figuren: ein Filmproduzent und eine Schauspielerin, ein junger Autor und ein Partygirl, ein Paar in einer offenen Ehe, eine Prostituierte und ein Soldat, ein Hotelmanager und ein Zimmermädchen. Schimmelpfennig lotet die Machtverhältnisse zwischen den Paaren neu aus, zeigt Abhängigkeitsstrukturen und alternative Beziehungskonzepte auf. Die schnitzlerschen Figuren begegnen uns im heutigen Gewand. Aus bloßen Gedankenstrichen werden Aktionen, mal explizit gewalttätig und übergriffig, mal Leerstellen, die der Fantasie überlassen bleiben, und mal Akte der Selbstermächtigung.

Bewertung und Kritik zu

LEUCHTFEUER 
von Nancy Harris
Regie: Sophia Bodamer 
Premiere: 10. Juli 2021 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Als Colm mit seiner Ehefrau Bonnie zum ersten Mal seit vielen Jahren in den Heimatort seines Vaters, eine Insel vor West Cork, Irland, zurückkehrt, scheint zunächst alles anders. Seine Mutter Beiv, eine berühmte bildende Künstlerin, die auf der Insel zurückgezogen lebt, hat das halbe Haus abgerissen und beschlossen, nur noch gläserne Wände zu installieren, um sich so bewusst zur Schau zu stellen. Die Leute im Dorf reden ohnehin. Seit dem mysteriösen Tod ihres Mannes, der vor zehn Jahren auf dem Meer umkam, wird sie des Mordes beschuldigt und steht konstant unter Beobachtung. Und auch für Beiv birgt der Besuch ihres Sohnes einige Überraschungen. Colm hat ihr seine Hochzeit mit der Kunststudentin Bonnie verschwiegen und scheint auch sonst keinerlei Interesse an einem harmonischen Wiedersehen zu haben. Schnell werden alte Wunden aufgerissen. Colms großer Zorn auf Beivs Egoismus und ihre Unzulänglichkeiten als Mutter überschattet den gesamten Besuch. Das plötzliche Auftauchen seines alten Jugendfreundes Donal lässt die Situation schließlich eskalieren. Die Vergangenheit zieht alle in einen Strudel aus alten und neuen Verletzungen, Schuldzuweisungen und unerwiderter Liebe. 

Bewertung und Kritik zu

DON JUAN 
von Molière
Regie: Achim Freyer 
Premiere: 19. Juni 2021 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Mit dem Ehrgeiz des großen Eroberers eilt Don Juan von Sieg zu Sieg, um sein grenzenloses Verlangen zu stillen. Den Komtur, der seine Tochter schützen wollte, hat er ermordet, Donna Elvira aus dem Kloster entführt, geheiratet und verlassen. Die ganze Lust der Liebe liegt in der Abwechslung – eine Heirat ist für ihn wie ein Schluck Wasser. 
Fasziniert und besorgt begleitet Sganarelle, Don Juans Diener, die erotischen Abenteuer seines Herrn, der sich über alle Konventionen hinwegsetzt und weder an Himmel noch Hölle glaubt. Weder fürchtet er die Rache von Donna Elviras Brüdern, die ihn verfolgen, noch den Fluch seines Vaters, der ihn wegen seines amoralischen Lebenswandels verurteilt. 
Auf dem Friedhof entdeckt er das Grab und die Statue des von ihm getöteten Komturs und lädt sie zu sich ein. Als der steinerne Gast tatsächlich zum Abendessen erscheint, wird Don Juans letzte Herausforderung zum Gottesgericht. 

Bewertung und Kritik zu

DER WÜRGEENGEL
nach dem Film von Luis Buñuel
Regie: Viktor Bodó 
Premiere: 24. Oktober 2020 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Mehrere Gäste versammeln sich in einem großen Konferenzsaal. Erstaunlich ist, dass die Bediensteten die Flucht ergreifen, noch unerklärlicher, dass die Anwesenden, nachdem sie sich gesetzt haben, ihre Plätze nicht verlassen können. Eine unsichtbare Mauer hält diese Gesellschaft gefangen. Dann gibt es einen Stromausfall und Angst breitet sich aus. Nach und nach fallen die Schranken bürgerlicher Konventionen, es kommt zu verbalen Entgleisungen, Eifersuchtsszenen, körperlicher Gewalt, einer Schlacht aller gegen alle. Ein Mann stirbt, ein junges Paar begeht Selbstmord. Nach mehreren Tagen löst sich die seltsame Lähmung genauso unverhofft auf, wie sie aufgetreten ist. Durch offene Türen verlassen die Menschen ihr vermeintliches Gefängnis.

Bewertung und Kritik zu

DER BESUCH DER ALTEN DAME
von Friedrich Dürrenmatt
Regie: Burkhard C. Kosminski 
Premiere: 26. September 2020 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Welchen Preis hat Gerechtigkeit? Nach zwanzig Jahren kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian nach Güllingen zurück. Die Kleinstadt ist hoch verschuldet, verarmt und steht kurz vor dem Ruin. Zachanassian verspricht der Gemeinde neuen Wohlstand. Allerdings ist ihre finanzielle Hilfe an eine Bedingung geknüpft: Die Bewohner von Güllingen bekommen das Geld nur, wenn sie Alfred Ill, Zachanassians früheren Geliebten und Vater ihres Kindes, töten. Dieser hatte damals die Vaterschaft geleugnet, zwei falsche Zeugen bestochen, sie zur Hure degradiert und aus Güllingen verjagt. Jetzt will sie nur eins: Gerechtigkeit. Viel Zeit ist seitdem vergangen. Das gefallene Mädchen inzwischen die reichste Frau der Welt nimmt nicht nur Rache an Ill, sondern sie offenbart auch die Verführbarkeit, Gier und Korruption der Bewohner von Güllingen. Sie alle machen sich schuldig und werden zu Tätern, Mitläufern und Kollaborateuren. Dürrenmatts Parabel hat nichts von ihrer Aktualität verloren. Der Spezialist für schlimmstmögliche Wendungen kostet auch diese aus: die totale und willkürliche Herrschaft des Kapitals über ethische Normen. Dürrenmatt deckt die Mechanismen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft zwischen Schuld und Verantwortung, Gemeinwohl und Moral schonungslos auf.

Bewertung und Kritik zu

DIE LAGE 
von Thomas Melle
Regie: Tina Lanik 
Premiere: 18. September 2020 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Die Wohnungsbesichtigung als Castingshow: attraktiv, erfolgreich, mit dickem Bankkonto und einem vorzeigbaren Partner versehen – so sieht er aus, der Mieter oder die Mieterin mit Chancen. Um ein WG-Zimmer, eine Dreizimmer-Altbauwohnung in einem aufstrebenden Viertel oder gar ein Loft über den Wolken zu ergattern, muss Intimes offengelegt werden. Die Bewerber*innen haben nicht nur Akustikproben sexueller Betätigungen, sondern auch ein Zertifikat eines Schlaflabors zur Bestimmung des Schnarch-Lautstärkepegels abzugeben.

Bewertung und Kritik zu

BLACK BOX PHANTOMTHEATER FÜR 1 PERSON
von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Premiere: 14. Juli 2020 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Monatelang standen die Theater leer. Aufführungen vor gefüllten Sälen sind bis auf weiteres nicht möglich. Ausstellungsbesuche durch Einzelpersonen sind dagegen erlaubt. Folgerichtig wird die Black Box Theater zum White Cube Museum und stellt sich selber aus: das Phänomen, dass hier Menschen zusammenkamen, um Kunst zu sehen. In den leeren Räumen hallt nach, was die Menschen hier verband – Gefühlsstürme, Lacher, Tränen und Applaus.
Aber was bleibt von einer flüchtigen Theateraufführung überhaupt zurück? Aufzeichnungen, Kritiken und selbst Regiebücher bilden nur einen Teil der Aufführung ab. Hormone, Gerüche, Textur haben andere Spuren hinterlassen. In ihrer Leere entwickeln Zuschauerraum, Bühne, Garderoben und Lichtbrücken den Charme von Ruinen: Post-Spektakel. Die Bühne und ihre Umgebung als temporäre Ruine einer rituellen Versammlungsstätte. Eine Archäologie der Repräsentation von Gesellschaft. Schicht für Schicht abgetragen gibt das Gebäude den Blick frei auf das, was Theater war, ist, sein kann.
Wie viel davon ist technisch simulierbar, reproduzierbar, synchronisierbar? Was ist, wenn sich die Weltsimulationsmaschine Theater von selbst in Bewegung setzt und das Publikum ins Zentrum des Geschehens rutscht?

Bewertung und Kritik zu

THE CLICKWORKERS
von Dino Pešut und Selma Spahić
Regie: Selma Spahić 
Premiere: 7. März 2020 
Schauspiel Stuttgart

Zum Inhalt: Schöne neue Arbeitswelt: Sechs junge Menschen werden für ein ökologisch wegweisendes Projekt rekrutiert. Geboten wird ein angenehmes Ambiente, ausufernde Arbeitszeiten und ein Gehalt knapp unter dem Mindestlohn. Doch wer will nicht dabei sein, wenn die Zukunft der Arbeit und damit eine Utopie der Gesellschaft entworfen wird?
Der kroatische Autor Dino Pešut und die bosnische Regisseurin Selma Spahić entwickeln in einem neuen Stück ihre Vision einer Moderne, in der das Individuum auf dem Altar der neuen Märkte geopfert wird. Nach Inszenierungen in Warschau und Zagreb kommt das Europa Ensemble zurück nach Stuttgart.
Was treibt uns um in Europa? Welche künstlerischen Antworten geben wir auf die Herausforderungen und Widersprüche unserer Gegenwart? In der Spielzeit 2018/19 gründete das Schauspiel Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Nowy Teatr, Warschau und dem Zagreb Youth Theatre sowie dem Nationaltheater Athen als assoziiertem Partner unter der künstlerischen Leitung des Regisseurs Oliver Frljić ein Europa Ensemble. In Frljićs Projekt Imaginary Europe (UA)begaben wir uns zu Schlüsselmomenten europäischer Geschichte; die französisch-polnische Regisseurin Anna Smolar untersuchte in Erazm / Erasmus (UA) die Relevanz des humanistischen Denkens des Erasmus von Rotterdam; der griechische Theatermacher Anestis Azas porträtierte mit Ödön von Horváths Der ewige Spießer eine zutiefst verunsicherte Generation in Zeiten des Umbruchs. 2020 treten drei weitere Regisseur*innen an, um das europäische Projekt mit eigenwilligen Inszenierungen zu befragen. Selma Spahić gibt mit The Clickworkers (UA) den Startschuss zur zweiten Runde.

PDF-Datei: 29,95 € 23,95 €


Weitere Formate auf Amazon & Play:
Taschenbuch / Kindle: 39,95 €
Google eBook: 29,95 €


UNSERE BÜCHER ALS PDF-DATEI


AUSWAHL


WIR EMPFEHLEN



AUF DER BÜHNE © 2025