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Münchner Kammerspiele
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SPIELPLAN

Trommeln in der Nacht

Bewertung und Kritik zu

TROMMELN IN DER NACHT
von Bertolt Brecht
Regie: Christopher Rüping 
Premiere: 14. Dezember 2017 
Münchner Kammerspiele 

Eingeladen zum 55. Berliner Theatertreffen (2018) 
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Zum Inhalt: Münchner Kammerspiele, 29. September 1922, Uraufführung „Trommeln in der Nacht“ – Nach jahrelanger Kriegsgefangenschaft kommt ein Mann ins aufständische Berlin zurück. Der erste Weg führt ihn zu seiner einstigen Geliebten. Dort, im Wohnzimmer ihrer Eltern, erfährt er, dass die Frau sich soeben mit einem anderen verlobt hat, einem Kriegsgewinnler, der eines Tages die Fabrik des Vaters in die Zukunft führen soll. Aus Enttäuschung und Wut wendet sich der Mann den sozialistischen Straßenkämpfen zu und wird zum wichtigen Akteur im Spartakusaufstand gegen die konservative Regierung. Die gewaltsame Besetzung des Zeitungsviertels durch die Aufständischen steht unmittelbar bevor. Da besinnt sich die Frau und verlässt ihren Neu-Verlobten, um ihren einstigen Geliebten zurückzuholen. Dieser, vor die Wahl zwischen seiner Frau und dem Aufstand gestellt, zögert kurz, bevor er sich entscheidet. Und entschließt sich, die Aufständischen zu verlassen und mit seiner Frau nach Hause zu gehen. 
Nach „Der Spieler“, „Hamlet“ und zuletzt „Miranda Julys Der erste fiese Typ“ inszeniert Christopher Rüping, Hausregisseur der Kammerspiele, Brechts Geschichte aus einer bewegten Zeit. Dass die Uraufführung vor fast 100 Jahren an den Kammerspielen stattfand, ist dabei mehr als nur ein Detail.

Mit Christian Löber, Damian Rebgetz, Hannes Hellmann, Nils Kahnwald, Wiebke Mollenhauer, Wiebke Puls

Inszenierung: Christopher Rüping
Bühne: Jonathan Mertz
Kostüme: Lene Schwind
Licht: Christian Schweig
Musik: Christoph Hart, Damian Rebgetz, Paul Hankinson
Dramaturgie: Katinka Deecke

 
Meinung der Presse zu „Trommeln in der Nacht“ - Münchner Kammerspiele


nachtkritik
"Unterm Papp-Mond"

Augsburger Allgemeine
"Glotzt nicht so romantisch auf diesen Brecht!"


taz
"Unterm roten Pappmond"

2.7 von 5 Sterne
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Reise ins Theatermuseum in zwei Versionen
7 Jahre her.
Kritik
Übertrieben steif, in überdeutlicher Artikulation und bis zur Zombiehaftigkeit leblos sprechen die Schauspieler ihre Texte. War das Theater vor einem Jahrhundert tatsächlich so furchtbar statisch, zäh und langweilig? Hoffentlich nicht. In ihrem Eifer, in den historischen Stoff einzusteigen, verlieren sich Rüping und sein Team in einem Museum. Das Theater kommt viel zu kurz. Das gilt leider auch für die späteren Akte des Dramas: der Abend zerfasert zur müden Performance. Der Clou, den sich Rüping für den Schluss zwei Versionen ausgedacht hat, erschließt sich nur denen, die ihren Brecht kennen oder das Programmheft studieren. Abwechselnd lässt er den Abend entweder originalgetreu wie beim jungen Brecht enden oder stellt das Ende einfach auf den Kopf. Im ersten Fall verlassen Kragler (Christian Löber) und seine Anna (Wiebke Mollenhauer als Gast vom Deutschen Theater Berlin, wo sie regelmäßig mit Regisseur Rüping arbeitet) Hand in Hand die Bühne, nachdem sie dem Publikum ein „Glotzt nicht so romantisch!“ zugerufen haben. Dieser Satz prangt wie damals auch jetzt auf Plakaten an allen Ausgängen. In typischer Rüping-Manier wird das Happy End jedoch mit einem Mix aus Smetanas „Moldau“ und einem „House of the rising sun“-Solo von Damian Rebgetz ironisiert. Die Bühnenarbeiter schreddern parallel schon mal eifrig die letzten verbliebenen Papp-Kulissen des Re-Enactments. An jedem zweiten Abend erlebt das Publikum Rüpings alternativen Schluss. So wie man es von Brechts späteren Lehrstücken gewohnt ist, entscheidet sich Kragler bei diesen Vorstellungen gegen seine Braut und für die Revolution. Mit Anfang 20 ließ der junge B.B. sein Frühwerk allerdings noch ganz romantisch enden und seinen Protagonisten für den Rückzug ins Privatleben und die bürgerliche Ehe votieren. Die glasklare Entschiedenheit, mit der Brecht-Figuren aus seinen berühmteren, später erschienenen Stücken für die Arbeiterklasse und die Revolution und gegen Ausbeutung und bourgeoise Kompromisse kämpfen, fehlt dem Kragler aus „Trommeln in der Nacht“ völlig. Dass Rüping uns diese kaum bekannten Facetten aus Brechts Biographie und Werk näher bringt, ist der interessanteste Ertrag seiner ansonsten recht lauen und zu verqualmten Reise ins Theatermuseum. Weiterlesen auf Das Kulturblog
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2 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik
Publikum zwiegespalten
6 Jahre her.
Kritik
''Wiebke Puls ist das Glanzlicht und die Retterin der Inszenierung – für ihre Darstellung hat sie den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis verliehen bekommen. Sie ist die einzige Schauspielerin auf der Bühne, die das Diskurs-Konzept mit Leben füllen kann. Im ersten Akt spielt sie Annas Mutter mit Würde und hohem Ton, ohne sie lächerlich zu machen; mit jedem Inszenierungsbruch gleitet sie weiter, erst in die Parodie, dann in die postdramatische Performance – eine unglaubliche Bandbreite an Schauspielkunst. Die jüngeren Spieler können mit diesem großen Instrumentarium nicht mithalten, ihrem Spiel ist ein Unterschied von Akt Eins zu Akt Fünf kaum anzumerken – es ist ihnen kaum vorzuhalten. Der Regie hingegen kann man durchaus vorhalten, sich zu sehr auf Effekte, auf Mittel, auf Brechungen zu konzentrieren. Der Ritt durch die Aufführungsmoden der vergangenen hundert Jahre könnte spannend sein – bleibt hier aber weitestgehend Zitat-Sammlung ohne Mehrwert. Was diese Figuren heute zu erzählen haben, bleibt eher diffus, oberflächlich und ungenau – mal abgesehen vom erhobenen moralischen Zeigefinger. Das Berliner Publikum blieb zwiegespalten: einige Bravo-Rufe, manche Buhs.'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Ästhetische Abstraktion
7 Jahre her.
Kritik
''Nachdem die nachgebauten Brechtkulissen abgeräumt sind, löst Rüping die Rollenzuschreibungen in den Szenen in der Destille des Schnapshändlers Glupp weitestgehend auf. Batterien von Leuchtstoffröhren fahren herunter, und das durchweg starke Ensemble agiert in futuristischen Plastikfolienanzügen. Man skandiert an Mikrofonen Straßenparolen, der Text wird auch mal im Chor gesprochen, und Rebgetz mixt dazu als DJ an den Turntables einen minimalistischen Technosound. Verfremdung modern sozusagen. Da dem Regisseur die Propaganda im Stück so peinlich wie Brecht der Rückzug seines Protagonisten ins Private zu sein scheint, gleitet die Inszenierung nun allerdings immer mehr ins Ungefähre.  Wie würden Sie sich in Zeiten des Umbruchs entscheiden? Die große moralische Frage des Abends wird zwar nicht direkt ausgesprochen, kreist aber über allem, wenn da nicht das Paar Anna und Kragler mit Ansprachen direkt ins Publikum die Bühnenillusion des falschen Happy Ends der Zweisamkeit im Bett zerstören und wie zum Beweis auch noch Teile des Bühnenbilds samt rotem Mond zerschreddert würden. Radikal will hier die Inszenierung sein, so radikal wie Brechts Sprache. Das gelingt dem Regisseur auch in Ansätzen. Der Abend im Ganzen bleibt aber mehr ein rein ästhetischer Versuch Brecht neu zu fassen. Christopher Rüping bietet auch ein zweites, alternatives Ende „nach Brecht“ an, bei dem sich Kragler für den Kampf im Zeitungs-Viertel entscheidet. Doch auch da wird es dem Publikum überlassen bleiben, die richtigen Schlüsse selbst zu ziehen.'' schreibt Stefan Bock am 3. Januar 2018 auf KULTURA-EXTRA
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