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Münchner Kammerspiele
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SPIELPLAN

Jedem das Seine. Ein Manifest

Bewertung und Kritik zu

JEDEM DAS SEINE - EIN MANIFEST
von August Strindberg
Regie: Marta Górnicka 
Premiere: 28. Mai 2018 
Münchner Kammerspiele 

Berlin-Premiere: 26. Oktober 2019 
Maxim Gorki Theater, Berlin 

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Zum Inhalt: Der Titel „Jedem das Seine“ steht für die Gefahr faschistischer Mechanismen, die, wenn auch in anderer Form, wieder oder immer noch existieren oder wieder zuzunehmen drohen.
Der aus der Antike stammende Ausdruck, der sich einst auf die Rechtsprechung bezog und auf die Frage nach Gerechtigkeit gründete, erfuhr seine Pervertierung durch die missbräuchliche Verwendung der NationalsozialistInnen. Als Schriftzug über dem Eingang des Konzentrationslagers Buchenwald wurde die ursprüngliche Bedeutung in ihr Gegenteil verkehrt, um eine der nationalsozialistischen Ideologie folgende Auslegung zu manifestieren, nämlich eine entwürdigende Klassifizierung von Menschen. Der Begriff „Jedem das Seine“ wird dabei zum zynischen „Jedem das, was er verdient“ und zur brutalen Rechtfertigung des an Menschen begangenen Unrechts. 
Diese Ambivalenz und doppeldeutig kulturelle Prägung greift Marta Górnicka auf, wenn sie fragt, inwiefern es – nach dieser auf dem europäischen Kontinent wohl am tiefgreifendsten historischen Zäsur des vergangenen Jahrhunderts –gelungen ist, eine neue gerechtere Weltordnung zu schaffen. 

Mit: Liliana Barros, Yasin Boynuince, Serena Buchner, Caroline Corves, Leonard Dick, Carmen Engel, Dana Greiner, Marta Górnicka, Maya Haddad, Thekla Hartmann, Antonia Hoffmann, Marion Hollerung, Stacyian Jackson, Gro Swantje Kohlhof, Laura Kupzog, Kim Nguyen, Moritz Ostruschnjak, Gina Penzkofer, Susanne Popp, Melanie Pöschl, Corinna Quaas, Anne Ratte-Polle, Theresa Schlichtherle, Samantha Schote-Ritzinger, Zoë von Weitershausen und Gülbin Ünlü 

Inszenierung: Marta Górnicka 
Choreografie: Anna Godowska 
Bühne: Robert Rumas 
Kostüme: Sophia May und Nicole Marianna Wytyczak 
Licht: Charlotte Marr 
Übersetzung: Andreas Volk 
Dramaturgie: Johanna Höhmann 
Dramaturgische Beratung: Agata Adamiecka-Sitek 
Komposition und Einstudierung: Polina Lapkovskaja 

3.5 von 5 Sterne
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Sperrfeuer statt Florett gegen Faschismus und Patriarchat
6 Jahre her.
Kritik
Hauptangriffspunkte sind der Sexismus und die Degradierung von Frauen zu Sexobjekten. Dafür hat sie Slogans aus Politik und Werbung gesampelt, was oft bewusst trashig wirkt. Gleich zum Einstieg wird das Publikum allerdings auch mit kraftvoll gezischten Schnipseln aus Klassikern der feministischen Literatur wie dem „SCUM“-Manifesto von Valerie Solanas beballert, das auch für Nicolas Stemanns „Der Vater“-Inszenierung eine zentrale Referenz war. Fast zwangsläufig landet der assoziative Abend immer wieder bei Donald Trump, den Anne Ratte-Polle mit hässlicher Perücke, nacktem Oberkörper und zahlreichen Zitaten á la „Grab the pussy“ karikiert. Schon der provozierende Titel, ein Zitat des menschenverachtenden Spruchs über dem Eingang zum KZ Buchenwald, mit dem die Nazis den alt-römischen Rechtsgrundsatz „Suum cuique“ zynisch pervertierten, deutet an, dass es Górnicka hier um noch mehr geht: um eine Generalabrechnung mit faschistischen Tendenzen. So fügt sich auch eine längere Passage über das KZ Dachau wenige Kilometer vor den Toren Münchens, die Gro Swantje Kohlhof mit einer Affen-Puppe spielt, in die nur 50 Minuten kurze, hochkonzentriert vorgetragene Wut-Suada ein. Das Problem dieses energiegeladenen Abends ist, dass er zu einem undifferenzierten Rundumschlag ausholt. Pauschal wettert Górnicka gegen faschistische Tendenzen des Patriarchats, das nicht nur Frauen, sondern alle Fremden ausgrenze. Sperrfeuer statt Florett ist das Stilprinzip dieses Abends. Stärker als bei Górnicka üblich zerfällt der Chor immer wieder in ohnmächtige Einzelkämpfer*innen, die sich in ihrer Wut überschlagen, gegenseitig zu übertönen versuchen und somit nur noch ein disharmonisches, ratloses Stimmengewirr erzeugen. Weiterlesen
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Vom Ungleichgewicht der Geschlechter
6 Jahre her.
Kritik
''Wie zum Hohn singt da eine der Darstellerinnen Elvis Presleys "Can't help falling in love" oder die mehrstimmig im Kanon vorgetragene Bach-Kantate "Nur jedem das Seine / Muß Obrigkeit haben". Das sind die wenigen nachdenklichen Ruhemomente dieser aufreibenden Inszenierung, in deren Zentrum noch die Figur des Twitter-Gods Donald Trump steht, dem momentanen Inbegriff des Chauvinisten, den Schauspielerin Anne Ratte-Polle mit nacktem Oberkörper und Blond-Perücke karikiert. „Command Control Communication Intelligent“, „Donald's free speach“ als Social-Media-Krake in einer frivolen Tanzperformance mit anschließendem Ringkampf.  An die Rückwand projizierte Zwischenüberschriften teilen den Abend in bestimmte Abschnitte. Auch um die Revolution geht es da, wobei sich hier der Chor nicht ganz sicher ist. „Ich bin eine...“ bzw. „...keine Rebellin“ skandiert das Ensemble in einem wechselnden Ja-Nein-Choral. Wütend skandieren sie: „Wir kotzen in den Gender-Gap!“, immer bereit für Vater- und Mutterland. „Wir, die Frauen sind Fremde, deshalb dürfen wir nicht sein, jedenfalls nicht bei uns.“ wird zum großen Anklagechor des Abends, an dessen Ende die Verabschiedung des weißen Mannes steht. Ein Abend der einen in seiner Direktheit und Intensität aufwühlt, in den Bann schlägt und lange nicht wieder loslässt.'' schreibt Stefan Bock am 13. Juli 2018 auf KULTURA-EXTRA
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