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    Thalia Theater Hamburg
    www.thalia-theater.de
    Raboisen 67 - 20095 Hamburg
    Telefon: 040 32814444
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    eventim


    Secondhand-Zeit

    Bewertung und Kritik zu

    SECONDHAND-ZEIT
    nach Swetlana Alexijewitsch
    Regie: Johanna Louise Witt 
    Premiere: 27. September 2017 
    Thalia Theater Hamburg 

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    Zum Inhalt: Die weißrussische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch fragt Menschen im heutigen Russland nach ihrem Leben vor und nach dem Versprechen von Freiheit und Demokratie. Sie fragt dabei vor allem nach Liebe, Eifersucht, Kindheit, Alter oder Heimat: „Das ist die einzige Möglichkeit, die Katastrophe in den Rahmen des Gewohnten zu zwingen und etwas darüber zu erzählen“. 
    Thalia-Schauspielerin Alicia Aumüller bringt das Kaleidoskop an erschütternden Erfahrungen von Menschen zwischen Neuanfang und Nostalgie als berührende Soloperformance auf die Bühne der Garage in der Gaußstraße. Zusammen mit der Pianistin Anna Bauer erzählt sie in poetischen Bildern von der Sowjetunion. Heute, ein viertel Jahrhundert nach ihrem Zusammenbruch, ist sie zum Mythos geworden: die Utopie des Kommunismus. Was 1917 als Revolution begonnen hat, endete 1991 als Diktatur. Die Sowjetunion steht für einen gescheiterten Versuch, der in der Geschichte seinesgleichen sucht - die jüngst einzige gelebte Alternative zum Kapitalismus. Ob Wohlstand oder große Idee - jede Realität stellt dem Menschen die Frage: wie viel Wissen kann das Gewissen ertragen? 

    Mit Alicia Aumüller, Live-Musik: Anna Bauer

    Regie: Johanna Louise Witt
    Ausstattung: Andrea Cozzi
    Dramaturgie: Emilia Linda Heinrich
    Komposition: Anna Bauer

     

    4.0 von 5 Sterne
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    Der Sieg der Wurst
    6 years ago
    Kritik

    "Wir hatten einen Vergangenheit und wir hatten eine Zukunft. Wir hatten alles!" Die junge Frau liebt den roten Platz in Moskau. Er symbolisiert für sie alles, was ihr Leben, Denken, Wissen und Hoffen ausmacht. Sie liebt Stalin. Die Vorstellung, Teil der großen Idee der Erneuerung zu sein, elektrisiert sie. Der große Sprung, den Lenin erreichen will, ist ihr das Lebenselixier, das ungeahnte Kräfte freisetzt. Die Gemeinschaft des Volkes steht für sie unangreifbar über ihrer Individualität. 

    Die Autorin Swetlana Alexijewitsch ist jahrelang durch ehemalige Sowjetrepubliken gereist, hauptsächlich durch Weißrussland und die Ukraine, hat den Sowjetmenschen zugehört und ihre Geschichten aufgeschrieben. Ein über 500seitiges Werk ist dabei entstanden, das Alicia Aumüller zu Beginn des Abends "Secondhandzeit" in den Händen hält. Noch steht sie außerhalb der marmornen Spielfeldes. Doch dann steigt sie in die Lebensgeschichten ein. Mit eiserner Hand sollen die Menschen ins Paradies geführt werden. Die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verschwimmen. Jeder kann sich als passives Objekt oder Gewinner der Partei ansehen, um seine übermäßige Anpassungsfähigkeit oder seine momentanen Vorteile zu kaschieren. Die Bespitzelung und Denunziation durch Verwandte, Nachbarn und Freunde gehören zum Alltag, die stets zu neuem Verrat führen kann. 

    Die Perestroika ist für viele der Anfang vom Ende. "Ich glaube es nicht, es gibt wieder Arme und Reiche!" Die große Erzählung der Revolution des Volkes hat inzwischen unübersehbare Risse bekommen, doch ihre Erneuerung scheint fraglich. Die Öffnung unterstützt auch die auseinanderstrebenden Kräfte. Das Ich wird nun wichtiger als das Wir. "Einsamkeit ist Freiheit, fast wie Glück", erkennt am Schluss die Frau, die mittlerweile ihr hochgeschlossenes rotes Kleid, ihre Stiefel und ihre Zopffrisur gegen ein seidiges Neglige, schwarze Nylons und eine lange Mähne getauscht hat. Sie wird ohne Stalin leben müssen. Statt des vermeintlichen Gleichheits-Paradieses wird ihr jetzt angeboten, sich ihr Glück einfach "auf russisch" zu kaufen. 

    Regisseurin Johanna Louise Witt hat mit Alicia Aumüller exemplarisch einige Lebenserzählungen aus dem Kaleidoskop " Secondhandzeit" von Alexijewitsch ausgewählt, um die Geschichte vom Ende der Sowjetrepublik lebendig werden zu lassen. Sie versuchen so dem "

     

    Homo Sovieticus " mit seiner bedingungslosen Hingabe, mit seiner Opferbereitschaft, seiner Leidensfähigkeit, seiner Geschmeidigkeit, seinem Gemeinschaftssinn, seiner Kauflust und seinem Hang zu Liebesschwüren nahe zu kommen und seine Entwicklung nachfühlbar werden zu lassen. Einen allumfassenden Überblick, wie ihn die Autorin Alexijewitsch erarbeitet hat, sollte man in dem knapp eineinhalbstündigen Abend nicht erwarten, doch exemplarische Schlaglichtern auf einzelne Stellvertreter gelingen dem Team in dem mitreißenden, spannenden Soloabend. 

    Birgit Schmalmack vom 1.12.17

    www.hamburgtheater.de

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