Es gibt Shows, die bleiben für immer in Erinnerung und zaubern einem noch Jahre danach ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. So geht es mir bis heute mit „Wunderkammer“, die ich vor ca. zwei Jahren im Chamäleon gesehen habe und die meine feurige Liebe für den Neuen Zirkus entfacht hat. Seitdem wartete ich immer ungeduldig darauf, dass die australische Zirkuskompanie Circa, die im Jahr 2004 gegründet wurde und bereits in 39 Ländern das Publikum von seinen Sitzen gerissen hatte, wieder nach Berlin kommt.
Und am Samstag, den 8. September 2018, war es wieder soweit und ich durfte noch vor der offiziellen Deutschlandpremiere am 13. September 2018 „Peepshow“ - den neuesten Zirkustreich von Circa, unter der Regie von Yaron Lifschitz und Co- Regisseurin Libby McDonnell - erleben. Ganz aufgeregt war ich an dem Abend, schließlich hatte ich große Erwartungen an die Show, doch wie Ihr im Folgenden lesen werdet, kann sich Circa weiterhin damit rühmen, meine Lieblingsartistentruppe zu sein.
Durch meine Tätigkeit als Bloggerin habe ich schon so viele gute Artisten auf der Bühne gesehen, dass ich manchmal glaube, nichts mehr Neues und Überraschendes entdecken zu können. Doch „Peepshow“ stellte vieles davor von mir Gesehene in den Schatten und schenkte den Zuschauern eine spektakuläre Show, in der talentierte und leidenschaftliche Akrobaten Showelemente zeigten, die dem Publikum den Atem raubten. Und natürlich blieb die Company auch bei dieser Show ihrem Stil treu, indem sie ihre unglaubliche Körperbeherrschung mit einem verführerischen Tanz verband. Der Zuschauer, das 8. Mitglied dieser Zirkustruppe, honorierte jede kleine Szene, die artistisch gesehen etwas Großartiges darstellte, mit einem jubelnden Applaus oder ungläubigen Blicken, die manchmal ins Raunen übergingen.
Wie der Name „Peepshow“ schon andeutet, sollte man in dieser Show damit rechnen, dass die Artisten etwas Haut zeigen. Doch wurde dies alles sehr ästhetisch und mit einem gewissen Witz dargeboten. Zudem zogen sich die Artisten nie ganz aus. Auch konnte der Zuschauer einen Unterschied zwischen den beiden Showhälften erkennen. Die zweite Hälfte bot noch eine weitere künstlerische Steigerung. Die Akrobaten waren noch schneller, ungehemmter und wilder und führten unvorstellbare Elemente vor, immer passend zu der Musik im Hintergrund. Aus diesem Grund brauchte diese Show auch keine Dekoration, denn sie würde nur von dem unfassbaren Können der Akrobaten ablenken. So konzentrierten sich die Zuschauer die ganze Zeit auf die körperliche Perfektion auf der Bühne.
Jessica Connell kannte ich schon aus der Show „Wunderkammer“ und auch diesmal eroberte sie mit ihren Hula-Hoop-Reifen, die sie nicht einfach langweilig um ihre Hüften kreisen ließ, die Herzen des Publikums. Die Hula Hoop-Reifen bewegte sie mit einer außergewöhnlichen Schnelligkeit und Präzision um jeden Teil ihres Körpers und verband dies mit einem verführerischen Tanz.
Ela Bartilomo am Seil und Giulia Scamarcia am Luftring verzauberten Zuschauer mit ihrem artistischen Können und ihrer Beweglichkeit. Mal ganz wild, mal ganz zart - überzeugten sie uns von ihrer Bühnenpräsenz und ihrem Talent als Akrobatinnen.
Mit Nathan Knowles (Handbalancing, Kontorsion) stand ein geborener Akrobat auf der Bühne. Mit seinem frechen Lächeln demonstrierte er uns eine energiegeladene Show und überzeugte mit seinem Talent in jeder Linie, indem er höchst anspruchsvolle Artistik leicht aussehen ließ.
Billie Wilson-Coffey reihte sich in das sirenenhafte Damentrio auf der Bühne ein und agierte vielseitig auf der Bühne, sei es durch ihren anmutigen und kraftvollen Tanz am Tuch oder durch den Einsatz ihres ganzen Körpers (u.a. ein Spagat in der Luft). Aber auch die anderen beiden Akrobaten - Scott Grove (Akrobatik, Base) und Gerramy Marsden (Akrobatik, Base) bewieen, dass sie nicht nur für die Baseelemente auf der Bühne standen, sondern viel mehr konnten. Unvergesslich, wie Scott Grove sich von innen selbst „aufpumpte“.
Die sieben Akrobaten verbogen oft ihre Körper so, wie es für die meisten Menschen unerreichbar zu sein scheint und zeigten konditionell sehr anspruchsvolle Bewegungen mit ihrem Körper. Zwischenzeitlich dachte ich, dass können keine normalen Menschen sein, doch am Ende habe ich erfreut festgestellt, dass sie nach so einer kraftvollen Show, die einem sehr viel abverlangt, wenigstens ein wenig geschwitzt haben.
Genau wie bei der „Wunderkammer“ zeigten auch bei der „Peepshow“ die sieben Artisten der Circa-Company kein reines Akrobatikprogramm mit einzelnen Kunststücken, sondern wieder ein Gesamtkunstwerk, bei dem die sieben Ausnahmetalente als eine Einheit eine grandiose Show bestehend aus Tanz, Akrobatik und komödienhaften Elementen präsentierten.
Mein Fazit: Mit der „Peepshow“ bringt Circa ein Feuerwerk der Akrobatik auf die Bühne des Chamäleon. Nach dieser Show werdet Ihr verstehen, warum Circa meine Lieblingszirkustruppe ist. Ein Must-See in Berlin und noch bis zum 17. Februar 2019 im Chamäleon!
© E. Günther ("Mein Event-Tipp")