Zum Inhalt: Sir Robert Chiltern blickt auf eine Bilderbuchkarriere zurück und führt eine Vorzeigeehe. Allerdings verdankt der erfolgreiche und als moralisch integer geltende Politiker seinen Reichtum und damit auch seinen politischen Aufstieg dem Verrat eines Amtsgeheimnisses. Als Chiltern mit dieser "Jugendsünde" erpresst wird, sind Karriere wie gesellschaftliches Ansehen gleichermaßen gefährdet. Es sei denn, der Politiker geht auf den angebotenen Deal ein und unterstützt im Parlament ein mehr als dubioses Projekt.
Mit: Michael Dangl, Johannes Seilern, Matthias Franz Stein, Tobias Reinthaller, Paul Matić, Markus Kofler, Silvia Meisterle, Katharina Klar, Martina Stilp, Elfriede Schüsseleder und Michaela Klamminger
Regie: Alexandra Liedtke Bühnenbild: Philip Rubner Kostüme: Johanna Lakner Musik: Karsten Riedel Körpercoach: Paul Blackman Dramaturgie: Barbara Nowotny Licht: Pepe Starman
''Cheveley, verfügen nur über ein begrenztes Repertoire an Gesten, die sie inflationär, auch an unpassender Stelle, einsetzen. Aber vielleicht geht das ja auf das Konto der Regisseurin. Wer weiß. Überhaupt: kann man nicht wenigstens für eine Spielzeit eines der dümmsten Klischees, die Vier-Finger-Handbewegung für Anführungszeichen, die einen uneigentlichen Ausdruck oder auch Ironie signalisieren, verbieten?
Silvia Meisterle singt, peinlich outrierend, It's a Man's World, nicht annähernd so eindrucksvoll wie James Brown, aber mit Szenenapplaus überschüttet, weil das Josefstadt-Publikum wahrscheinlich überrascht war von der Weitsicht der Lady Chiltern zum Ende des 19. Jahrhunderts. Später wird die Melodie von Tanita Tikarams Twist in My Sobriety zitiert. Alexandra Liedtke kennt sich aus. Zum Glück gibt es auch einen Michael Dangl. Er erinnert als Sir Robert Chiltern daran, was ein Konversationsstück von Oscar Wilde vor der Pop-Invasion ausgemacht hat. Ein idealer Mann für diese Rolle. Eigentlich war das einmal eine Domäne des Theaters in der Josefstadt. Angestaubt? Mag sein. Man muss ja nicht unbedingt Oscar Wilde auf den Spielplan setzen. Aber wenn man sich dafür entscheidet – bitte ohne James Brown und Tanita Tikaram. Wie wär's mit Gilbert & Sullivan? Frau Liedtke, übernehmen Sie.'' schreibt Thomas Rothschild am 21. November 2022 auf KULTURA-EXTRA