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Kasimir und Karoline

Bewertung und Kritik zu

KASIMIR UND KAROLINE 
von Ödön von Horváth
Regie: Mateja Koležnik 
Premiere: 24. März 2024 
Burgtheater Wien 

Zum Inhalt: „Und die Liebe höret nimmer auf“ lautet das Motto zu Horváths „Ballade“ vom Münchner Oktoberfest Anfang der dreißiger Jahre. Allerdings endet die Liebe zwischen Kasimir, der an diesem Tag seine Kündigung als Chauffeur erhalten hat, und Karoline, die von ihren höheren Ambitionen nicht lassen mag, bereits in der dritten von einhundertsiebzehn Szenen mit den Worten: „Habe mich gerne!“ Und so bewahrheitet sich der im ersten Moment einfach nur boshaft klingende Satz von der Liebe, die nicht aufhört, im Verlaufe des Stücks fortwährend. Dass die Liebe in diesem Stück vor allem als Vehikel sozialen Auf- und Abstiegs betrachtet und eingesetzt wird, macht sie in einem gewissen Sinne nur noch dauerhafter. Aber nicht beständiger, denn jede neue Mitfahrgelegenheit in ein (noch) besseres Leben muss sofort genutzt werden und zum Zurückblicken bleibt keine Zeit: „Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht.“

Karoline, die es vom geschassten Chauffeur für einen Moment bis zum Kommerzienrat bringt und schließlich beim Zuschneider aus der Kinderabteilung landet, versucht mit Kalkül, was mit Gefühl offensichtlich nicht zu erreichen ist: „Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben.“

Regie: Mateja Koležnik
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Bühnenbild-Mitarbeit: Thilo Ullrich
Kostüme: Ana Savić-Gecan
Licht: Michael Hofer
Sounddesign: Christoph Mateka
Komposition: Michael Gumpinger
Choreografie: Magdalena Reiter
Dramaturgie: Sebastian Huber

3.0 von 5 Sterne
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KASIMIR UND KAROLINE
6 Tage her.
Kritik

''Beharrlich hält sich die Rede vom Burgtheater als bester deutschsprachiger Sprechbühne, als Nationaltheater gar. Als Stefan Bachmann zur laufenden Spielzeit die Intendanz übernahm, musste er ein Programm auf die Beine stellen. Keine leichte Aufgabe. Zum Teil besteht es aus Neuinszenierungen, zum Teil aus Übernahmen vom Vorgänger Martin Kušej und zum Teil aus Mitbringseln aus Köln, meist mit Schauspielern, die Bachmann von dort mitgebracht hat. Nun folgt das einer üblichen Praxis und dem Gebot der Not. Nur: dass Köln die Heimstatt des besten Theaters sei, war nicht bekannt. Ist es das auf dem Weg nach Wien geworden? Wenn nicht, ist auch das Lob für die Burg substanzloses Geschwätz. Sie ist ein Theater wie andere auch, mit höheren Gagen und mal besseren, mal schwachen Inszenierungen. Kasimir und Karoline in der Regie von Mateja Koležnik gehört zur zweiten Kategorie, auch und gerade im Vergleich zu früheren Arbeiten der Slowenin.

Bei Koleżnik ist Ödön von Horváths viel gespieltes Stück von 1932 ein ständiges Kommen und Gehen auf zwei Ebenen, einem Waschraum unten und einer Art Garage mit Erste-Hilfe-Bereich oben. Verschiebbare Milchglasscheiben geben den Blick auf Ausschnitte frei und erwecken die Erinnerung an einen Bilderbogen. Diese Regie wertet die Nebenfiguren auf und entkernt die zentrale Fabel. Das Elend, ein zentrales Thema Horváths, den Peter Handke einst in einem viel diskutierten Aufsatz für besser als Brecht hielt, wird vom ununterbrochenen Trubel überdeckt. Und wieder glänzt Mavie Hörbiger, als „dem Merkel Franz seine Erna“.'' schreibt Thomas Rothschild am 19. Oktober 2024 auf KULTURA-EXTRA

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