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Die Troerinnen

Bewertung und Kritik zu

DIE TROERINNEN 
nach Euripides
Regie: Adena Jacobs 
Premiere: 23. April 2022 
Burgtheater Wien 

Zum Inhalt: Die Schlacht ist geschlagen, aber der Krieg ist nicht vorbei. Troja ist gefallen, Rauchsäulen stehen über den Trümmern und die siegreichen Griechen bereiten sich auf ihre Abfahrt vor. Die überlebenden trojanischen Frauen befinden sich vor der Stadt, auf der Schwelle zwischen ihrem alten Leben als Staatselite und dem kommenden in der Sklaverei. Der denkbar schlimmste Verlust und tiefste Fall vereinen sich mit der größtmöglichen Ungewissheit. Hekabe, Königin Trojas, beklagt den Mord an ihrem Ehemann Priamos und den Tod der meisten ihrer zahlreichen Kinder; wohin das Schicksal sie noch führen wird, weiß sie nicht. Mit ihr, wartend, Hekabes überlebende Tochter Kassandra, die Seherin, der nicht geglaubt wurde, und ihre Schwiegertochter Andromache mit ihrem kleinen Sohn Astyanax, letzter männlicher Erbe der Trojaner – sowie die Griechin Helena, die als Auslöserin des Kriegs gebrandmarkt wird und nun auf ihr Urteil wartet. 

Die trojanischen Frauen sind auf nichts als ihre Körper zurückgeworfen, angefüllt mit Erinnerung, mit wütendem Schmerz, versehrt, gezeichnet, klagend, mit einem Bein bei ihren Toten in der Unterwelt, mit dem anderen im Diesseits Halt suchend, um ihren Peinigern die Augen herauszureißen. „Kein Unterschied mehr zwischen Zorn und Trauer“, heißt es bei Ovid über Hekabe. Die australische Regisseurin Adena Jacobs stellt den gespenstischen Zwischenraum, den die Troerinnen bewohnen, ins Zentrum ihrer bilderreichen und schonungslosen Auseinandersetzung – und fragt darin ausdrücklich nach dem Schicksal weiblicher Körper im Krieg, nach dem weiblichen Körper als Kampfplatz.

Regie: Adena Jacobs
Bühne & Kostüme: Eugyeene Teh
Komposition: Max Lyandvert
Choreographie: Melanie Lane
Videodesign: Tobias Jonas und Eugyeene Teh
Licht: Michael Hofer
Dramaturgie: Alexander Kerlin

3.0 von 5 Sterne
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Bestandsaufnahme über drei Aufführungen am Burgtheater Wien - 1
2 Jahre her.
Kritik
''Zurück zu den Anfängen des Schauspiels führen Die Troerinnen. Theater als Ritual, als mystischer Akt. Vier mehr rezitierte als gesprochene Monologe von Hekabe (Silvie Rohrer), Andromache (Sabine Haupt), Kassandra (Lilith Hässle) und der griechischen Zwangstroerin Helena (Patrycia Ziolkowska) montieren Fragmente aus von Gerhild Steinbuch ausgewählten und übersetzten Texten von Euripides, Ovid, Seneca und Jane M. Griffiths zur Geschichte des Trojanischen Kriegs, ohne deren Kenntnis die gruppenweise ins schütter besetzte Burgtheater angekarrten Schulklassen wohl nur Bahnhof verstehen dürften, mit Focus auf die Leiden der auf verschiedene Weise an dieser Geschichte beteiligten Frauen. So gut wie keine Dialoge, ein gehobener Ton mit Brülleinschüben, Zeitlupe, dazu durchgängiges Sounddesign und minutiöse Lichtregie tragen zu einem emphatischen Bildertheater bei. Die vier Frauen treten nacheinander vor einem wandlungsfähigen, mit Videotricks verfremdeten Chor und einem desolaten Autobus, der drei Vertel des Bühnenbreite füllt, glatzköpfig und mechanisch wie Schaufensterpuppen auf. Aber die visuellen Effekte der australischen Regisseurin Adena Jacobs verselbständigen sich, die Aussage verflüchtigt sich. Das ist dann doch eher Show als Weihestätte.'' schreibt Thomas Rothschild am 23. November 2022 auf KULTURA-EXTRA
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