Zum Inhalt: Angelika und Richard sind ein Ehepaar in besten Verhältnissen – und im Pensionsalter. Angelika, der ehemaligen Deutschlehrerin, fehlt eine sinnvolle Aufgabe: Beide Kinder sind aus dem Hause, Haustiere zu bemuttern ist nicht ihr Lebensziel. Ihr Mann Richard ist Chirurg für Gelenkoperationen und unfähig, der Realität des Älterwerdens würdevoll zu begegnen. Er weigert sich, in den Ruhestand zu treten – und lässt sich regelmäßig seine Falten unterspritzen. Angelika, die sich alleingelassen fühlt, sehnt sich nach einem „Projekt“ und beschließt, in ihrem Haus einen Flüchtling aufzunehmen.
So kommt der junge Nigerianer Diallo ins Haus Hartmann und es beginnt ein Verwirrspiel, eine verrückte Refugee-Welcome- Geschichte, die von bösartigen Nachbarn, Nazi-Aufmärschen vor der Haustür, Asylprozessen, Polizeiüberwachung, ein Zebra im Wohnzimmer, IS-Albträumen und Terrorabwehr erzählt. Aber auch von gegenseitigem Verstehen(-Wollen), politischem und gesellschaftlichem Engagement, Mut und Zivilcourage.
Regie: Peter Wittenberg Bühne: Florian Parbs Mitarbeit Bühne: Christian Blechschmidt Kostüme: Heide Kastler Video: Sophie Lux Musik: Jacob Suske Licht: Herbert Markl Dramaturgie: Hans Mrak, Eva-Maria Voigtländer
Deutscher Kinohit trifft auf österreichische Politik
6 Jahre her.
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Kritik
Kurz nach dem Höhepunkt der Debatte um Zuwanderung und Flüchtlinge, die im Lauf der Jahre 2015/16 immer schärfere Züge annahm und tiefe Risse in der Gesellschaft sichtbar machte, brachte Simon Verhoeven einen soliden Unterhaltungsfilm in die Kinos, der gleichmäßig nach allen Seiten austeilte und die hitzige Debatte in ein Popcorn-Multiplex-taugliches Happy-end münden liess.
Erwartungsgemäß entwickelte sich „Willkommen bei den Hartmanns“ (Kritik) zu einem Kassenhit. Verhoevens Mutter Senta Berger spielt die wohlmeinende Lehrerin im Ruhestand, die sich mit ihrem Engagement für Flüchtlinge selbstverwirklichen will. Auch andere Positionen werden durch den Kakao gezogen: der neoliberale Yuppie, der nur an seine Karriere denkt und die ganze Debatte gar nicht wahrnimmt, die besorgte Bürgerin, die sich in Hass und Paranoia hineinsteigert, die esoterisch-weltfremde Yogalehrerin, die mit ihrem Helfersyndrom mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt.
All diese Karikaturen bevölkern auch die Theaterfassung von „Willkommen bei den Hartmanns“, die Angelika Hager aus Simon Verhoevens Film erarbeitete. Der Plot wird routiniert nacherzählt und die mal mehr, mal weniger treffsicheren Pointen ausgekostet.
Interessant ist, an welchen Stellen die Inszenierung von Peter Wittenberg eigene Akzente jenseits der Filmvorlage setzt: gleich in den ersten Minuten werden einige Spitzen gegen den „Jungkanzler“ abgefeuert. Sebastian Kurz wird als „selbstgefälliger Schnösel“ vorgeführt. Allerdings landet der Abend sehr schnell bei niveaulosem Spott über Äußerlichkeiten. Statt inhaltlicher Kritik geht es nur noch um die Ohren des künftigen Kanzlers.
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