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Die Eingeborenen von Maria Blut

Bewertung und Kritik zu

DIE EINGEBORENEN VON MARIA BLUT  
von Maria Lazar
Regie: Lucia Bihler 
Premiere: 20. Januar 2023 
Akademietheater Wien 

Eingeladen zum 60. Berliner Theatertreffen (2023)  

Zum Inhalt: Das idyllische Dorf Maria Blut mit seiner Wallfahrtskapelle liegt am Land, ein paar Zugstunden vor Wien. Die 1930er Jahre sind angebrochen, Dollfuß ist Bundeskanzler, und die Eingeborenen des „österreichischen Lourdes“ sind in Unruhe. Die vor dem Dorf gelegene Konservenfabrik hat schließen müssen. Der Unternehmer Schellbach versucht nun, die besorgte Bevölkerung dazu zu bewegen, in sein neues Produkt, die Raumkraft, zu investieren. Viele geben ihr letztes Erspartes dafür her. Als sich Schellbach jedoch mitten während des Volksfestes erschießt und seine Unternehmung scheitert, entwickelt sich in Maria Blut sofort eine ungeheure Dynamik: Die angeblich Schuldigen sind schnell ausgemacht – und für die wird es jetzt brandgefährlich.

Die Wiener Schriftstellerin Maria Lazar (1895–1948) gehört zu den hellsichtigsten literarischen Stimmen ihrer Epoche. In kurzen, packenden und sprachlich brillanten Szenen entwirft sie zwei Dutzend herrlich schräge Figuren, die am Vorabend des Nationalsozialismus zwischen Marienkult, Wunderglauben, Verschwörungstheorien und aufkommendem Ultranationalismus aufgerieben werden. 

Regie: Lucia Bihler
Bühne: Jessica Rockstroh
Kostüme: Victoria Behr
Musik Und Sounddesign: Jacob Suske
Choreographie Und Maskenspiel: Mats Süthoff
Maskenbau: Peter Spörl, Helmut Lackner
Licht: Norbert Piller
Dramaturgie: Alexander Kerlin

3.0 von 5 Sterne
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Groteske über den Aufstieg des Faschismus
1 Jahr her.
Kritik

„Die Eingeborenen von Maria Blut“ sind eine solide Repertoire-Inszenierung für das Akademietheater, die kleinere Spielstätte des Wiener Burgtheaters, und eine verdienstvolle Wiederentdeckung einer jüdischen Exilantin. Darüber hinaus ist an dieser Arbeit jedoch wenig Bemerkenswertes zu finden, so dass sie sich nicht für eine Einladung in die 10er-Auswahl des Berliner Theatertreffens aufdrängt. Auch die Wiener Premierenkritiken betonten schon die Schablonenhaftigkeit dieser bewusst auf grelle Abziehbilder setzenden Inszenierung. Überraschenderweise entschied sich die Jury dennoch, den Abend einzuladen.

Inhaltlich bietet der Abend einige Déjà-vu-Erlebnisse: zu vertraut klingt die bittere Zeitdiagnose und Abrechnung mit der in den Faschismus driftenden Gesellschaft der 1920er Jahre. Auch Lucia Bihlers Inszenierung ist nicht sehr originell: die Figuren sind Karikaturen in den für diese Spielweise bewährten Kostümen von Victoria Behr, durch kurze Schwarzblenden werden die Szenen abgetrennt, die Pappmaché-Köpfe und die von der Seite eingesprochenen Dialoge sind auch ein bewährtes Theatermittel, das wir z.B. aus Claudia Bauers „humanistää!“ kennen.

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