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PAUL oder Im Frühling ging die Erde unter

Bewertung und Kritik zu

PAUL oder Im Frühling ging die Erde unter
von Sibylle Berg
Regie: Ersan Mondtag & Benny Claessens 
Premiere: 27. August 2020 (Kunstfest Weimar) 
Alte Feuerwache Weimar

Zum Inhalt: Der Mensch allein spät in der Nacht, auf sich selbst und seine rasenden Gedanken zurückgeworfen, das ist nicht erst seit Goethes »Faust« ein gängiges Motiv der Literatur. Man kann die Corona-Krise, aus der Distanz betrachtet, auch als gigantisches Experiment am lebenden modernen Subjekt betrachten: Der Mensch wird aus einem rasenden Leben in den Leerlauf des Lockdown geworfen und muss sich plötzlich neu zurechtfinden. Der Terminkalender ist gelöscht. Das Hamsterrad steht still. Der Stress weicht einer Leere und plötzlich steigen große Fragen auf. Wie will ich leben? In der Isolation sieht der Mensch sich der eigenen Verletzlichkeit ausgeliefert, mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Wie war mein Leben bis hierher, wie soll es in Zukunft sein? Mit den Fragen brechen auch große Gefühle durch: Einsamkeit und Liebe, Angst und Wut. Das Experiment ist einzigartig. Es findet für jeden individuell und gleichzeitig für alle statt. Es konfrontiert uns mit der Wahrheit über uns selbst und über die Gesellschaft, in die wir nach dieser Nacht zurückkehren.

Mit: Benny Claessens

Regie und Video: Ersan Mondtag & Benny Claessens

2.0 von 5 Sterne
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Kurzgeschichte und Claessens-Show mit angezogener Handbremse
4 Jahre her.
Kritik
Seite für Seite arbeitet sich Claessens durch einen Text, der eher „Coming-of-Age-Kurzgeschichte denn ein Bühnentext“ ist, wie Dorothea Marcus in der taz treffend feststellte. Sibylle Berg hat einen lakonischen Text geschrieben, mit nur wenigen Pointen: die bittere Rückschau eines Mannes während der Lockdown-Isolation auf seine Pubertät. Paul erinnert sich an sein 15jähriges Ich, das von den anderen als Freak abgestempelt wurde, weil er auf Jungs steht: Er ist nur Rand, ganz ohne Gruppe! Mittendrin legt Claessens das Manuskript genervt zur Seite und ruft die Autorin Sibylle Berg an. Er erreicht zwar nur ihre Mailbox, aber sie gibt ihm grünes Licht: Der Text sei nicht so wichtig. Mach einfach, was Du willst. Das lässt sich Claessens nicht zwei Mal sagen. Der Rest des Textes kommt meist vom Band, er singt und tanzt und zieht seine Benny Claessens-Show ab, allerdings nur mit angezogener Handbremse. Weiterlesen
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