Bewertung und Kritik zu
DAS LIED VON DER ERDE
Gustav Mahler / Arnold Schönberg
Elfriede Jelinek: Die Bienenkönige
Regie: David Hermann
Premiere: 27. Oktober 2020
Staatsoper Stuttgart
Zum Inhalt: „Die Welt schläft ein!“, heißt es in Hans Bethges Gedichtsammlung Die chinesische Flöte, die Gustav Mahlers Das Lied von der Erde zugrunde liegt. Als Mahler mit der Komposition begann, war er wie aus dem Leben gerissen: Im Frühjahr 1907 hatte er im Streit die Direktion der Wiener Hofoper niedergelegt, im Sommer erlag seine ältere Tochter einer Krankheit und bei ihm selbst wurde ein Herzklappenfehler diagnostiziert. Wie Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, die eigentlich an dieser Stelle zur Premiere hätte kommen sollen, ist auch Das Lied von der Erde eine extrem reiche, hochästhetische Komposition. Und ebenso wie die Besetzung von Strauss hätte auch die Originalbesetzung von Mahler nicht in unseren Orchestergraben gepasst. Mit den gegenwärtig gültigen Abstandsregeln passt auch Arnold Schönbergs Fassung für Kammerorchester nur knapp in unseren Graben. Das Team um Regisseur David Hermann wird Mahlers Symphonie im – wenn man so will – eingefrorenen Rohbau des Bühnenbilds, das Jo Schramm für Die Frau ohne Schatten entworfen hat, als Musiktheater inszenieren – gekoppelt mit Elfriede Jelineks Die Bienenkönige. Die Todesnähe, die aus den Texten und der Musik von Mahlers Symphonie spricht, findet dabei eine Entsprechung in Jelineks Prosatext von 1976. Auch hier spielt der Stillstand eine zentrale Rolle. Und eine hochtechnisierte Zivilisation, die als Folge ihrer patriarchalen und ausbeuterischen Mechanismen an sich selbst erstickt.
Mit: Simone Schneider, Evelyn Herlitzius, Michael König, Thomas Blondelle und Martin Gantner sowie Katja Bürkle
Musikalische Leitung: Cornelius Meister
Regie: David Hermann
Bühne und Licht: Jo Schramm
Kostüme: Claudia Irro und Bettina Werner
Dramaturgie: Ingo Gerlach