Bewertung und Kritik zu
MEFISTOFELE
von Arrigo Boito
Regie: Àlex Ollé (La Fura dels Baus)
Premiere: 16. Juni 2019
Staatsoper Stuttgart
Buch kaufen
Zum Inhalt: Im Anfang war die Wette. Und die Wette wurde zum Pakt. Und der Wetteinsatz war Faust. Oder, wie Àlex Ollé es formuliert: „In dem Spiel zwischen Gott und dem Teufel nimmt Faust den Platz der Würfel ein, die über den grünen Filz kullern.“ Um was spielen Gott und Teufel? Was verlangt Faust von Mefistofele bzw. was verlangt Mefistofele von ihm? Wann ist der Pakt gelöst, die Wette verloren? „Arrestati, sei bello!“ – Zeit, halte an! Bleib stehen, Moment. Und werde Dauer. Aber es ist nicht die Ekstase, die Boitos Faust sucht, sondern ein Moment der Ruhe, ein Augenblick der Stille, Erholung für die Seele und das Verstummen der vielstimmigen Gedanken. Faust spricht diese Worte eben nicht im Augenblick des Rausches, sondern angesichts der himmlischen Heerscharen, die ihm seinen Tod anzeigen. Die Flucht nach vorn, ein Stoßgebet, der Himmel hat ihn wieder. Mit welcher Geschwindigkeit ändert sich die Gegenwart? Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa konstatiert, dass „die Zeitknappheit als Lebensgefühl“ ein durch und durch modernes Phänomen sei, „ein Rätsel, über das wir uns viel zu wenig wundern.“ Also ist dieser Faust Figur der Stunde. Schon wieder und immer noch – die Zukunft könnte von hinten kommen.
Musikalische Leitung: Daniele Callegari
Regie: Àlex Ollé (La Fura dels Baus)
Bühne: Alfons Flores
Kostüme: Lluc Castells
Licht: Urs Schönebaum
Dramaturgie: Franz-Erdmann Meyer-Herder
Chor: Manuel Pujol