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    Don Carlos

    Bewertung und Kritik zu

    DON CARLOS 
    von Friedrich Schiller
    Regie: David Bösch 
    Premiere: 14. Januar 2023 
    Schauspiel Stuttgart

    Zum Inhalt: Spanien im 16. Jahrhundert. Die Inquisition wütet. Despotismus, Unterdrückung, Bespitzelung und Gewalt sind an der Tagesordnung. Philipp II. regiert sein Weltreich mit schonungsloser Härte. Aus politischem Kalkül, um den Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu sichern, hat er Elisabeth von Valois geheiratet, die ehemalige Verlobte seines Sohnes Don Carlos. Dieser liebt seine Stiefmutter, die Königin von Spanien, noch immer – und er weiß, dass dieses Begehren ihn den Kopf kosten kann. Sie drängt den Thronfolger zur Vernunft: „Elisabeth war Ihre erste Liebe. Ihre zweite sei Spanien.“

    Mit: Matthias Leia (als Philipp), Frida-Lovisa Hamann (als Elisabeth), Felix Strobel (als Don Carlos), Katharina Hauter (als Eboli), David Müller (als Posa), Michael Stiller (als Alba), Reinhard Mahlberg (als Domingo) und Anke Schubert (als Großinquisitor)

    Inszenierung: David Bösch
    Bühne und Video: Falko Herold und David Bösch
    Kostüme: Pascale Martin
    Musik: Karsten Riedel
    Licht: Jörg Schuchardt
    Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger

    3.0 von 5 Sterne
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    Kirche, Staat und Militär
    1 Jahr her.
    Kritik

    ''David Bösch gehört nicht zu den Stückezertrümmerern. Bei dieser Inszenierung aber kann man den Eindruck gewinnen, als wollte er das Rad der Theatergeschichte um mehr als ein halbes Jahrhundert zurückdrehen. Gespielt wird auf einer fast leeren verdunkelten Bühne mit kaltem Neonlicht, sechs zum Teil umgekippten Stühlen, einem Tisch, einem Schreibtischsessel. Die Darsteller*innen treten in leicht verfremdeter Gegenwartskleidung auf. Sie, allen voran Carlos, sprechen fast durchgängig schnell, atemlos, als wollten sie vergessen machen, dass Schiller Verse geschrieben hat.

    Was diesen Abend für den Kritiker, anders als offenbar für das Premierenpublikum, so dröge erscheinen ließ, war die begrenzte Bandbreite an Zwischentönen des Sprechens und der Körpersprache. Inflationär wie einst in Margarethe von Trottas Film Das zweite Erwachen der Christa Klages umarmen sich die Figuren, als gäbe es keine anderen Formen der Zuneigungsbezeugung. Und Felix Strobel in der Titelrolle? Die Lokalpresse ergoss sich in Voraus-Lob, noch ehe die Proben zu Ende gegangen waren. Der Berichterstatter, eher im Alter von Philipp als von Carlos, erinnert sich mit Wehmut an Friedrich-Karl Praetorius bei Peter Palitzsch, aber auch an Christiane von Poelnitz’ Eboli und Johanna Wokaleks Elisabeth bei Andrea Breth oder an Lisa Bitter in dieser Rolle in Hasko Webers Stuttgarter Fassung von 2012.

    Der Herzog von Alba ist heute in Stuttgart eher ein komischer Repräsentant des Militärs als ein reaktionärer Intrigant. Da haben wir sie also beisammen: Kirche, Staat und Militär. Der baden-württembergische Ministerpräsident hätte seine Freude daran. Wie in der Wirklichkeit, sind sie es, die überleben.'' schreibt Thomas Rothschild am 15. Januar 2023 auf KULTURA-EXTRA

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