Bewertung und Kritik zu
BLACK BOX PHANTOMTHEATER FÜR 1 PERSON
von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Premiere: 14. Juli 2020
Schauspiel Stuttgart
Zum Inhalt: Monatelang standen die Theater leer. Aufführungen vor gefüllten Sälen sind bis auf weiteres nicht möglich. Ausstellungsbesuche durch Einzelpersonen sind dagegen erlaubt. Folgerichtig wird die Black Box Theater zum White Cube Museum und stellt sich selber aus: das Phänomen, dass hier Menschen zusammenkamen, um Kunst zu sehen. In den leeren Räumen hallt nach, was die Menschen hier verband – Gefühlsstürme, Lacher, Tränen und Applaus.
Aber was bleibt von einer flüchtigen Theateraufführung überhaupt zurück? Aufzeichnungen, Kritiken und selbst Regiebücher bilden nur einen Teil der Aufführung ab. Hormone, Gerüche, Textur haben andere Spuren hinterlassen. In ihrer Leere entwickeln Zuschauerraum, Bühne, Garderoben und Lichtbrücken den Charme von Ruinen: Post-Spektakel. Die Bühne und ihre Umgebung als temporäre Ruine einer rituellen Versammlungsstätte. Eine Archäologie der Repräsentation von Gesellschaft. Schicht für Schicht abgetragen gibt das Gebäude den Blick frei auf das, was Theater war, ist, sein kann.
Wie viel davon ist technisch simulierbar, reproduzierbar, synchronisierbar? Was ist, wenn sich die Weltsimulationsmaschine Theater von selbst in Bewegung setzt und das Publikum ins Zentrum des Geschehens rutscht?
MIt: Mitarbeiter*innen des Schauspiels Stuttgart, Expert*innen und Sylvana Krappatsch (als Stimme im Off)
Konzept, Skript und Inszenierung: Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Sounddesign: Nikolas Neecke
Ton: Marian Hepp
Dramaturgie: Carolin Losch und Aljoscha Begrich