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Münchner Volkstheater
www.muenchner-volkstheater.de
Brienner Str. 50 - 80333 München
Telefon: 089 5234655
SPIELPLAN

Lichtspiel

Bewertung und Kritik zu

LICHTSPIEL 
nach dem Roman von Daniel Kehlmann
Regie: Christian Stückl 
Premiere: 31. Oktober 2024 
Münchner Volkstheater 

Zum Inhalt: Georg Wilhelm Pabst ist einer der erfolgreichsten Regisseure der Weimarer Republik. Als "Meister des Schnitts" wird er bezeichnet oder wegen seiner politischen Filme als "der rote Pabst". Als er allerdings Anfang der dreißiger Jahre nach Amerika emigriert, nützt ihm der Ruhm der Weimarer Republik wenig. Immer wieder wird er mit bekannteren Kollegen verwechselt, die Warner Brothers bieten ihm zwar einen Film an, dieser floppt jedoch an den Kassen und bei der Kritik. Und so macht sich Pabst kurz darauf zusammen mit seiner Familie zu einer besonderen Rückreise auf: während die meisten anderen Kunstschaffenden ins Ausland fliehen, folgt er einer Einladung von Goebbels' Filmindustrie und kehrt ins Deutsche Reich zurück. Dort wartet ein Pakt mit dem Teufel auf ihn. Der Familiensitz ist in der Hand vom nationalsozialistischen Haushälter und die künstlerische Arbeit, die ihm angeboten wird, soll selbstverständlich linientreu sein. Währenddessen werden auch seine Frau Trude und sein Sohn Jakob von verschiedenen Bereichen des Nazisystems vereinnahmt.

Daniel Kehlmanns gefeierter Roman erzählt von Selbstverrat, dem Streben nach Ruhm um jeden Preis und dem Selbstverlust, der damit einhergeht. Christian Stückl bringt den Bestseller nun erstmals auf die Bühne.

Regie Christian Stückl
Bühne und Kostüme Stefan Hageneier
Mitarbeit Kostüme Paula de la Haye
Musik Tom Zimmer
Video Max Bloching
Beleuchtung David Jäkel
Dramaturgie Leon Frisch
Regieassistenz Malte Buchloh
Bühnenbildassistenz Philine Schneider
Kostümassistenz Julie Fritsch

2.0 von 5 Sterne
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Eindimensionaler als die Vorlage und ohne deren satirischen Witz
4 Monate her.
Kritik

Kehlmann fabuliert in seinem dokufiktionalen Roman eine mögliche Version, wie es sich zugetragen haben könnte. Seine Hauptfigur erscheint in keinem besonders guten Licht, so ist die Romanfigur Pabst zum Beispiel dafür verantwortlich, dass er kurz vor dem Untergang der NS-Herrschaft in Prag für einen Filmdreh noch ganze Scharen von ausgemergelten KZ-Insassen rekrutierte, wie es Jahre vorher an ihrem Filmset auch Leni Riefenstahl machte. Historisch ist diese Aktion des Regisseurs Pabst nicht belegt, im Roman nimmt das Entsetzen seines Assistenten Franz Wilzek darüber breiten Raum ein.

Daran entzündete sich schon im vergangenen Jahr die Kritik der Feuilletons. Kehlmann gelang es dennoch, dass die Hauptfiguren facettenreich erscheinen. Wesentlich eindimensionaler gerät die Pabst-Figur in der Uraufführungs-Inszenierung von Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters. Silas Breiding spielt den Regisseur als Künstler, der einen Pakt mit jedem Teufel schließt, solange er weiterarbeiten kann.

Kehlmanns Buch orientiert sich an filmischen Erzähltechniken. In unverbundenen Miniaturen zoomt der Roman in Nahaufnahmen in sehr genau beschriebene Szenen, die mit bissigem Witz die Lächerlichkeit von Mitläufern deutlich machen und zum Lesevergnügen werden. Nach hartem Schnitt folgt im nächsten Kapitel eine andere Episode, aus der sich ein Zeit- und Charakterbild zusammenpuzzeln.

Fürs Theater ließ sich dieser Stil nicht gut übersetzen. Die Nebenfigur Rosenzweig, die im Prolog und Epilog des Romans auftaucht, wird in Stückls Fassung zum allwissenden Erzähler, der kommentiert, Verbindungen zwischen den Szenen herstellt und Pabst anklagt.

Das hat mehrere negative Konsequenzen: die Theaterzuschauer, die den Roman nicht kennen, werden an der Hand genommen und durch den dreistündigen Abend geführt, aber die Figuren werden eindimensionaler. Das gilt nicht nur für G.W. Pabst, sondern auch für seine real existierende Frau Gertrude und seinen fiktiven Sohn Jakob. Während im Hintergrund Archivmaterial von marschierenden Nazis über die Leinwand flimmern, verstrickt sich an der Rampe die Hauptfigur Pabst inmitten großer Stapel Filmrollen ohne größere Gewissensbisse immer tiefer in Kollaboration mit den Nazis. Ein weiteres Manko dieser Erzähltechnik: Szene an Szene wird wie an einer Perlenkette aufgereiht. Linear wird der Weg der Hauptfigur ins Verderben nachgezeichnet. Der Grundton bleibt immer derselbe: düster und anklagend. Der satirische Witz, den einige Buchkapitel bieten, z.B. der glänzend beschriebene Lesezirkel, in den Pabsts Gattin gegen ihren Willen hineingerät, oder die Revierkämpfe zwischen Riefenstahl und Pabst bei den „Tiefland“-Dreharbeiten, blieb an diesem Theaterabend leider auf der Strecke.

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