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SPIELPLAN

Doktormutter Faust

Bewertung und Kritik zu

DOKTORMUTTER FAUST 
von Fatma Aydemir frei nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Selen Kara 
Premiere: 9. September 2023 (Schauspiel Esssen) 
Gastspiel Radikal Jung: 19. April 2024
Münchner Volkstheater 

Zum Inhalt: "Faust" gilt als Klassiker unter den Klassikern. Veröffentlicht vor mehr als 200 Jahren, stellt sich die Frage, was wäre Faust für eine Figur in unserer Gegenwart? Was ist es noch, was die Welt im Innersten zusammenhält? Fatma Aydemir, Autorin der erfolgreichen Romane "Ellbogen" und "Dschinns", hat für das Schauspiel Essen den traditionsreichen Stoff neu bearbeitet und nimmt uns mit ihren Figuren mit ins Heute.

Dr. Faust ist keine allseits angesehene Gelehrte mehr. In einer wissenschaftsfeindlichen Gesellschaft wird sie zur Verschwörerin erklärt und denunziert, von ihren Studierenden gefeiert für ihre feministischen Positionen gegen einen reaktionären Staat. Am Tiefpunkt ihrer Sinnkrise als Ewigforschende trifft Dr. Faust auf Mephisto, der*die Faust den höchsten Genuss verspricht und im Gegenzug ihre Seele fordert. Der Pakt ist geschlossen. Faust verliebt sich in ihren deutlich jüngeren Doktoranden, der ein großer Bewunderer von Fausts Lehre ist, sich Fausts Verführung aber nur widerwillig fügt.

Regie Selen Kara
Bühne Lydia Merkel
Kostüme Anna Maria Schories
Musik Torsten Kindermann, Ruben Philipp
Video Florian Schaumberger
Dramaturgie Margrit Sengebusch

3.0 von 5 Sterne
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Interessante, aber zu textlastige und statische Klassiker-Überschreibung
9 Monate her.
Kritik

So ähnlich wird der Dialog zwischen Seren Kara, Co-Intendantin des Schauspiel Essen, und der Autorin Fatma Aydemir wohl tatsächlich verlaufen sein: die Theaterleiterin wünschte sich für den Start am neuen Haus eine Klassiker-Überschreibung von Aydemir, deren Romane „Ellbogen“ und „Dschinns“ sie bereits in Mannheim inszeniert hat und die beide auch vom Gorki Theater adaptiert wurden. Silvia Weiskopf und Beritan Balci spielen die Auseinandersetzung in ihrem „Vorspiel auf dem Theater“ frei nach Goethe nach. Mehrere Vorschläge der Intendantin („Kabale und Liebe“, „Maria Stuart“ oder „meinetwegen die Nibelungen“) lehnt die Autorin ab. Der „Faust“ würde sie stattdessen reizen, einen deutscheren Stoff gebe es gar nicht. Der Klassiker sei doch so misogyn und abgedroschen, seufzt die Intendantin und spricht damit sicher vielen Theaterbesuchern aus der Seele.

Aydemirs Text ist zwar mit vielen aktuellen Diskursthemen von Abtreibung bis #metoo überfrachtet und erhebt an manchen Stellen den Zeigefinger etwas zu sehr. Insgesamt ist das Experiment einer Klassiker-Überschreibung erstaunlich gut gelungen. Im Zentrum des Abends stehen die Grauzonen im Verhältnis der Hauptfiguren.

Ein Problem des Abends ist, dass die Versuchsanordnung aus Klassiker-Fragmenten, Theorie-Diskursen und Alltagssprache sehr textlastig ist. Selen Karas Umsetzung auf Lydia Merkels Drehbühne bleibt recht statisch.

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