Bewertung und Kritik zu
ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM
von Werner Schwab
Regie: Abdullah Kenan Karaca
Premiere: 20. Mai 2021
Münchner Volkstheater
Zum Inhalt: Im Wirtshaus hocken sie heruntergekommen wie jeden Abend. Die Hasi und der Schweindi häkeln für den geplanten Nachwuchs. Der Karli langt seiner Herta eine. Der Jürgen doziert von der Tugend der Gewaltlosigkeit und der Bratwurst des einfachen Mannes. Die Fotzi schafft Geld für die Jukebox an. Und die Wirtin erfüllt die allseitigen Bedürfnisse nach Bier, Wein und etwas zum Fressen. Man tauscht Philosophisches, Anzügliches, Beleidigendes und Handgreifliches aus.
Alles wie gehabt, wenn da nicht ein schönes Paar penetrant in die Aufmerksamkeit hineindrängen würde. Die Ausstrahlung der Bessergestellten und ihre provozierende Bedürfnislosigkeit sprengen den Rahmen. Während hier der Triebdrang mit am Tisch sitzt, scheinen die da drüben sich "zu fein zum Vögeln. Die küssen sich und sind fertig mit sich. Das sind wahrscheinlich welche, die überhaupt keinen menschlichen Geruch haben.“ Der Anblick der Harmonie ist angesichts der eigenen Unzulänglichkeiten nicht mehr auszuhalten. Die Makellosigkeit muss sich einverleibt werden, damit kein Widerspruch mehr zum eigenen Selbst besteht! In Werner Schwabs "europäischem Abendmahl" zerfleischt sich eine Gesellschaft selbst, wobei ihr die Sprache um die Ohren fliegt.
Regie: Abdullah Kenan Karaca
Bühne: Vincent Mesnaritsch
Kostüm: Elke Gattinger
Dramaturgie: Bastian Boß
Musik: Lukas Darnstädt
Musikalische Einstudierung: Tom Wörndl