Bewertung und Kritik zu
DER FALL MEURSAULT – EINE GEGENDARSTELLUNG
nach dem Roman von Kamel Daoud
Regie: Amir Reza Koohestani
Premiere: 29. September 2016
Münchner Kammerspiele
TICKETS ONLINE KAUFEN
Zum Inhalt: Der Roman „Der Fremde“ von Nobelpreisträger Albert Camus, erschienen 1942, erzählt die Geschichte des Franzosen Meursault, der einen Algerier erschießt, weil die Sonne ihn so blendete. Dieser von Meursault getötete Mann hatte bei Camus weder Name noch Geschichte, er tauchte nur auf ein paar Seiten auf, um Camus zur Entfaltung seiner existentialistischen Philosophie zu dienen. Der algerische Journalist Kamel Daoud hat das geändert und dem Opfer einen Namen gegeben. In seinem Roman „Der Fall Meursault – Eine Gegendarstellung“ erzählt er die Geschichte des „Fremden“ noch einmal – aus der Perspektive des Opfers. Daouds Erstlingsroman hat sowohl in Deutschland als auch in Algerien und Frankreich hohe Wellen geschlagen. Auf welchem Fundament beruhen westeuropäische Kunst und Werte und auf wessen Kosten werden sie gelebt? Nun kommt noch eine weitere Perspektive, ein weiterer Kontext hinzu: Der aus dem Iran kommende international renommierte Regisseur Amir Reza Koohestani verlässt für seine erste Produktion an den Kammerspielen die rein postkoloniale Perspektive und sucht über sie hinausgehend allgemeine Prinzipien von Unterdrückung, Wiederaneignung und Selbstbehauptung darzustellen. Mit Hilfe von SchauspielerInnen mit iranischen, libanesischen, lettischen, bulgarischen, schweizerischen und deutschen Wurzeln setzt er Daouds Roman in ein multiperspektivisches Sprachpanorama.
Mit Gundars Āboliņš, Hassan Akkouch, Mahin Sadri, Maya Haddad, Samouil Stoyanov, Walter Hess
Inszenierung: Amir Reza Koohestani
Ausstattung: Mitra Nadjmabadi
Video: Meika Dresenkamp
Licht: Christian Schweig
Musik: Michael Koohestani
Dramaturgie: Katinka Deecke
Trailer „Der Fall Meursault“ - Münchner Kammerspiele