Bewertung und Kritik zu
TRISTAN UND ISOLDE
von Richard Wagner
Regie: Krzysztof Warlikowski
Premiere: 29. Juni 2021
Bayerische Staatsoper München
Zum Inhalt: In kaum einer anderen Oper verdichtet sich der genretypische Konflikt einer Dreiecksbeziehung so elementar und am Ende transzendierend wie in Richard Wagners Tristan und Isolde: Die Liebe Tristans und Isoldes als Passion steht hier über allen gesellschaftlichen Normen. König Marke wird als rechtmäßiger Ehemann Isoldes von ihr und Tristan hintergangen, und Wagners Musik beglaubigt und legitimiert den Ehebruch. Schon im ersten Aufzug verleitet gemeinsame Todessehnsucht Tristan und Isolde zum Plan des Doppelsuizids. Auf welchen psychologischen Ursprung ist dieser Todeswunsch zurückzuführen? Unwissend nehmen die Protagonisten statt des Todestrankes einen Liebestrank zu sich. Entspringen die nun überbordenden Emotionen wirklich erst einem vermeintlich magischen Liebeszauber?
Auch die Musik überschreitet alle Grenzen, indem Wagner die traditionelle Tonalität in chromatischen Klängen ausreizte und damit moderne Kompositionstechniken in das 20. Jahrhundert hinein maßgeblich beeinflusste. Der zwiespältige harmonische Verlauf, mit dem das Vorspiel der Oper eingeleitet wird und der im Verlauf der Handlung wiederholt leitmotivisch wiederkehrt, wurde als „Tristan-Akkord“ sprichwörtlich.
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko / Lothar Koenigs
Regie: Krzysztof Warlikowski
Bühne und Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Licht: Felice Ross
Video: Kamil Polak
Choreographie: Claude Bardouil
Choreinstudierung: Stellario Fagone
Dramaturgie: Miron Hakenbeck / Lukas Leipfinger