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1. Akt
Stensgård und Fjeldbo
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STENSGARD: Was für eine herrliche Nacht! Die Musik und der Jubel klingen weit über die Flur hinaus. Dort unten ist es stille. – Ja, der Mann, dessen Leben nicht von solch einer Stunde seine Weihe empfängt, verdient nicht auf Gottes Erde zu leben.
FJELDBO: Ja, aber nun sag' mir, – was wollt Ihr jetzt weiter bauen, – morgen und so alltags weiter?
STENSGARD: Bauen? Zuerst gilt es niederzureißen. – Du, Fjeldbo, mir hat einmal geträumt, – vielleicht sah ich es auch; – doch nein, ich träumte, aber so lebhaft! Mir war, als sei der Tag des Gerichtes auf Erden gekommen. Ich konnte das ganze Erdenrund sehen. Keine Sonne war da; nur ein gelbes Gewitterlicht. Da brach ein Sturm los; er fegte von Westen daher und fegte alles vor sich her; zuerst fegte er das dürre Laub fort, dann fegte er die Menschen mit sich fort; – aber sie hielten sich doch auf den Beinen. Die Mäntel umflatterten sie dicht, als sie wie in wilder Flucht dahinstoben! Zuerst sahen sie aus wie Bürgersleute, die im Winde ihren Hüten nachlaufen; aber als sie näher kamen, da waren es Kaiser und Könige; und was sie da im Laufe zu erhaschen suchten und nie erhaschten, so nahe daran sie auch immer waren, das waren Kronen und Reichsäpfel. Ach, zu Hunderten und aber Hunderten jagten sie vorbei, und niemand wußte, was vorgehe; aber viele jammerten und fragten: »Woher kommt nur dieser schreckliche Sturm!« Da erscholl die Antwort; eine Stimme sprach, und diese einzige Stimme weckte solchen Widerhall, daß dadurch der Sturm erregt wurde!