LJUBOW ANDREJEWNA in «Der Kirschgarten» I.

2. Aufzug 

Ljubow Andrejewna, Lopachin und Gajew 

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LJUBOW ANDREJEWNA (erschrocken): Nicht doch, Sie werden doch nicht gehen! Bleiben Sie, mein Lieber, ich bitte Sie darum. Es ist gemütlicher, wenn Sie da sind … (Pause) Mir ist immer so unheimlich zumute, als ob etwas Schreckliches eintreten müßte, als ob das Dach über uns einstürzen sollte … [...] Wir haben auch zu arg gesündigt. [...] O, meine Sünden, meine Sünden! … Ich bin mit dem Geld immer umgegangen wie eine Verrückte. Einen Schuldenmacher hab' ich geheiratet, der sich am Champagner totgetrunken hat, und dann hab' ich mich an einen andern gehängt, der es auch nicht besser trieb. Der Tod meines Jungen war die erste Strafe, er traf mich wie ein Schlag auf den Kopf. Ich floh blindlings, fort, nur fort, ins Ausland, um diesen Fluß nicht mehr zu sehen, der mir mein Kind geraubt hatte. Jener kam mir nach, und als er dort krank wurde, kaufte ich die Villa bei Mentone und pflegte ihn drei Jahre lang, gönnte mir Tag und Nacht keine Ruhe und kam selbst ganz und gar herunter. Und im vorigen Jahr, als man Schulden halber meine Villa verkauft hatte, fuhr ich nach Paris, und hier nahm mir der Mensch mein Letztes, wandte sich einer andern zu und ließ mich elend sitzen. Ich machte einen Selbstmordversuch … so dumm … so kläglich … und plötzlich erwachte in mir die Sehnsucht nach Rußland, nach der Heimat, nach meinen lieben kleinen Mädchen … (Wischt sich die Tränen aus den Augen) O Gott, mein Gott, sei mir gnädig, vergib mir meine Sünden! Straf' mich nicht länger! (Zieht ein Telegramm aus der Tasche) Das hab' ich heute aus Paris bekommen … Er bittet um Verzeihung, fleht mich an, ich möchte zu ihm zurückkommen … (Zerreißt das Telegramm) Lauscht. Ist das nicht Musik?

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