MEPHISTOPHELES in «Faust - Teil 1» II.

    14. Szene - Wald und Höhle. 

    Mephistopheles und Faust.

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    MEPHISTOPHELES: 
    Wie hättst du, armer Erdensohn
    Dein Leben ohne mich geführt?
    Vom Kribskrabs der Imagination
    Hab ich dich doch auf Zeiten lang kuriert;
    Und wär ich nicht, so wärst du schon
    Von diesem Erdball abspaziert.
    Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen
    Dich wie ein Schuhu zu versitzen?
    Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein
    Wie eine Kröte Nahrung ein?
    Ein schöner, süßer Zeitvertreib!
    Dir steckt der Doktor noch im Leib.
    [...] Ein überirdisches Vergnügen.
    In Nacht und Tau auf den Gebirgen liegen
    Und Erd und Himmel wonniglich umfassen,
    Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen,
    Der Erde Mark mit Ahnungsdrang durchwühlen,
    Alle sechs Tagewerk im Busen fühlen,
    In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen,
    Bald liebewonniglich in alles überfließen,
    Verschwunden ganz der Erdensohn,
    Und dann die hohe Intuition – (mit einer Gebärde)
    Ich darf nicht sagen, wie – zu schließen.
    [...] Das will Euch nicht behagen;
    Ihr habt das Recht, gesittet pfui zu sagen.
    Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen,
    Was keusche Herzen nicht entbehren können.
    Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen,
    Gelegentlich sich etwas vorzulügen;
    Doch lange hält Er das nicht aus.
    Du bist schon wieder abgetrieben
    Und, währt es länger, aufgerieben
    In Tollheit oder Angst und Graus.
    Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne,
    Und alles wird ihr eng und trüb.
    Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne,
    Sie hat dich übermächtig lieb.
    Erst kam deine Liebeswut übergeflossen,
    Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt;
    Du hast sie ihr ins Herz gegossen,
    Nun ist dein Bächlein wieder seicht.
    Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen,
    Ließ' es dem großen Herren gut,
    Das arme affenjunge Blut
    Für seine Liebe zu belohnen.
    Die Zeit wird ihr erbärmlich lang;
    Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn
    Über die alte Stadtmauer hin.
    »Wenn ich ein Vöglein wär!« so geht ihr Gesang
    Tage lang, halbe Nächte lang.
    Einmal ist sie munter, meist betrübt,
    Einmal recht ausgeweint,
    Dann wieder ruhig, wie's scheint,
    Und immer verliebt.

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