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1. Akt, 1. Auftritt
Monimia und Xiphares
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MONIMIA:
Ja, Prinz, ich darf es länger nicht verhehlen,
Zu heftig ist mein Schmerz, als daß ich schwiege.
Zwar zwingt mich eine strenge Pflicht dazu,
Doch endlich muß ich, mich des Zwangs entled'gend,
Zum ersten und zum letzten Male reden.
Du liebst mich schon seit langer Zeit, und ich
Empfand für dich dieselbe Zärtlichkeit.
Gedenk' des Tags, wo unheilsvoll mein Reiz
Dir Lieb' erweckte, die er nicht verdiente,
Der Hoffnung, die nur allzu bald dir schwand,
Der Unruh', die die Liebe deines Vaters
In dir hervorrief, und der herben Qual,
Mich zu verlieren, ihn beglückt zu sehn,
Der Pflicht, des Herzens Wunsch dir zu versagen,
Dann kannst du deiner Qual dich nicht erinnern,
Daß du der meinen nicht zugleich gedenkst,
Und als du heute Morgen sie mir maltest,
Fand jedes Wort in mir den Wiederhall.
O nutzlos, unheilsvolle Sympathie,
O Seeleneinheit, die das Schicksal trennt,
Wie grausam eint der Himmel so zwei Herzen,
Die er nicht für einander hat bestimmt!
Denn wie mich auch die Neigung zu dir zieht,
Ich sag's, um's nicht zum zweiten Mal zu sagen.
Mich bannt die Pflicht und ruft mich zum Altar,
Wo ich dir ew'ges Schweigen schwören werde.
Du seufzest, Herr, doch das ist, ach! mein Loos:
Nicht dir, nein, ich gehöre deinem Vater,
Du selbst mußt mir behülflich sein, daß ich
Dich aus dem allzu schwachen Herzen reiße.
Das wenigstens darf ich von dir verlangen,
Daß du aus meiner Nähe dich verbannst.
Aus dem, was ich verrieth, kannst du schon sehn,
Daß ich ein Recht, es zu befehlen, hätte;
Hat aber je dein edles Herz für mich
Geglüht, dann werd' ich dir's nur glauben können,
Wenn du von jetzt an sorgsam mich vermeidest.