Regie: Helmut Oehring, Stefanie Wördemann Premiere: 9. Dezember 2017 (Uraufführung) Oper Köln
Zum Inhalt: Zum 100. Geburtstag von Heinrich Böll entwickeln der Komponist und Regisseur Helmut Oehring und die Librettistin und Coregisseurin Stefanie Wördemann im Auftrag der Oper Köln und des Ensemble Musikfabrik ein instrumentalvokales Theater, inspiriert von einer Rede, die Heinrich Böll 1966 anlässlich der Eröffnung des Wuppertaler Schauspielhauses gehalten hat. Unter dem Postulat »Die Kunst muss zu weit gehen« äußerte er sich darin zum Verhältnis von Kunst, Politik und Gesellschaft. Dabei sprach er sich dezidiert gegen die Idee einer Kunst aus, die der Gesellschaft und den Mächtigen gefällig zu sein hat. Heinrich Bölls Prosa und Lyrik sowie seine Äußerungen zu gesellschaftspolitischen Fragen besitzen bis heute die Kraft zu polarisieren.
Musikalische Leitung: Bas Wiegers Idee, Komposition, Szenische Realisation: Helmut Oehring Konzeption, Textbuch, Dramaturgie, Szenische Realisation: Stefanie Wördemann
Audiokonzeption- und Produktion, Raumkonzeption, Sounddesign und Klangregie: Torsten Ottersberg Licht Philipp: Wiechert
''Während die Kinder niedlich anzuschauen sind und die vorgetragenen Texte oft nachdenklich stimmen, sind die musikalischen Motive schwer zugänglich. Die hohen Stimmen der drei Engel (Emily Hindrichs, Adriana Bastidas-Gamboa und Dalia Schaechter) erkunden mit sirrend hellem, lang gedehntem Gesang komplexe Klangspektren und Grenzen der Tonalität. Jedoch nur in seltenen Momenten werden die getragenen Melodielinien tatsächlich eingängig, wenn etwa plötzlich der Einfluss Henry Purcells hörbar wird. Die Instrumentalisten treten immer wieder hervor und lassen mit ungewohnten musikalischen Solos aufhorchen. Ihre Vokalaktionen und ihr rhythmischer Sprechgesang kontrastieren oft mit dem getragenen Soprangesang der Engel. In kurzen Sequenzen werden einzelne Musiker plötzlich darstellerisch tätig, treten in Interaktion mit den Kindern und sprechen plötzlich auf der Bühne. So tritt Perkussionist Dirk Rothbrust plötzlich hervor, und die Kinder rufen „Papa, guck mal!“. Laut betont Rothbrust jedoch, er habe keine Zeit. Stattdessen beklagt er vehement das Nicht-Vorhandensein des Staates. Später ergehen sich die Kinder in ähnlich komplexen Betrachtungen der Welt.
Leider bleiben die performten Kompositionen, die erzählten Sequenzen und auch die ausgewählten Texte zäh und weitestgehend zusammenhanglos. Später gekonnt experimentell zitierte Klassiker wie Leonard Cohens Hallelujah und die Zuhälterballade aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper befrieden etwas mit der insgesamt sperrigen und schwer zugänglichen Aneinanderreihung visueller und akustischer Eindrücke.'' schreibt Ansgar Skoda am 11. Dezember 2017 auf KULTURA-EXTRA