Zum Inhalt: Zwei Männer wollen die Treue ihrer Frauen prüfen und gehen eine Wette ein, dass sie standhaft bleiben. Die Frauen müssen sich heftigen Attacken der Männer erwehren, die die Festung ihrer Treue am Ende doch noch zu Fall bringen. Aber die Männer, als beteiligte Elemente des Experiments, haben nicht damit gerechnet, dass auch sie ihren Frauen und ihren Gefühlen untreu werden könnten. Das Betrügen, Verwirren, Belügen - der anderen und sich selbst - ist grotesk komisch und grausam zugleich. Die einen machen sich eher weniger Gedanken über die neue Lage (Guglielmo und Dorabella), die anderen ringen bis zur Erschöpfung darum (Fiordiligi und Ferrando). Die Schlusszeremonie soll den gesellschaftlichen status quo zementieren und zwingt die neue Freiheit in die Knie. Doch die Heirat ist nur Schein, und unter der Oberfläche der Tradition rumort es.
Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch Kostüme: Victoria Behr Licht: Carsten Sander Dramaturgie: Johannes Blum Chor: Eberhard Friedrich
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
''Alle Inszenierungen von ihm haben eine v.a. optische Prägnante. Es gibt Farben über Farben, und du wirst bei all dem "Einatmen" von so viel Farbe rauschhaft animiert, dass du am Ende nicht mehr weißt, wie alle diese vielen Farben eigentlich dann heißen. So geschehen auch während der über dreistündigen Così-Aufführung, wo ihm (dem Bühnenbildner/Regisseur in Personalunion) die mehrfach ausgezeichnete Kostümdesignerin Victoria Behr und der für die Beleuchtung zuständige Carsten Sander "assistierten": sie steckte das darstellende Personal in aberwitzige Klamotten, er färbte den Raum mit wechselnd buntem Licht.
All dieses Äußerliche würde freilich halb bloß funktionieren, wären da nicht Fritsch´s Personenführungen: Den Così-Mozart ist er nicht bereit mit philosophischer Hinzutuung oder mit psychoanalytischer Seziererei zweckzuentfremden. "So machen es alle", jene Titelzeile der besagten Oper, stellt für ihn sowohl das Motto als auch die Gebrauchsanweisung sexuell aktiver oder wenigstens gewillter (also sexuell gewillter) Menschen unsrer Tage dar. Das überzeugt sofort, womöglich auch den prüdesten Beschauer dieser völlig ungezügelten und superbunten Runde. Ja und Fritsch´s AkteurInnen machen den Miesepetern kaspernd-frohgemut den Garaus, und die Chose tut sich peu à peu in allgemeinen Jux & Dallerei verlieren...'' schreibt Andre Sokolowski am 9. September 2018 auf KULTURA-EXTRA