Bewertung und Kritik zu
TROUBLE
Gus Van Sant
Deutschland-Premiere: 24. August 2022
Kampnagel Hamburg
Zum Inhalt: Gus Van Sant gilt mit Filmen wie »My Private Idaho« oder »Milk« als Protagonist des New Queer Cinema, der mit feinfühligem Blick die Gefühlswelten von verschlossenen Charakteren erforscht. Mit TROUBLE, ursprünglich als Filmprojekt geplant, hat er sein erstes Theaterstück geschrieben und inszeniert. Es handelt in einer fiktionalen Erzählung von den Anfängen der Pop Art Ikone Andy Warhol und den radikalen Umbrüchen der 60er Jahre und zeigt, wie der junge, schwule Katholik seine fluide Identität als Pop-Künstler entwickelt hat – und dabei bis heute als Mythos nicht fassbar geworden ist. Van Sant nimmt dem Theater gegenüber dieselbe neugierig-unbefangene Beobachterposition ein, mit der Warhol sich der Kunst genähert und Menschen mit der Kamera gefilmt hat. Mit einem (selbst komponierten) Musical wählt er außerdem eine Kunstform, die für ihre oberflächliche Popularität bekannt ist. Und schließlich setzt er Warhols Prophezeiung um, dass in Zukunft alle jungen Menschen berühmt sein und Rollen spielen werden, und lässt neun Anfang 20-jährige Schauspieler*innen aus Portugal bestechende Dialoge und Songs mit Broadway-Geste performen. Die Einfachheit von Van Sants Inszenierung lässt einen Fokus auf Text und Musik zu und vertraut der Freiheit zum ungebrochenen Spiel des jungen Teams. So entsteht ein dichtes, atmosphärisches Porträt eines Künstlers, der mit seinen Ideen zur Vervielfältigung von Bildern und Bildschirmen soziale Medien, Bildproduktion und Selbstinszenierung vorweggenommen hat.
Mit: Carolina Amaral, Diogo Fernandes, Francisco Monteiro, Helena Caldeira, João Gouveia, Lucas Dutra, Martim Martins, Miguel Amorim, Valdemar Brito
Text, Musik, Regie: Gus Van Sant
Künstlerische Mitarbeit: John Romão
Musikalische Leitung: Paulo Furtado / The Legendary Tigerman
Sprachcoach: João Henriques And Pessoa Junior
Bühne: José Capela (assistiert von António Pedro Faria mit Bildern von José Carlo
Portraits: Bruno Simão
Kostüm: Joyce Doret (assistiert von Luana Portella)
Licht: Rui Monteiro
Sound Design: João Neves
Sound-Technik: Rui Antunes