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Marias Testament

Bewertung und Kritik zu

MARIAS TESTAMENT
von Colm Tóibín
Regie: Elmar Goerden 
Wiederaufnahme: 21. Oktober 2018 
Hamburger Kammerspiele
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Zum Inhalt: Marias Testament ist die Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn nicht beschützen konnte und der somit das Schlimmste geschah, was einer Mutter geschehen kann.
Eine Mutter erzählt die Tragödie ihres Lebens. Sie erzählt von der Entfremdung, vom grausamen Tod ihres Sohnes und sie erzählt dies alles auf ganz und gar persönliche Weise, aus der Perspektive ihrer eigenen, individuellen Erfahrung.
Maria ist, in der Erzählzeit des Romans und Stückes, mittlerweile eine alte Frau, lebt allein in der antiken Stadt Ephesos, hadert mit düsteren Erinnerungen und merkt, dass sie belauert wird. Zwei sehr zudrüngliche Jünger Jesu suchen sie in ihrem Haus auf, fragen sie nach den Ereignissen im Leben Jesu aus, die sie doch aus nächster Nähe erlebt haben muss: Die Wunder, die er vollbrachte, den Märtyrertod am Kreuz, den er erlitt, die Wiederauferstehung. All jene Ereignisse also, aus denen in der Überlieferung der Evangelisten der zentrale Teil des Neuen Testaments besteht. Maria bestätigt den biblischen Sinn dieser Ereignisse keineswegs. Von Erlösung hält sie so wenig wie vom Glauben an die Wiederauferstehung. Sie hält nichts von den Lehren ihres Sohnes, auch nichts von der charismatischen Wirkung, die er zu Lebzeiten auf Menschen ausübte.

Mit Nicole Heesters

Regie und Bühne: Elmar Goerden
Kostüm: Lydia Kirchleitner

5 von 5 Sterne
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Die Wahrheit
6 Jahre her.
Kritik
"Ich werde die Wahrheit sagen", verspricht Maria, als sie sich unter dem Tisch in ihrer Wohnung herausgeschält hat. Sie sei alt und habe nicht mehr lange zu leben, deshalb werde sie jetzt schonungslos von allem Zeugnis ablegen, was sie gesehen hat. Und auch von dem, was sie nicht gesehen und damit auch nicht bezeugen könne. Obwohl ihre "Aufpasser", wie sie sie nennt, Lukas und Markus damit überhaupt nicht einverstanden sein werden. Doch Maria will endlich reinen Tisch machen. Maria ist eine Mutter, aber eine besondere, nämlich die von Jesus. Jeder hat von ihr ein bestimmtes Bild vor Augen. Doch diese Maria hier auf der Bühne der Kammerspiele ist nicht die Heilige, dessen Bild man gerne zeichnet. Doch sie demontiert nicht nur ihr eigenes sondern auch das Bild ihres Sohnes, den sie für einen Missratenen und nicht etwa für einen Heilsbringer hält. Die Wunder, die dieser ihr fremd gewordenen Mann begangen habe, kann sie nicht wert schätzen. Auch dass er sich als Gottes Sohn bezeichnet, kommt ihr wie Blasphemie vor. Sie wüsste schließlich am besten, dass er der Sohn ihres Ehemannes Josef gewesen sei. Doch auch mit sich selbst geht sie hart ins Gericht. Sie hätte ihn in der Stunde seines Todes im Stich gelassen, weil sie um ihr eigenes Leben fürchtete. Deshalb könne sie seine Auferstehung auch nicht bezeugen, wie es die Apostel von ihr einfordern. Das Stück von Colm Tóibín ist eine Provokation für alle diejenigen, die gerne an die eine Wahrheit glauben wollen. Für alle, die gerne auch andere Sichtweisen reflektieren wollen und sei es eine andere auf die Grundlage des Christentums, ist dieses Stück eine großartige Anregung zur Hinterfragung. Einig werden sich jedoch alle sein, dass Nicole Heesters in der Rolle der Maria Großartiges leistet. Sie spielt die Mutter nuancenreich, zart, stark, nachdenklich, offen, schonungslos, einfühlsam und ehrlich bis an die Schmerzgrenze. Das ist hohe Schauspielkunst. Sie hält die Spannung unter der Regie von Elmar Goerden über volle zwei Stunden alleine auf der Bühne. Standing Ovations waren ihr in den voll besetzten Kammerspielen sicher. Birgit Schmalmack vom 15.3.18 www.hamburgtheater.de
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