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ANTHROPOLIS II: Laios

Bewertung und Kritik zu

ANTHROPOLIS II: LAIOS 
von Roland Schimmelpfennig
 
Regie: Karin Beier 
Premiere: 15. September 2023 
Deutsches Schauspielhaus Hamburg 

Eingeladen zum 61. Berliner Theatertreffen (2024) 

Zum Inhalt: In Theben hebt nach dem Ende des Pentheus und der Machtübernahme durch Labdakos, einem weiteren Enkel von Kadmos, eine Zeit voller Gewaltexzesse an. Schließlich wird Laios, der Sohn des Labdakos, aus dem Exil zurückgeholt und inthronisiert. Doch kommt er nicht allein, der junge Chrysippos aus Pisa begleitet ihn. Ist er der Grund für die Kinderlosigkeit des neuen Königspaares Laios und Iokaste oder ist es doch der Orakelspruch der Seherin Pythia? Schon taucht die nächste Kreatur vor den Toren der Stadt auf: die Sphinx, ein Tierwesen aus Löwe, Frau und Vogel, das die  Stadt singend und rätselhaft in den mörderischen Wahnsinn treibt. In einem hochpoetischen und multiperspektivischen Monolog, der die verschiedenen Charaktere und Mythenvarianten über den Vater des Ödipus zu Wort kommen lässt, geht die Inszenierung der Frage nach, was das Paar Laios und Iokaste trotz des religiösen Verbotes dazu bewogen haben könnte, einen Nachkommen zu zeugen. Wie viel Verantwortung tragen die Eltern am Schicksal ihres Kindes Ödipus, das sie gleich nach der Geburt im Gebirge verschwinden lassen wollten? Wie viel Schuld wird von Generation zu Generation weitervererbt und wie viel Freiheit bleibt dem einzelnen, sich daraus wieder zu befreien?

Mit Lina Beckmann

Regie: Karin Beier
Bühne: Johannes Schütz
Kostüme: Wicke Naujoks
Licht: Annette ter Meulen
Video: Voxi Bärenklau
Musik: Jörg Gollasch
Dramaturgie: Sybille Meier

3.5 von 5 Sterne
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Virtuose Fingerübung
1 Jahr her.
Kritik

Lina Beckmann darf in dem 90minütigen „Laios“-Monolog einige Register ihres Könnens ziehen. Auf der bis zur Brandmauer geöffneten, fast leeren Bühne von Johannes Schütz wechselt sie munter die Rollen und Perspektiven. Alles steuert natürlich auf den Orakel-Spruch von Delphi zu: bei Beckmann ist Pythia eine schrullige alte Frau, die unter Hustenanfällen den Fluch herauswürgt, der auf dem Haus der Atriden und dem Sohn von Laios und Iokaste lastet.

Wenn Beckmann nicht gerade den Laios in all seinen Entwicklungsstufen – als im Wald ausgesetztes, blutverschmiertes Kind, als junger Liebhaber von Chrysippos oder als nach Theben zurückgerufener König – gibt, dann übernimmt sie einfach alle anderen Rollen gleich mit. Neben der Gattin Iokaste performt Beckmann die komplette Ratsversammlung oder als besonderes Kabinettstücken die Sphinx als Mischwesen aus Frau, Vogel und Katze im blauen Pailetten-Kleid.

Lina Beckmann schwitzt, spuckt, faucht, tanzt und fragt im Stil der wohlmeinenden Grundschullehrerin nebenbei auch noch ab, ob das Publikum bei Teil 1 des Marathons richtig aufgepasst hat und all die Namen richtig zuordnen kann.

Das ist eine sichere Bank für ein volles Haus mit anschließendem Jubel für den Star, aber doch nur ein kleines Intermezzo im Serien-Marathon. Lina Beckmann trägt die 90 Minuten bis auf kurze Videoeinspieler auf der Zielgeraden und kommt ganz ohne „Anspielwurst“ aus. Natürlich bewältigt sie auch das. Aber es bleibt eine virtuose Fingerübung. Wer Lina Beckmann in Höchstform über die Langstrecke erleben will, sollte sie sich als "Richard the Kid and the King" ansehen.

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Soloabend mit Lina Beckmann
1 Jahr her.
Kritik

''Lina Beckmann erzählt das alles als lockeren Bericht, nicht ganz ohne Humor und mit einigen Wissensabfragen ans Publikum. Wer im Prolog aufgepasst hat, kann Antwort geben. Aber auch so hat man an diesem Abend seinen Spaß. Mal wie ein vorgezogenes Satyrspiel mit Leierbegleitung, mal als Mimen- und Maskenspiel wirft sich die Schauspielerin ins Zeug. Sie faucht wie eine Katze, reißt eine Rinderattrappe als wild aufwachsender Laios. Steine werden herumgetragen, ein Chor aus antiken Masken wird aufgebaut und ein roter Teppich für den jungen Herrscher Laios zu seiner Inthronisation ausgerollt. Doch der jugendliche Held hat ganz andere Interessen, besonders am jungen Sohn des Pelops, mit dem er als schwules Paar im Streitwagen durchbrennen will. Ob diese Variante der Story oder doch eine andere von der Entführung eines Minderjährigen richtig ist, bleibt offen.

Auch das erste Treffen zwischen Laios und Iokaste läuft wie bei normalen Teenagern ab. Ein Trip mit dem Motorroller zum Imbiss, wo eine alte Wahrsagerin mit Raucherhusten die Prophezeiung, die man landläufig als Fluch des Ödipus kennt, heraus röchelt. Jugendliche Unbekümmertheit oder Einsicht zur gerechten Staatsführung und Zeugung eines Stammhalters, das sind so die Probleme, vor denen das junge Herrscherpaar wider Willen steht. In mehreren Varianten spielt Lina Beckmann diese Konfliktlösung durch, während an der Bühnenrückwand im Video eine fröhlich hippieske Beachparty mit dem ganzen Thebaner Clan abläuft. Hier bekommt man schon mal einen kleinen Vorgeschmack, auf das, was noch an Tragödie in diesem Labdakiden-Zyklus steckt und wer die ProtagonistInnen sind. Und über allem schwebt der fiese Schrei der Sphinx, den Beckmann immer wieder ertönen lässt.'' schreibt p. k. am 19. März 2023 auf KULTURA-EXTRA

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