Regie: Krzysztof Garbaczewski Premiere: 10. Februar 2021 Theater Freiburg
Zum Inhalt: Faust steigt hinab bis zu den Müttern, Mephisto stellt sich – trotz Abneigung – seiner vorchristlichen Verwandtschaft und Helena wagt den Sprung von der Antike ins Mittelalter. Unterdessen trägt sich Bedeutsames zu im Laboratorium des Wissenschaftlers Wagner: Nach geheimer Rezeptur erforscht er nichts Geringeres als die Kreation von Leben (ganz ohne müßige menschliche Vereinigung…). Im Reagenzglas erblickt Homunkulus das Licht der Welt und formuliert nur einen einzigen Wunsch: Im besten Sinn zu entstehen…
Mit: Mit Thieß Brammer, Victor Calero, Laura Friedmann, Janna Horstmann, Stefanie Mrachacz
Regie und Live-Kamera: Krzysztof Garbaczewski Bühne, Kostüme und Licht: Aleksandra Wasilkowska Licht: Mario Bubic Ton: Daniel Lozano VR-Design: Dream Adoption Society Dramaturgie: Tamina Theiß, Laura Ellersdorfer Komposition: Jan Duszynski Kameraassistenz: Finn Bühr
Avatar-Experiment zu eintönig vorgetragenem Goethe-Text
4 Jahre her.
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Kritik
Das unerforschte Terrain, das der polnische Regisseur an der Schnittstelle zwischen Theater-Klassiker aus dem deutschen Bildungskanon, Film und virtueller Realität betritt, ist so schwankend wie die Wackelkamera, die Faust (Thieß Brammer) durch den knapp 100 minütigen Abend begleitet.
Das Interessante an dieser Inszenierung ist, dass sie leibhaftige Schauspieler*innen aus dem Stadttheater-Ensemble auf künstlich erschaffene Avatare treffen und mit ihnen interagieren lässt. Wie Cybertheater-Experte „dabeigewesen“ in einem Kommentar auf Nachtkritik treffend schreibt, ähnelt die Ästhetik dieser „Faust II“-Welten jedoch noch zu sehr den „Second Life“-Welten und der Videospiel-Ästhetik der 00er-Jahre, in denen auch die „Ultraworld“-Installation von Susanne Kennedy und Markus Selg vor einem Jahr an der Volksbühne stecken blieb, „als sei die Entwicklung dort stehen geblieben, als böten nicht die virtuellen Welten ganz andere Möglichkeiten“. Aber es ist anerkennenswert, dass ein Stadttheater – noch dazu eines abseits der Metropolen – ins Risiko geht und neue Formate auf hohem technischem Niveau ausprobiert.
Bei dieser Expedition wird das Publikum allerdings auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Die Goethe-Verse aus seinem kaum noch aufgeführten Alterswerk „Faust II“ werden gleichförmig und sedierend vorgetragen.
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