Kritik
Mit den aktuell laufenden Inszenierungen „Der Ruhrfaust“ und „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ zeigt sich das GRENDTheater von neuen Seiten. In Kooperation mit dem Schauspiel Essen entstand mit „Der Ruhrfaust“ ein lokales Stück, eine Neudenkung des Urfaust von Goethe, mit Bezug zu Momenten, die die Essener kennen. Die Handlung spielt in der fiktiven Kneipe „Zum kernigen Pudel“ in Eiberg; Schluss mit trockener Deutschlektüre - hier wird die textmächtige Geschichte jeder und jedem verständlich, mit Humor, Witz und Ernsthaftigkeit zugleich. Geschrieben hat es der erfolgreiche Journalist Gordon Strahl, dem es wichtig ist, nicht nur ins Vergangene zurückzublicken, sondern eine neue Perspektive aus dem Ruhrgebiet heraus zu schaffen. Faust wird gespielt von Raphael Batzik, Grete von Aless Wiesemann und Marthe von Gina Brooks. Als Mephis Topheles wirkt der vielfältige Angelo Enghausen-Micaela, trägt als teuflisch charmanter Entertainer Emotionen und Ausdruck von der Bühne ins begeisterte Publikum. Jetzt, in „Der Ansager…“, strahlt er als Solist: Er spielt den verzweifelten Ansager, der nicht nur über seine Konflikte mit Andrea (die von ihm angekündigte Stripperin) philosophiert und darüber, ob der moderne Striptease ausgestorben ist, sondern, tiefer, ein Kindheitstrauma überwindet. Vier unterschiedliche Figuren müssen zum „Ausdruck und Ausbruch“ gebracht werden, dies stelle eine besondere Herausforderung dar, so Angelo Enghausen Micaela. Die Regie übernahm Daniel Fischer, der mit Angelo schon ein eingespieltes Team ist. „Ich finde indirekt sieht man sehr viel von dir“, so Fischer über seinen Kollegen.
Enghausen Micaela hat in seiner lange Schauspielkarriere schon an diversen Projekten mitgewirkt, unter anderem in neuen kollektiven und medialen Theaterformen, dem Kresch Theater Krefeld oder dem Präventionsprogramm „Mein Körper gehört mir“ für Kinder und Jugendliche an Schulen. Angelo spielt für jedes Publikum, Typ und Alter mit Leidenschaft. Auch Kabarett wie der „Geierabend“ in Dortmund hat er im Repertoire. „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ wurde von Bodo Kirchhoff geschrieben, der 2016 für seine Novelle „Widerfahrnis“ den deutschen Buchpreis gewann. Seine psychologisch tiefgehenden Dramentexte sind voller Komik und Tragik und vor allem voller Sprachkunst.
Zeitgenössischen Autor*innen, neben Kirchhoff auch Marc Uwe Kling (Die Känguru Chroniken) und Christine Brückner (Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen), möchte das GRENDTheater (ehem. Theater Freudenhaus) nun verstärkt eine Bühne bieten und dennoch die Ruhrgebietskomödie nicht aus den Augen lassen. Jede*r ist willkommen und egal, welche Themen auch ausgehandelt werden, das GRENDtheater ist ein entspannter Kulturort, offen für Neues und Kollaborationen und bietet kulturelle Abendprogramme mitten in Steele.