Regie: Frank Heuel Premiere: 14. Januar 2022 (Theater im Pumpenhaus Münster) Bonn-Premiere: 4. Februar 2022 Theater im Ballsaal Bonn
Zum Inhalt: Wir leben in stürmischen Zeiten. Nicht nur wegen eines Virus. Es tosen Proteststürme, es stürmen die Jungen, vielleicht die allmächtigen Götter, es wirbelt die Natur, es droht die Ruhe vor dem Sturm und es trügt jene im Auge des Orkans. Fünf Performer*innen und vier BlechBlasMusiker bringen die Luft in Bewegung und fragen: Was ist es, das uns selbst zum Stürmen bringt? Womit ist der eigene Sturm vergleichbar oder wohin führt der anderer? Sie stellen sich in den Sturm, versuchen ihm zu trotzen, erzählen von der Lust und Zerstörung, Kraft und Erschöpfung, dem Chaos und der Faszination, der kreatürlichen wie natürlichen Energie.
Mit: Nicole Kersten, Manuel Klein, Laila Nielsen, Harald Redmer, Wanda Wylowa Live-Musik: Moritz Anthes, Helmut Buntjer, Florian Esch, Tobias Herzog
Regie: Frank Heuel Bühne, Kostüme, Video: Annika Ley Musikalische Leitung: Helmut Buntjer Assistenz: Eugenia Fabrizi Produktionsleitung: Jennifer Merten Produktionsmanagement: Svenja Pauka Öffentlichkeitsarbeit: Claudia Grönemeyer
''Urkomische Akzente setzt die Kölnerin Nicole Kersten, wenn sie als überforderte Mum im Joggingdress ihren lieben Kleinen in die Schule chauffieren möchte. Dabei ist sie sodann vom Verkehrsaufkommen und Sohnemann hoffnungslos überfordert. Da überholt sie kopflos gerne einmal ausscherende Busse oder regt sich über parallelfahrende Altersgenossen auf dem Lastenfahrrad auf: „Nee, ich habe noch nichts fürs Klima getan!“ Ihrer Anspannung wird sie auch bei beherzten Meditationsversuchen nicht Frau. Wanda Wylowa und Laila Nielsen sprechen bald synchron einen köstlichen Monolog, in dem Ameisen genuss- und gewaltvoll einen Mistkäfer verspeisen. Es zeugt von herrlicher Situationskomik, wenn auf dem Höhepunkt des Mahls die außenstehende Nicole Kersten perplex zwischen beide gerät.
Das illustre Bläserquartett (Moritz Anthes, Helmut Buntjer, Florian Esch, Tobias Herzog) setzt durch plötzliche Einsätze dramaturgische Akzente, begleitet kunstvoll gesangliche Solos oder spielt in einem gelungenen Instrumentalsolo „Moon River“. Zum Ende hin wenden sich die Darsteller ihrem Publikum zu und glätten die Wogen, wenn sie daran erinnern, dass Tränen salzig schmecken und ein Blick sein Gegenüber halten kann. Trotzdem gilt es dem sogenannten Anthropozän, dem Erdzeitalter des Menschen, einen Denkzettel zu verpassen. Schon bald hat Ausstatterin Annika Ley das karge Bühnenzentrum mit üppig wuchernden Topfpflanzen bedacht. Die inmitten der Grünpflanzen platzierten Darsteller beschwören nacheinander die Formel, Angst vor der Natur müsse aufhören. Sie glauben zu erkennen, dass wir nur durch Umweltrechte und eine Gleichstellung der Natur die Erdüberlastung und das Kollabieren des Ökosystems noch abwenden können. Hierzu wäre es sinnvoll Natur endlich als Rechtssubjekt zu bewerten, damit Naturschutz nicht mit dem Eigennutzungsrecht konfligiere, so die lebendige Diskussion auf der Bühne. Einhellig fordert das Ensemble schlussendlich eine ökologische Revolution des Rechts. Und Recht haben sie, tatsächlich gefährdet das Anthropozän längst den überbevölkerten und ressourcenerschöpften Planeten.'' schreibt Ansgar Skoda am 3. Februar 2022 auf KULTURA-EXTRA