Bewertung und Kritik zu
WOYZECK
von Georg Büchner
Regie: Sarah Kurze
Premiere: 10. November 2023
Theater Bonn
TICKETS ONLINE KAUFEN
Zum Inhalt: Jeder Mensch ist ein Abgrund – niemand weiß das so genau wie diejenigen, die unaufhaltsam vor ihm stehen. So wie der mittellose Soldat Woyzeck, der alles Menschenmögliche auf sich nimmt, um seine Freundin Marie und das gemeinsame Kind zu versorgen. Er ist Handlanger und Barbier seines Hauptmanns und Versuchskaninchen einer Ärztin. Durch seine Armut ausgeliefert, erleidet Woyzeck seinen Alltag, der durch Spott, Hetze, Drill, Verachtung und Gewalt bestimmt ist. Seinem Freund Andres ergeht es ähnlich, zumindest die Hoffnung auf eine friedliche Revolution von unten gibt dieser aber nicht auf. Marie erhofft sich ein unabhängigeres Leben, weiß aber neben der Vollzeitbetreuung für ihr Kind nicht, wie sie das realisieren könnte. Ihre Nachbarin Margret beobachtet die gesellschaftlichen Verhältnisse sehr genau. In ihr wächst eine Wut heran, die langsam auf alle Anderen übergreift.
In Büchners Dramenfragment sind alle Figuren Getriebene, sind Unterdrückende und Unterdrückte, Opfer und Täter. Woyzecks Versuch, sich durch Selbstmord aus der Spirale zu befreien, scheitert. Auch der versuchte Mord an Marie bringt keine »Erlösung«, keine Veränderung der Verhältnisse mit sich. Nicht mal der an der Ärztin oder dem Hauptmann. Am nächsten Tag gibt es einen neuen Woyzeck, eine neue Marie, die in gesellschaftlichen Zuständen leben, denen sie nicht entkommen können. Sie alle sind Stellvertreter für Millionen von Menschen, die aus dem Systemfehler der Armut und der damit einhergehenden Spaltung der Gesellschaft keinen Ausstieg finden.
Inszenierung: Sarah Kurze
Musik: Samuel Wiese
Bühne: Janja Valjarević
Kostüme: Vanessa Vadineanu
Dramaturgie: Nadja Groß