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Bauchgefühl

Bewertung und Kritik zu

BAUCHGEFÜHL 
hannsjana
Premiere: 30. August 2023 
Theater Thikwa Berlin 

Zum Inhalt: Wer möchte ein Baby bekommen und soll nicht? Und wer möchte keine Babys bekommen, aber soll? In einem unterhaltsamen Geburtsvorbereitungskurs verhandeln Performer*innen von Theater Thikwa und das feministische Kollektiv hannsjana die großen politischen Fragen, die sich tagtäglich an ihre Bäuche richten. Zum Beispiel was reinkommt: Bier, Kuchen, oder Kinder – und was rauskommen darf. In einer humorvollen Bühnenshow übernehmen die Performer*innen in „Bauchgefühl“ selbst die Verantwortung für sich und andere, entwickeln neue Formen von Reproduktion, Elternschaft und Fürsorge – oder entscheiden sich bewusst dagegen, ihre Körper und ihre Aufmerksamkeit mit irgendwem zu teilen.

Von und mit: Laura Besch, Heidi Bruck, Kristin Feuerer, Jule Gorke, Hannah Grzimek, Jasmin Lutze, Mereika Schulz, Katharina Siemann, Marie Weich

Konzept und Regie: hannsjana
Kostüm & Bühne: Jelka Plate
Licht: Katri Kuusimäki
Künstlerische Mitarbeit: Merete Kaatz
Technik: Holger Duhn, Eric Scheller, Christoph Wüst
Assistenz: Inge Pabel, Kimberley Süptitz
Erstellung AD-Fassung: Elena Jansen
Redaktion AD-Fassung: Evelyn Sallam
Sprechen AD: Elena Jansen

4.0 von 5 Sterne
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Gelungenes Inklusionsprojekt voller ironisch zugespitzter Perspektivwechsel
1 Jahr her.
Kritik

Bemerkenswert ist diese Stückentwicklung allein schon, weil der Kooperation des Theater Thikwa mit dem feministischem Freie Szene-Kollektiv hannsjana etwas gelingt, was sich jedes Inklusionsprojekt vornimmt, aber nur selten erreicht. Zu oft sind behinderte Spieler*innen nur dekoratives Anhängsel oder mit gewaltigen Textmassen überfordert. In „Bauchgefühl“ stehen behinderte und nichtbehinderte Spielerinnen hier gleichberechtigt nebeneinander und berichten über ihre eigenen Erfahrungen. Daraus entsteht ein Mosaik aus ganz verschiedenen Perspektiven rund um die Themen Schwangerschaft und Abtreibung. Dramaturgisch ist der 80 Minuten kurze Abend so geschickt gebaut, dass die Spielerinnen wie ein organisches Ganzes wirken und keine Sichtweise dominiert: Mal werden einzelne Erfahrungen aus der Ich-Perspektive klar markiert, mal bleiben sie anonym, wenn mit einem von She She Pop mehrfach verwendeten Kunstgriff davon die Rede ist, dass „eine/einige von uns…“ dies oder jenes erlebt haben.

Unter den Performances der Freien Szene und des Stadttheaters ragt diese dritte Zusammenarbeit von Theater Thikwa und hansjanna aber auch heraus, da sie noch etwas anderes schaffen, was auch sehr viele versuchen und selten einlösen. Der Abend ist ebenso unterhaltsam wie lehrreich: Infotainment der besten Sorte. Zum Gelingen des Abends trägt entscheidend bei, dass das Ensemble mit ironischen Zustimmungen und Brechungen arbeitet. Einzelne aus dem Publikum werden genauso von oben herab angeredet, wie die Gesellschaft oft mit Menschen mit Behinderungen oder kleinen Kindern umgeht. Ein kleines Highlight dieses Abends voller gelungener Perspektivverschiebungen ist zum Beispiel die Videosequenz, in der junge Eltern ihr Unverständnis beklagen, wie sich Kolleginnen, seit sie am Theater arbeiten, keine anderen Themen mehr haben und sich völlig vereinnahmen lassen.

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