Bewertung und Kritik zu
IPHIGENIE AUF TAURIS (16+)
von Johann Wolfgang Goethe
Regie: Nora Bussenius
Premiere: 19. Februar 2020
Theater an der Parkaue, Berlin
Zum Inhalt: Iphigenie kann Thoas' Werben nicht mehr entgegenstehen, will sie weiterhin das Blutopfer gegen alle Fremden, die an die Küsten seines Reiches gelangen, ausgesetzt sehen. Doch sie kann sich nicht durchringen, die Frau eines Mannes zu werden, dessen Land ihr Zuflucht, aber nicht Zuhause sein sollte. Was sie bei Thoas erreicht hat, kann sie in ihrer Familie nicht vorfinden. Blutig mordet sich das Haus Tantalus von einer Generation in die nächste. Ihr Bruder Orest bringt ihr die jüngsten Geschehnisse, die alle dieser Kette folgen. Und doch zieht es sie genau dorthin zurück. Wem ist Iphigenie verpflichtet?
Goethe hat eine durch ihre Ansprüche an sich selbst aufgeriebene Frauenfigur geschrieben. Unbedingt streckt sie nach allem Morden der letzten Jahrhunderte ihre Hand zum Frieden aus und will die Hand des Anderen gereicht sehen. Hier ist eine große Utopie notiert, von einer Frau erbarmungslos eingefordert: Die Welt muss nicht bleiben, wie sie ist, die Zukunft ist verhandelbar. Rachefeldzüge und Blutopfer können der Vergangenheit angehören. Sie bedürfen keiner Fortsetzung mehr, wenn Versöhnung an ihre Stelle tritt.
Mit Filip Grujic, Hanni Lorenz, Florian Pabst, Klara Pfeiffer, Friedrich Richter
Regie: Nora Bussenius
Bühne + Kostüme: Christin Vahl
Video: Gary Hurst
Musik: Daniel Dorsch
Dramaturgie: Justus Rothlaender
Regieassistenz: Nathalie Knors + Teresa Meckel
Theaterpädagogik: Meike Krämer